Die DDR-Mode der 70er - DDR-Mode vom Feinsten

Ja, auch die gab es. Sie war nicht mit der herkömmlichen Haute Couture zu vergleichen. Doch die DDR-Mode war durchaus nicht nur auf die liebevollen Entwürfe emsiger Textilgestalterinnen beschränkt, die ständig mit ansehen mussten, was als verzerrte Variante zu einem Endprodukt wurde und in die Schaufenster kam. An den kreativen Köpfen derer, die Mode entwarfen, lag es nicht.
Während sich die meisten Frauen im Lande um die Karten für eine Modenschau drängten, hatten die Prominenten aus Politik und Kunst ein Privileg, das ihnen zu wirklich exklusiver Mode verhalf. Sie kauften im „Exquisit“ ein. Diese Läden, die bereits 1962 entstanden waren und von denen nach und nach jede Bezirkshauptstadt ein oder zwei Verkaufstätten bekam, waren mit ausgezeichneten Modellen bestückt. Die Preise waren allerdings so hoch, dass sie von den normalen Bürgern nicht bezahlt werden konnten. So war es auch gedacht. Nur bei den Menschen, bei denen sich Erspartes leicht vermehrte oder von Hause aus vorhanden war, konnte man abschöpfen. Dazu gehörte die Arbeiterklasse als Eigentümer der volkseigenen Betriebe nicht. Es waren kulturelle Großverdiener und Politiker. Alle anderen mussten für ein erträumtes Kleidungsstück aus dem „Ex“, wie diese Geschäfte im Volksmund genannt wurden, lange sparen. Der Hintergedanke dieser Einrichtungen war, einen Ersatz zu schaffen für das Nichtvorhandensein attraktiver Konsumgüter. Nur so konnte der Wirtschaft ein wenig unter die Arme gegriffen werden. Der Warenbestand der Läden setzte sich aus importierter Mode und der Eigenproduktion dessen zusammen, was ein eigens für die Exquisit-Handelskette schöpferisch tätiges Team schuf. Die Artikel waren tatsächlich so exquisit, wie es der Name versprach. Nur eben unvorstellbar teuer.
Im Laufe weniger Jahre hatte sich die Kette ausgeweitet. Bis zum Ende der DDR gab es etwa 400 solcher Läden, die meisten davon in Berlin. Die Materialien waren ausgezeichnet und die speziell entworfenen Kollektionen, die auch auf den Leipziger Messen gezeigt wurden, beeindruckten das internationale Publikum und ließen die Bürger staunen. Lange vermutete man, es handle sich ausschließlich um Importware. Das war ganz und gar nicht so. Kein Gerücht war, dass hochqualitative Bekleidung in den Westen exportiert wurde. Oft wussten die Leute dort nicht einmal, welcher Hersteller sich hinter ihr verbarg.
Die Exquisit-Läden waren nicht die einzige Ausweichmöglichkeit, die die finanziell gut gestellten Bürger in Anspruch nehmen konnten. Es gab auch den von der westdeutschen Presse bejubelten sogenannten roten Dior: Heinz Bormann. Er führte ein Modehaus mit dem unscheinbaren Namen „Heinz-Bormann-Bekleidungswerkstätten“. Im Jahre 1970 feierte das Haus sein 25jähriges Bestehen und stand damit längst noch nicht am Ende seiner Magdeburger Produktion.
Für die DDR-Prominenz war der Name Bormann durchaus kein Geheimtipp. Er kleidete mit seiner Luxus-Mode aus besten Stoffen u.a. die Damen der Regierenden. Wenn diese dann in feinem Zwirn auftauchten, vernebelten sie den Blick der Ehegatten für den wirklichen Alltag. Ohnehin hatten die sich schon lange vom Boden real-sozialistischer Tatsachen entfernt. Doch wie hatte alles angefangen?
Gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hatte Bormann mit ein paar Nähmaschinen begonnen, Flick- und Ausbesserungsarbeiten an Uniformen der sowjetischen Armeeangehörigen anzubieten. Seine Frau war Schneiderin. Eine glückliche Fügung. Der kleine Betrieb wuchs schnell und unaufhaltsam. Nur wenige Jahre später – die DDR war erst vier Jahre alt – stellte Bormann eine junge Frau namens Helene Petsch ein, die mit ihren 21 Jahren gerade die Modedesigner-Schule in München erfolgreich hinter sich hatte. Diese junge Schneidermeisterin war die nächste glückliche Fügung. Der Betrieb wuchs weiter, bildete bereits Lehrlinge aus. Im selben Jahr stellte Bormann sein kleines Unternehmen ausschließlich auf Damenmode um. Von staatlicher Seite fand er jede nur erdenkliche Unterstützung, denn es war den Oberen daran gelegen, die erhitzten Gemüter nach dem Volksaufstand am 17. Juni 1953 nicht wieder aufzuregen.
Da es allerorts im Lande an hochwertigen Konsumgütern mangelte, kam ihnen Bormann mit seiner selbstgefertigten Mode gerade recht. Mitte der sechziger Jahre hatte er dann auch schon etliche Modenschauen in der benachbarten BRD erfolgreich absolviert. Fünf Mannequins gingen zu Bormanns Eigenmoderation über den Laufsteg und begeisterten die Presse. Dass er seine Moderationstexte von kleinen Karteikarten ablas, weil ihm die perfekte Unterscheidung der vielfältigen Stoffe nicht so geläufig war, störte dabei nicht. Seine Mode war ein riesiger Erfolg. In der DDR hatte er seine Kundschaft in den besten Kreisen. Seine Kreationen hatten internationales Niveau, entsprachen den neuesten Trends der Haute Couture und waren aus exklusivem Material in ausgezeichneter Qualität gefertigt. Daran änderte sich auch nichts, als der Betrieb 1972 verstaatlicht wurde und volkseigen wurde. Er hieß von nun an „VEB Magdeburger Damenmoden“. Außer dem Namen blieb alles wie bisher. Die Preise waren für den Normal-Bürger astronomisch. Sie konnten nicht einmal mit der Bormann-Mode liebäugeln. Andere konnten es. Neben den Polit-VIPs waren es auch die so genannten „Hofnarren“, Künstler, Schlagersänger und andere Kulturgrößen, die der Regierung der Arbeiter- und Bauernregierung nahe genug standen und dafür besondere Vorrechte genossen.
So gleich waren die Menschen in der DDR. Erstaunlich, dass denen, die sich arglos für ein gerechtes Gesellschafts-System abrackerten, erst am Ende der 80er Jahre der Kragen, bzw. die Mauer platzte.
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