Kleopatra VII. Lebenslauf
Die ägyptische, häufig auch
„Kleopatra die Große“ und in der Regel
ohne Nummerierung „Kleopatra“ benannte
Herrscherin (Pharaonin) Kleopatra VII.
war die letzte von wahrscheinlich nicht
mehr als insgesamt vier Frauen auf dem
ägyptischen Königsthron. Kleopatra
spielte eine bedeutende Rolle bei den
historischen Entwicklungen, die zur
Etablierung des römischen Kaisertums
geführt hatten. Das außergewöhnliche
Leben der Pharaonin wurde dem breiten
Publikum nicht zuletzt durch ein
Shakespeare-Drama („Antony and
Cleopatra“) und mehrere Dutzend TV- und
Kinofilme (insbesondere durch den 1963er
Hollywood-Film „Cleopatra“ mit
Liz
Taylor in der Titelrolle) zum Begriff.
Insbesondere die historisch belegte
Verbindung von Politik und
Liebesbeziehungen haben Kleopatra für
die Nachwelt überaus populär gemacht.
Die 69 v. Chr. in Alexandria geborene
Kleopatra war das dritte von fünf
Kindern des ägyptisch-hellenistischen
Pharaos Ptolemaios XII. (um 110 – 51 v.
Chr.), einem König der
makedonisch-griechischen
Ptolomäer-Dynastie, die als Folge der
Eroberung Ägyptens durch Alexander dem
Großen 332 v. Chr. seit 323 v. Chr. in
Ägypten regierte. Mit ziemlicher
Sicherheit war nicht Kleopatra VI., die
69 v. Chr. von ihrem Mann verstoßene
Gattin von Ptolemaios XII,. die Mutter
von Kleopatra (VII.), sondern eine den
Historikern unbekannt gebliebene Frau
aus vornehmer ägyptischer Familie.
Kurz vor seinem Tod ernannte Ptolemaios
XII. Kleopatra, die den bezeichnenden
Beinamen „Vaterliebende“ („Philiopator“)
trug, im Jahr 52 v. Chr. zur
Mitregentin. Zusammen mit ihrem
10-jährigen Bruder Ptolemaios XIII. (61
– 47 v. Chr.) bestieg Kleopatra
18-jährig nach dem Tod des Vaters 51 v.
Chr. den Thron von Ägypten, das de facto
zu einem Satellitenstaat Roms abgesunken
war. Der Tradition des Herrscherhauses
entsprechend ging sie mit ihrem Bruder
und Mit-Pharao die Geschwisterehe ein.
Ihre Regierungszeit war von Anfang an
von familien- und hofinternen Machterweiterungs- und
-erhaltungskämpfen bestimmt. Ab 49 v.
Chr. wurde sie von den Vormündern ihres
Bruderkönigs aus der Regentschaft
gedrängt und musste schließlich sogar
das Land verlassen.
Von Palästina aus begann sie nun mit
Söldnertruppen gegen ihren Bruder
beziehungsweise dessen Berater Krieg zu
führen, um wieder auf den Thron zu
gelangen. Gleichzeitig wurde Ägypten in
den römischen Bürgerkrieg gezogen.
Julius Cäsar, der diesen Krieg letztlich
für sich entscheiden konnte, landete 48
v. Chr. in der ägyptischen Metropole
Alexandria und machte sich zum
faktischen Militärherrscher des Landes.
Im Konflikt zwischen Kleopatra und
Ptolemaios XIII. riss er die
Schiedsgerichtsbarkeit an sich.
Kleopatra landete heimlich in Alexandria
und gelangte in einem Sack versteckt in
den Palast von Caesar. Der mächtige
Römer zeigte sich von der listenreichen
Kleopatra beeindruckt und begann eine
Affäre mit der wahrscheinlich nicht im
üblichen Sinne hübschen, aber wohl durch
ihre Ausstrahlung attraktiv
erscheinenden jungen Frau.
Mit Hilfe Caesars wurde Kleopatra wieder
als Mitregentin eingesetzt. Die um ihre
Macht berechtigterweise bangenden
Berater von Ptolemaios XIII. lösten den
fünfmonatigen Alexandrinischen Krieg
(48/47 v. Chr.) aus, bei dem sie eine
zahlenmäßig fünffach überlegene Armee
gegen Caesars Truppen ins Feld
schickten. Mit Unterstützung jüdischer
Truppen konnte Caesar die Kämpfe, bei
denen auch die berühmte Bibliothek von
Alexandria in Flammen aufgegangen sein
soll und Ptolemaios XIII. ums Leben kam,
für sich entscheiden.
Kleopatra wurde mit ihrem 12 Jahre alten
Bruder Ptolemaios XIII. als formellen
Mitregenten an der Seite zur Herrscherin
Ägyptens vor Roms Gnaden. Drei Legionen
blieben nach der Abreise Caesars nach
Rom (47 v. Chr.) zum Schutz für
Kleopatra, aber auch als Garantie für
rom-konforme Politik im Lande. Kleopatra
bekam im Sommer 47 v. Chr. ein von
Caesar als Sohn anerkanntes Kind, das
Caesarion genannt wurde.
In den Folgejahren hielt sich Kleopatra
mit Bruder und wohl auch mit Sohn häufig
in Rom auf und versuchte ihren Einfluss
auf den römischen Diktator, der auf dem
Höhepunkt seiner Macht angelangt war, zu
festigen. Der weiterhin mit seiner
römischen Ehefrau Calpurnia verheiratete
Caesar stiftete seiner Geliebten zum
Unmut der römischen Bevölkerung eine
goldene Tempelstatue, durch die sie
göttlichen Rang erhielt. Der Einfluss
Kleopatras soll auch mitursächlich für
den von Römern kritisierten,
sich zunehmend nach
despotisch-hellenistischen Vorbildern
entwickelnden absolutistischen Machtstil
Caesars gewesen sein. Zum erheblichen
Teil dürfte dieser orientalische
Herrschaftsansatz bei den um ihre
traditionellen Machtpfründe bangenden
altrömischen Eliten als Motiv für die
Verschwörung gegen Caesar gewirkt haben.
44 v. Chr. fällt Caesar einem Attentat
zum Opfer. Kliopatra hat damit ihren
wichtigsten Rückhalt in Rom, wo sofort
blutige Kämpfe um die Caesar-Nachfolge
ausbrachen, verloren.
Caesar hatte nicht Caesarion, sondern
seinen Neffen Octavian, dem späteren
Kaiser Augustus, zum Erben eingesetzt.
Dessen Machtanspruch wurde von den
Caesar-Mördern bestritten. In langen
Kämpfen konnte sich schließlich das als
Caesars Nachlassverwalter-Trio
auftretende Triumvirat Octavian, Marcus
Antonius (um 85 – 30 v. Chr. geb) und
Lepidus durchsetzen. Im endgültigen
Ringen um die Macht kam es schließlich
zur Auseinandersetzung zwischen Octavian
und Antonius. Kleopatra, die nach dem
Tod ihres Bruders (Mord?) zur
ägyptischen Alleinherrscherin
aufgestiegen war, schlug sich in diesem
Konflikt auf die Seite von Antonius. 41
v. Chr. wurde sie die Geliebte des mit
der Römerin Octavia (bis 32 v. Chr.)
verheirateten Antonius. Im Jahr darauf
kamen die gemeinsamen Zwillinge
Alexander Helios und Kleopatra Selene
zur Welt. 36 v. Chr. kam Sohn Ptolemaios
Philadelphos hinzu.
Der von Friedensphasen und
Reichsteilungen unterbrochene Machtkampf
zwischen Octavian und Marcus Antonius
zog sich mehr als zehn Jahre hin. Bei
der Neuordnung des römischen Reiches
wurde Ägypten durch Gebietsgewinne in
Palästina, im
Libanon und Kleinasien
erheblich erweitert. Dadurch begab sich
Antonius in die Schusslinie von Gegnern,
die ihm Verschleuderung von römischen
Provinzen vorwarfen. Gleichzeitig
entwickelte Kleopatra in Ägypten eine
beispiellose Prachtentfaltung, die
insbesondere in ihrer Selbstdarstellung
als Verkörperung der Göttin Isis
gipfelte.
Der Gegensatz von Octavian, der das
westliche Imperium beherrschte und
Antonius, der im Osten herrschte, brach
in einem finalen Machtkampf aus, den
Octavian für sich entscheiden
konnte. In der Seeschlacht von Actium
besiegte Octavian 31 v. Chr. die
verbündeten Flotten von Kleopatra und
Antonius entscheidend. Antonius und
Kleopatra versuchten noch ein Jahr
Widerstand zu leisten, doch war der
Krieg 30 v. Chr. endgültig für sie
verloren.
Antonius stürzte sich in sein
Gladius-Schwert, nachdem er
fälschlicherweise die Nachricht vom
Selbstmord seiner Geliebten gehört
hatte. Er starb in den Armen Kleopatras.
Einige Historiker stellten die These
auf, Kleopatra habe den Tod von Antonius
provoziert, um eine bessere
Verhandlungsbasis mit dem Sieger
Octavian zu bekommen. Doch Octavian nahm
sie in Haft und war zu keinen
Konzessionen bereit. Wohl um der Schande
zu entgehen, als Trophäe bei Octavians
geplanten Triumphzug mitgeschleift zu
werden, hat sich die 39-jährige
Kleopatra wahrscheinlich am 12. August
(nach heutiger Zeitrechnung) des Jahres
30 v. Chr. in Alexandria selbst getötet.
Ob ein Schlangebiss tatsächlich, wie
häufig angegeben, todesursächlich
gewesen war, bleibt strittig.
Octavian ließ Kleopatra ihrem Wunsch
entsprechend an der Seite von Antonius
in ihrem Mausoleum in Alexandria
bestatten. In Kleopatras Todesjahr starb
auch ihr Sohn Caesarion: Als möglichen
Konkurrenten um die Macht in Rom ließ
ihn Octavian töten.
Mit dem Tod von Kleopatra,
einer der berühmtesten Frauen, endete die
Ptolemäer-Herrschaft in Ägypten. Das
Nil-Land wurde zu einer römischen
Provinz mit Sonderstatus.