Jacob Jensen Lebenslauf
Der dänische Industriedesigner Jacob
Jensen wurde am
29. April 1929 in Kopenhagen als Sohn
von Olga und Alfred Jensen geboren. Er wuchs im
Stadtteil Vesterbro auf, einem Viertel, in dem seine
Eltern lebten und arbeiteten. Vesterbro, das im Westen
der Hauptstadt Dänemarks unmittelbar an das Stadtzentrum
anschließt, gehört zu den vier sogenannten
Brückenquartieren. Der Vater arbeitete hier als
Polsterer.
Jensen verließ bereits nach der siebenten Klasse die
Volksschule. Im väterlichen Betrieb hatte er 1946
Gelegenheit, eine Ausbildung zu machen und den
väterlichen Beruf zu erlernen. Der Junge, dessen
Kreativität sich bereits damals zeigte, hob sich schon
während seiner Lehre hervor, in dem er selbst Möbel
entwarf. Er kreierte ein Sofa, entwarf ein Bett und
designte unterschiedliche Stuhlmodelle. Diese
kreativen
Arbeiten ermutigten den Jungen und waren zugleich
Motivation, um ein Studium an der School of Arts and
Craft aufzunehmen.
Jensen wurde
1948 an der „Königlich Dänischen Akademie
der Schönen Künste“ aufgenommen. Unter elf
Möbeltischlern, mit denen er im selben Jahrgang an
dieser Kunsthandwerksschule studierte, war er der
einzige Student, der den Beruf eines Polsterers gelernt
hatte. Zudem war diese Schule DIE Ausbildungsstätte
schlechthin für dänische Möbeldesigner. Der Kurs
„Industrie-Design“, den Jensen während seines Studiums
bei Jørn Utzorn belegte, war zu jener Zeit noch völlig
neu. Eben dieses Fach war für Jensen von enormer
Wichtigkeit. Es inspirierte ihn sehr und 1952 war er der
einzige Student, der in diesem Fach sein Studium
erfolgreich als Industrie-Designer abschließen konnte.
Nach seinem Studium eröffneten sich Jensen nicht gerade
viele Einsatzmöglichkeiten, denn es gab damals in ganz
Skandinavien nur ein einziges Studio, das bereits
Industrie-Designer beschäftigte und das war „Bernadotte
& Björn Industriedesigns A/S“, eine Kopenhagener Firma,
die erst seit 1950 existierte. Sigvard Bernadotte, einer
der beiden Firmenpartner- und Gründer war der Sohn des
schwedischen Königs Gustav IV. Adolf (1882-1973). Die
Firma mit Filialen in New York und Stockholm wurde für
Jensen zu einem Sprungbrett. Hier arbeitete er von 1952
bis 1958. Nach den ersten zwei Arbeitsjahren in der
Firma stieg Jensen zum Studiochef auf. Berühmt wurde er
bei „Bernadotte & Björn“ vor allem wegen des Entwurfs
seiner Schale „Margrethe“, die er
1955 kreiert und nach
der Dänischen Königin benannt hatte. Diese Rührschüssel
wird noch heute in sehr vielen Haushalten verwendet und
man kann sie noch immer in unterschiedlichen Farben
kaufen. Das Design ist elegant, funktional und
klassisch. Jensen bewies mit seinen Entwürfen, dass
Gebrauchsgegenstände, wenn sie einer künstlerischen Idee
entspringen, auch gleichsam nützlich sein können und
dass sie vor allem nicht einer bestimmten Zielgruppe
vorbehalten waren. Sein Design, das vielfach als
„typisch dänisch“ bezeichnet wird, ist längst
unverkennbar geworden.
Noch während seiner Zeit bei „Bernadotte & Björn“ kam er
auf seiner Amerikareise in New York in Kontakt mit
Raymond Loewy (1893-1986), einem der renommiertesten,
amerikanischen Industriedesigner, der auch als Erfinder
des Stromliniendesigns gilt. Jensen hatte auch Kontakt
zu dem Chicagoer Design-Studio „Latham, Tyler & Jensen“
(LTJ). Besonders Richard Latham, einer der Inhaber,
beeinflusste Jensens Arbeit sehr. Dessen Versuche, eine
Verbindung zwischen dem idealistischen Bauhausstils und
dem amerikanischen, markenorientierten Design
herzustellen, beeindruckten den dänischen Designer.
Im Jahr 1958 konnte Jensen sein eigenes „Jacob Jensen
Design“-Studio eröffnen. Zwei Jahre später wurde er
zudem einer der Partner von „Latham, Tyler & Jensen“,
deren Interessen in Europa er bis 1975 vertrat. Außerdem
hielt Jensen in den Jahren
1959 bis 1961 als Dozent im
Fach „Industriedesign“ Vorlesungen an der University of
Illinois at Chicago.
Sein eigenes Studio befand sich bis 1966 in Kopenhagen,
in der Strandgade (Stadtteil Frederiksberg), nordöstlich
von Vesterbro, dem Viertel seiner Kindheit. Dieses
Studio verlegte Jensen 1966 nach Hejlskov, einem kleinen
Ort am Limfjord im Norden der dänischen Halbinsel
Jütland.
Jensen pflegte eine jahrzehntelange Zusammenarbeit
(1964-1991) mit „Bang & Olufsen“, einem Unternehmen, das
hochwertige TV- Hifi-Geräte und Telefone herstellt und
Jensen zahlreiche Aufträge erteilte. Für diese Großfirma
entwarf er viele Hifi-Produkte, von denen 28 seiner
Kreationen im Museum of Modern Art in New York in der
Ausstellung „Bang & Olufsen – Design für Sound by Jacob
Jensen“ gezeigt wurden. Neunzehn seiner Geräte wurden
einer ständigen Ausstellung beigegeben, die seit Jahren
Besucher anzieht. „Bang & Olufsen“ machte Jensen 1967
schließlich zum Chefdesigner des Unternehmens.
Jensen lebt in Hejlskov. Seine amerikanische Frau und er
haben zwei Söhne (Thomas und Timothy) und eine Tochter
(Katja).
Jensen wurde für seine Arbeiten vielfach ausgezeichnet.
In den Jahrenbis 2000 erhielt er u. a. elfmal
den iF Design Award. Außerdem wurde er vom dänischen
Außenministerium in die Liste „Große Dänen“ aufgenommen.
Auch im „Designmuseum Dänemark“ werden Jensens Arbeiten
in einer ständigen Ausstellung (Arkiv for Dansk Design)
gezeigt.
Ob
Küchengeräte, Haushaltsgegenstände unterschiedlicher
Art, Brillen, Uhren oder Rauchmelder – Jensens Design
hat alle Bereiche des täglichen Lebens zu etwas
Besonderem gemacht. Weniger ist mehr - unter diesem
Motto hat die Beliebtheit von Jensens Kunst Extravaganz
mit schlichter Funktionalität verbunden. Ein
unauffälliges Design, dessen stille Schönheit sehr wohl
auffällt.
Jacob Jensen steht seinem Sohn Timothy Jacob Jensen zur
Seite, der inzwischen die Leitung des Unternehmens in
seinen Händen hält.