Ludwig Wittgenstein Lebenslauf
Über sein „Tractatus2 schrieb
Wittgenstein an seinen Verleger, dass selbst wenn man
ihn wie eine Zitrone auspressen würde, er dennoch seinem
Werk nichts hinzuzufügen hätte. Dieses Werk ist -
philosophisch gesehen - sehr kurz und präzise, befasst
sich mit dem Verständnis für philosophische Probleme,
die durch sinnvolle und sinnlose Sätze definiert werden,
da
Philosophie nach Wittgenstein bereits durch
Missverständnis in der Sprache zu Irrtümern führen kann.
Ludwig Wittgenstein war einer der interessantesten
Philosophen seiner Zeit, des 20. Jahrhunderts. Nach ihm
entstanden philosophische Schulen und er lieferte durch
seine Abhandlungen wichtige Beiträge zur
Logik. Überhaupt ist seine ganze
Familie faszinierend, so sein Bruder, der seinen Arm im
Krieg verlor und dennoch ein begnadeter Pianist war,
oder das „Haus Wittgenstein“, in dem berühmte
Persönlichkeiten und Musiker verkehrten, so auch
Johannes Brahms, Clara Schumann oder
Gustav Mahler.
Ludwig Wittgenstein wurde am
26. April 1889 in Wien
geboren. Sein Vater war ein Großindustrieller und
Förderer von zeitgenössischen Künstlern, seine Mutter
war eine hervorragende Pianistin. Insgesamt hatten die
Wittgensteins acht Kinder, die alle Begabung und Talent
aufwiesen. Dennoch nahmen sich drei Geschwister von
Ludwig Wittgenstein das Leben. Auch der Philosoph
kämpfte häufig mit der Melancholie und entwickelte ein
sehr rechthaberisches und striktes Auftreten.
Nach einigen Jahren Privatunterricht besuchte Ludwig
Wittgenstein die Realschule in Linz, wechselte danach
auf die Technische Hochschule in Berlin-Charlottenburg.
Nach seinem Abschluss zog er nach Manchester und
befasste sich an der Universität mit verschiedenen
flugtechnischen Problemen. Immer
mehr bemerkte er sein
Interesse an philosophischen Fragen, bis er den
Entschluss fasste, nach Cambridge zu wechseln und sich
dort intensiv mit der Philosophie auseinanderzusetzen.
Einer seiner wichtigsten Freunde und Förderer war
Bertrand Russell, dessen Werk Wittgenstein weiterdachte.
Russell war anfangs beeindruckt von Wittgensteins
philosophischer Denkweise. Er verschaffte ihm einen
festen Platz in Cambridge, später entzweiten sie sich
allerdings aufgrund unterschiedlicher Ansichten.
Wittgenstein war homosexuell und lernte in Cambridge
seinen Geliebten David Pinsent kennen, mit dem er in
Norwegen ein Haus kaufte, wo er alsbald in der
Abgeschiedenheit sein „Tractatus“ verfasste. Für
Wittgenstein war die Arbeit an der Philosophie immer
auch die Arbeit an sich selbst.
Im Ersten Weltkrieg geriet Wittgenstein in
Kriegsgefangenschaft, las Tolstoi und entschied sich für
ein einfaches Leben. Er verteilte sein gesamtes Erbe an
seine Geschwister und förderte junge Künstler wie Georg
Trakl oder
Rainer Maria Rilke, lebte selbst in sehr
knappen Verhältnissen und entschied sich, zu
unterrichten. In Wien schließlich, an einer kleineren
Schule in Trattenbach, war Wittgenstein mit seinem
Lehrerberuf bald überfordert. Nach mehreren
Schulwechseln schlug er einen Schüler bewusstlos und
reichte daraufhin seine Kündigung ein.
Wittgenstein war in seinen Interessen und ebenso in
seinen Launen häufig hin und her gerissen. Auch die
Architektur interessierte ihn stark, so dass er
gemeinsam mit dem Architekten Paul Engelmann das „Haus
Wittgenstein“ im Stil der Moderne entwarf, das bald zum
Treffpunkt des Wiener Kreises wurde.
Dennoch wurde gerade Cambridge für Wittgenstein ein
wichtiger Bezugspunkt. Mit Unterbrechungen nahm er dort
immer wieder seine Arbeit auf, schrieb dort seine
„Philosophischen Untersuchungen“. Auch gab er
Vorlesungen, die bei seinen Schülern gut ankamen und
heute auch als Werkausgabe in Buchformat vorliegen. Nach
dem Zweiten Weltkrieg setzte er seine
Professorentätigkeit noch eine Weile fort, widmete sich
aber schließlich ganz und gar der Philosophie. Er lebte
sehr zurückgezogen, zum Teil auch in Irland.
Am
29. April 1951 starb Ludwig Wittgenstein schließlich
in Cambridge an einer Krebserkrankung. Kurz zuvor ließ
er seinen Bekannten noch ausrichten, dass er ein
erfülltes Leben hatte. Sein Grab befindet sich
gleichfalls in Cambridge.
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