Biografie Ottfried Fischer
Lebenslauf
Der bayerische Kabarettist und Schauspieler Ottfried
Fischer erwarb sich in den Jahrzehnten seines
Künstlerlebens den Ruf eines typisch bajuwarischen
Humoristen. Zur Popularität des gebürtigen
Niederbayern hat auch seine optisch beeindruckende
Erscheinung nicht unwesentlich beigetragen. Dem
TV-Publikum wurde der eine betont langsame,
„brummbärige“ Sprechweise pflegende „Fischer Otti“
vor allem durch seine Titelrollen in den Langserien
„Der Bulle von Tölz“ und „Pfarrer Braun“ bekannt.
Ottfried Fischer wurde am
7. November 1953 im heute
zur Marktgemeinde Untergriesbach (Landkreis Passau)
gehörenden Weiler Ornatsöd im äußersten Osten
Bayerns geboren. Seine Eltern bewirtschafteten in
Ornatsöd einen Einödbauernhof. Vater Werner Fischer
stammte aus Westfalen und hatte eine Zeitlang einen
Fischladen („Fische-Fischer“) in Gelsenkirchen
betrieben. Der belesene und gesellige Westfale
Fischer übernahm den Hof seines
Adoptivvaters und heiratete die aus Passau
stammende Maria Wagner. Der früh verstorbene
Vater von Ottfried „Ottie“ Fischer hätte gern
gesehen, wenn „Otti“ studiert hätte und Anwalt
geworden wäre. Der jüngere Bruder Werner hatte sich
im Gegensatz zu Ottfried Fischer als
landwirtschaftlich geschickter bewährt und wurde mit
Zustimmung seines Bruders Hoferbe.
Der bereits als Kind recht mollige und komödiantisch
begabte Ottfried Fischer ging nach seiner
fernsehlosen Grundschulzeit in Untergriesbach auf
ein katholisches Gymnasialinternat.
Im 12 km von Passau entfernt liegenden Ort
Fürstenzell bestand er auf dem Maristengymnasium die
Reifeprüfung. In Fürstenzell förderte Deutsch-Lehrer
Dr. Ahle intensiv Fischers Schauspielbegabung in der
Theater-AG. Nach einer Reihe lustlos verbrachter
Jura-Semester an der Münchener
Ludwig-Maximilians-Universität machte Fischer seine
Leidenschaft für die Bühne zum Beruf. Er gehörte zum
Kreis um Regisseur Günther Knoll und Schauspieler
Thomas Brönner, die 1977 die Kleinkunstbühne
„Hinterhoftheater“ im Münchener „Wirtshaus am Hart“
gegründet hatten. Bis 1982 traten Fischer und
Kollegen mit dem Kabarett-Programm „Machtschattengewächse“auf.
1982 begann Fischers TV-Karriere. In der Komödie
„Kampftag“ stand er zusammen mit Werner Asam und
Josef Bierbichler vor der Kamera. In der
sechsteiligen BR-Serie „Zeit genug“ aus demselben
Jahr spielte Fischer eine kleine Rolle. Als
Hauptrollen-Akteur „Sir Quickly“ hatte der
gewichtige, 1,90 m große Künstler in dem 1968 in der
bayerischen Provinz spielenden Hippie-Serie
„Irgendwie und Sowieso“ (1985 produziert, zwölf
Folgen) in seiner Heimat Kult-Erfolg. Diesen Erfolg
konnte Fischer im Folgejahr mit seiner Nebenrolle
des „Felix Summerer“ in der
Lokalkolorit-Schlachthof-Serie „Zur Freiheit“
festigen. Es folgten regelmäßig weitere TV- und
Kino-Engagements, die Fischer allmählich auch über
den Sendebereich des Bayerischen Rundfunks hinaus
zum Begriff werden ließen.
1993 glänzte Fischer erstmals in dem Genre
„Krimikomödie“. Als Zeitungsreporter „Bernie
Ziegler“ stand er bis 1997 in der SAT.1-Serie „Ein
Bayer auf Rügen“ 80 Folgen lang TV-Polizist Wolfgang
Fierek („Valentin Gruber“) zur Seite. 1995 wurde er
selbst SAT.1-Kommissar. In seiner wohl populärsten
Rolle als „Benno Berghammer“ löste er mit und trotz
seiner Film-Mutti „Resi“ (Volksschauspielerin Ruth
Drexel) in 69 spielfilmlangen Folgen bis 2009
Kriminalfälle. Kaum weniger erfolgreich war Fischer
als „Pfarrer Guido Braun“ in der
ARD-Humorkrimi-Serie
„Pfarrer Braun“ (gedreht 2003-2013). Für die letzte
22. Folge dachten sich die ARD-Autoren Brauns
dramatisches Ende in einer Kirche aus.
Fischers eigentliches telegenes Flaggschiff war aber
„Ottis Schlachthof“. Von 1995 bis 2012 stellte er im
Auftrag des Bayerischen Rundfunks im Münchener
„Wirtshaus am Schlachthof“ zehn Mal im Jahr Kollegen
aus der Kabarett-Szene vor. 2012 zog sich Fischer
von diesem Erfolgsformat aus gesundheitlichen
Gründen zurück. 2008 hatte er seine
Parkinson-Erkrankung öffentlich gemacht, die ihn
zunehmend bei der Ausübung seiner Kamera-Berufe
einschränkte, ihn aber nicht davon abhielt, weitere
Projekte auf der Bühne und als Buchautor („Das Leben
ein Skandal. Geschichten aus meiner Zeit“, 2013) zu
verfolgen.
Dreimal ehrte ihn die österreichische Zeitung
„Kurier“ mit der „Goldenen Romy“ als beliebtester
Serienstar, 1998 verlieh der Bund der Deutschen
Kriminalbeamten den „Tölzer Bullen“ den „Bul de
Mérite“, 2012 hängten ihn die Aachener
Karnevals-Narren den „Orden wider den tierischen
Ernst“ um, für sein Lebenswerk bekam er im Jahr
darauf den „Deutschen Fernsehpreis“ und 1999 freute
sich Fischer über den „Preis des beleidigten
Zuschauers“, den er für die Schmähung deutscher
Mallorca-Rentner erhalten hatte.
Ottfried Fischer privat:
Fischer, der seine Erkrankung überaus offensiv und
tapfer-selbstironisch annahm, hatte 1990 die
Journalistin Renate Bairich geheiratet. Die Ehe, der
zwei Töchter entsprangen (Lara, geb. 1990; Marleen
Marie, geb. 1997) wurde 2006 durch eine
pressewirksam ausgeschlachtete Affäre schwer
erschüttert. Fischer hatte eine Liebesbeziehung zu
einer 15 Jahre jüngeren Frau mit
Rotlicht-Milieu-Hintergrund angefangen. Drei Jahre
später sorgte Fischer erneut für Schlagzeilen: Bei
einem Erpressungsprozess ging es um einen
Journalisten, dem vorgeworfen wurde, Fischer mit
einem Sex-Video unter Druck gesetzt zu haben.
Trotz dieser Affären blieb „München 1860“-Anhänger
Fischer populär. 2004 und 2009 schmückte sich die
Bayern-SPD mit der Entsendung Fischers in die
Bundesversammlung. Fischer sind eine Vielzahl von
Auszeichnungen angetragen worden.