Die Abendgarderobe - Vom Lendenschurz zum
Kleinen Schwarzen
Zu allen Zeiten haben die Menschen einen besonderen
Anlass mit einer besonderen Aufmachung gewürdigt.
Als die textile Körperumhüllung noch aus
Lendenschurz und Fell bestand, bezeugten Gesichts-
und Körperbemalungen festliche Anlässe. Damals war
beispielsweise eine erfolgreiche Jagd Grund genug,
um zu feiern. Bevor Kleidung im herkömmlichen Sinne
zum Ausdruck feierlicher Ereignisse wurde, vergingen
noch viele Jahrhunderte.
Doch bereits in der Antike gehörte eine
Festbekleidung zur traditionellen Sitte. Diese
Kleidung war nicht
an veränderten Schnitten, sondern
an den edlen Materialien zu erkennen. Dekorativer
Aufputz, goldene Verzierungen oder Stickereien, die
aufgebracht wurden, hoben sie von den
Alltagstextilien ab. Später, im Mittelalter, gaben
Kleiderordnungen und die Brauchtümer der einzelnen
Regionen vor, was an Feiertagen und zu festlichen
Anlässen getragen wurde. Das galt auch für die
Gewänder, die an hohen kirchlichen Festen von den
Würdenträgern zu den liturgischen Abläufen abgezogen
wurden. Vieles davon ist bis heute unverändert.
Die Garderobe der Frauen und Männer, die sich zu
einem besonderen Anlass zusammenfanden, war der
jeweiligen mittelalterlichen Mode und dem Geldbeutel
unterworfen. Da die Menschen tagsüber arbeiteten,
fanden festliche Zusammenkünfte am Abend statt. Ob
sich daraus der Begriff ABENDGARDEROBE ableitet, ist
nicht erwiesen. Während die Frau aus dem Volke meist
nur ein besonders schönes Kleid für den Sonntag oder
gar einen Ball besaß, hoben sich bei den Damen der
Oberklasse die Deckel der Kleidertruhen. Jede wollte
mit ihrer Garderobe die Konkurrentinnen übertreffen.
Festivitäten waren immer auch eine Gelegenheit, nach
einem Gemahl Ausschau zu halten. Im 18. und 19.
Jahrhundert waren es Bälle, zu denen eine festliche
Garderobe, das Ballkleid, angemessen war. Als Bälle
seltener wurden, gab es andere gesellschaftliche
Gelegenheiten, die einer entsprechenden Garderobe
bedurften.
Im 20. Jahrhundert – die Modetrends änderten sich in
immer kürzeren Zeiträumen – mussten
die Damen tief
ihren Geldbeutel oder den des Gatten greifen, um den
modisch-festlichen Ansprüchen zu genügen. Inzwischen
waren es nicht mehr Kleiderverordnungen, sondern
Designer der Haute Couture, die vorgaben, was abends
in Gesellschaft en vogue war.
Das wohl bekannteste Abendkleid, das zum Klassiker
wurde und für jeden besonderen Anlass auch heute
noch angemessen ist, ist das Modell, das
Coco
Chanel in den
zwanziger
Jahren des vorigen Jahrhunderts entworfen
hatte: das Kleine Schwarze. Chanels funktionale,
feminine Mode machte Furore. Ihr Kleines Schwarzes
tauchte seither in verschiedenen Variationen immer
wieder auf. Es behielt dabei stets seine klassische
Silhouette und eine Saumlänge, die bis zu den Knien
reichte.
Den festlichen Charakter unterstreichen heute auch
die bodenlangen Kleider und Röcke, die aus kostbarem
Material gearbeitet und meist auch von namhaften
Designern kreiert werden. Da eine Maxilänge zwar als
Mode-Erscheinung bekannt ist, nicht aber so
selbstverständlich getragen wird wie in früheren
Zeiten, heben sich lange Kleider heute von der
Alltagsmode ab.
Längst sind Theater- Konzert- oder Opernabende nicht
mehr für jeden Besucher mit Abendgarderobe
verbunden, wenngleich eine besondere Kleidung auch
Ausdruck der Wertschätzung den Künstlern und dem
Bühnengeschehen gegenüber ist. Doch hier hat die
Zeit den modischen Rahmen aufgebrochen. Vor allem
bei der Jugend.
Eine Gelegenheit, bei der ein Abendkleid
unerlässlich ist, ist der Rote Teppich, über den
Stars und Sternchen nur allzu gern laufen. Hier geht
es ums Sehen und Gesehenwerden. Da muss die Kleidung
exklusiv sein. Allerdings hat nicht jeder, der in
textilem Schick über diesen Teppich flaniert, sein
Abendkleid selbst bezahlt. Der Rote Teppich ist auch
ein Werbemedium der Designer.
Abendkleider sind in einer unsäglichen Vielfalt auf
dem Markt. Mittlerweile hat es sogar die einst so
verpönte Damenhose in diese Kategorie geschafft. Die
Kleider für festliche Anlässe sind nicht abhängig
von der trendigen Alltags-Mode. Im Gegenteil. Je
ausgefallener, desto besser. Das Kleine Schwarze aus
Chiffon, Seide oder Viskose konnte dennoch nicht
verdrängt werden. Ansonsten zeichnet sich ein
Abendkleid durch seine meist extravagante Silhouette
aus, die durch Schmuck noch unterstützt werden kann.
Die Damen, die den Roten Teppich als Laufsteg
benutzen, sehen immer auch ein wenig sexy in ihrem
Outfit aus. Den meisten Wert legen sie aber in ihren
Abendroben darauf, dass sie ein Unikat tragen, um
sich aus der Masse hervorzuheben. Es ist fast
unverzeihlich, wenn eine Konkurrentin das gleiche
Kleid trägt.
Eines haben alle Abendkleider gemeinsam – die
Betonung der weiblichen Figur. Mit einem
Bandeau-Kleid lassen sich die Schultern hervorheben,
ein Kleid mit einer geraden Silhouette und einer
Stoff-Raffung in Höhe der Brustpartie rückt das
Dekolleté ins Blickfeld und ein eng anliegender
Schnitt umschmeichelt eine schlanke Figur. Ein
Korsagenkleid ohne Träger lässt einen tiefen
Ausschnitt zu. Heutzutage sind Neckholder-Kleider
der letzte Schrei. Asymmetrische Schnitte
konkurrieren mit Klassikern und ein tiefer
Rückenausschnitt bei einem bodenlangen Kleid wirkt
besonders apart. Alles ist möglich. Die
Abendgarderobe unterliegt keinem modischen Zwang,
wenn Frau nur mutig genug ist, ihre Figur wirksam in
Szene zu setzen. Diesen Effekt macht auch ein
Empire-Kleid möglich, bei dem die hohe Taille und
die Betonung der Büste einiges kaschiert.
Fließende Materialien, die den Körper umspielen,
sind in der Abendkleidung außerordentlich gefragt.
Abends ist eine Frau kompromisslos, wenn es darum
geht, ihre Reize zu präsentieren. Die Farbe Schwarz
dominiert diese Garderobe. Darin unterscheidet sich
das Abendkleid längst vom einstigen Ballkleid, das
in klassischer Form – und meistens in hellen Farben
– tatsächlich nur noch auf einem Ball getragen wird.
Der Wiener Opernball beweist es.
An der Abendgarderobe für den Mann hat sich über
viele Jahre nichts Grundlegendes geändert. Mit Frack
oder Smoking ist Mann in jedem Falls richtig
gekleidet. Gegebenenfalls auch mit einem Anzug.
Dabei spielt es keine Rolle, ob er von der Stange
oder maßgeschneidert ist. Hauptsache, man sieht ihm
den edlen Stoff und die exzellente Verarbeitung an.
Eine Krawattennadel aus Edelmetall oder
Manschettenknöpfe komplettieren die männliche
Festbekleidung. Dazu macht das charmante Auftreten
den Kavalier aus, der abends gefragt ist.
Für die Damen gilt: Je später der Abend, desto
glamouröser die Kleider.
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