Lewis Carroll Lebenslauf
Er war Fotograf, Mathematiker und Diakon, aber vor allem
wurde er als der Verfasser eines weltberühmten Buches
bekannt, das am
4. Juli 1865 zum ersten Mal erschien:
„ im Wunderland“.
Der britische Autor des viktorianischen Zeitalters hieß
Lewis Carroll und wurde am
27. Januar 1832 in Daresbury
im County Cheshire als Charles Lutwidge Dodgson geboren.
Carroll entstammte einer nordenglischen Familie, die
über mehrere Generationen in Berufen der Armee und der
Kirche erfolgreich war. Der Vater von Lewis Carroll
schlug ebenfalls eine geistliche Laufbahn ein. Lewis
Carroll war der älteste Sohn der Pfarrersfamilie und das
dritte Kind. Als Charles, wie er damals noch hieß, elf
Jahre alt war, übernahm sein Vater die Pfarrstelle in
Croft-on-Tees in North Yorkshire, wohin die Familie dann
zog.
Durch die neue, revolutionäre technische Erfindung der
Eisenbahn, die der Junge in seiner Nachbarschaft in
Darlington erlebte, war er inspiriert und erfand
elfjährig ein „Eisenbahnspiel“. Er spielte es mit seinen
Geschwistern – es waren noch weitere acht Kinder geboren
worden –
und es vollzog sich nach streng festgelegten Regeln.
Hierin war der spätere Lewis Carroll bereits erkennbar.
Im selben Alter dachte er sich Theaterstücke aus. Der
Junge wurde mit zwölf Jahren (1844) auf eine kleine
Privatschule in das nahe gelegene Richmond geschickt.
Dort fiel seine mathematische Begabung auf. Er verfasste
Gedichte in lateinischer Sprache und englischsprachige
Erzählungen. Vom Schulleiter wurde ihm ein
außergewöhnliches Maß an Genialität bescheinigt. Er riet
dem Vater, seinen Sohn diese Überlegenheit nicht wissen
zu lassen, damit dieser sie allmählich selbst erfahren
sollte. Das führte jedoch zu einem Mangel an
Bestätigung, an der Carroll ein Leben lang litt.
Möglicherweise war das auch die Ursache für sein
Stottern und für seinen Mangel an Selbstbewusstsein, was
nach und nach zu einer Identitätskrise wurde.
Carroll wurde ein Jahr später auf eine der bekanntesten
Privatschulen Englands geschickt, die Rugby School in
Rugby. In jener Zeit begann sich der Junge intensiv mit
Literatur zu befassen. Eigene literarische Arbeiten
veröffentlichte er im Schulmagazin und versah sie mit
Zeichnungen.
Im Jahr 1850 immatrikulierte er sich an der Universität
von Oxford.
Der junge Lewis Carroll war auf dem rechten Ohr
schwerhörig infolge einer Keuchhusten-Infektion.
Schlimmer war für ihn jedoch die Tatsache, dass er seit
seiner Kindheit stotterte. Diese Behinderung
verunsicherte ihn ein Leben lang.
In den ersten Jahren war Carroll nicht zur Schule
gegangen. Bis zu seinem elften Lebensjahr erhielt er
häuslichen Unterricht. Ab 1850 ging Carroll, der mit
einem herausragenden Intellekt ausgestattet war, auf das
College seines Vaters in Oxford, Christ Church. Dort
belegte er die Fächer Mathematik, Theologie und
klassische Literatur. Kaum war er auf dem College, rief
man ihn zurück nach Hause. Im Alter von 47 Jahren war
seine Mutter, die ihn stets liebevoll umsorgt und umhegt
hatte, vermutlich an einem Schlaganfall oder einer
Hirnhautentzündung gestorben.
Das Lernen in Oxford fiel Caroll leicht. Er konnte sein
Grundstudium mit Bestnote abschließen. Das Hauptstudium
wurde ihm ermöglicht, weil ein Freund seines Vaters, der
Kanoniker Edward Pusey ihn für ein Stipendium
vorgeschlagen hatte.
Im Jahr 1854 bereitete sich Carroll auf die
Priesterweihe vor. Zu jener Zeit hatte das regionale
Blatt „Whitby Gazette“ in Yorkshire einige seiner
Gedichte veröffentlicht. Während seiner akademischen
Laufbahn hatte Caroll zwar hohe Ambitionen, doch es
mangelte ihm immer wieder an Konzentration. Außerdem war
er auch ein wenig faul, was dazu führte, das er ein
wichtiges Stipendium verfehlte. Er war allerdings ein so
brillanter Mathematiker, dass er nach dem Abschluss des
Studiums 1854 ein Jahr später als Tutor für Mathematik
in Christ Church eine Anstellung erhielt. Diese
Anstellung füllte er die nächsten 26 Jahre aus. Damit
hatte er ein gutes Einkommen, aber eine Arbeit, die ihn
langweilte und so gar nicht erfüllte. Der tägliche
Umgang mit den Schülern war von beidseitiger Apathie
bestimmt. Die Schüler wollten nichts lernen, Carroll
wollte nichts lehren.
Unter dem Namen Lewis Carroll war 1856 zum ersten Mal
sein Gedicht „Solitude“ in der Zeitung „The Train“
erschienen. Darin veröffentlichte er auch einige seiner
Parodien. Der leidenschaftliche Amateurfotograf, der
Carroll auch war, hatte stets Interesse für das Medium
Fotografie gezeigt. Nach und nach schaffte er sich eine
Ausstattung an, die für die damalige als professionell
galt. Sein bekanntestes Motiv war „ Liddell“, die
er 1856 durch das Fenster seines Arbeitsplatzes gesehen
hatte, als sie im Garten spielte. Die Tochter des Dekans
von Christ Church, Henry George Liddell lernte er später
mit deren Geschwistern zusammen kennen und freundete
sich mit ihnen an. Mit den drei Schwestern hatte er im
Juli
1862 gemeinsam mit seinem Freund Robinson Duckworth
einen Bootsausflug auf der Themse gemacht. Bei der
Gelegenheit erzählte er ihnen eine Geschichte, die
Liddell ihn batm, aufzuschreiben. Carroll tat es und die
Geschichte wurde zur Inspiration für sein weltberühmt
gewordenes Kinderbuch „ im Wunderland“. Es
entstanden weitere Kinderbücher, die begeisterte Leser
fanden. Obwohl als sogenannte Nonsense-Literatur
bezeichnet, blieben sie bis heute populär. Sie
beeinflussten nicht nur die Kinderliteratur, sondern
auch Schriftsteller wie James Joyce und andere.
Schon zu Lebzeiten war Carroll ein Schriftsteller, der
eine große Popularität besaß und auch wohlhabend wurde.
Seine fotografischen Arbeiten allerdings beendete er
1880 abrupt. Die Hintergründe dafür wurden nie ganz
geklärt.
Im Winter 1897 fuhr Carroll traditionsgemäß zu
Weihnachten zu seinen Schwestern nach Guilford. In den
Räumen des Christ Church College wurde an Heizung
gespart und er zog sich eine Erkältung zu, die über den
Jahreswechsel schlimmer wurde. Am 14. Januar 1898 starb
er an einer Lungenentzündung im Haus der Schwestern. Mit
„ im Wunderland“ setzte er sich jedoch ein
nachhaltiges literarisches Denkmal – bis heute.
Videos Anne
Frank
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