Länderinfo
Taiwan
Geschichte
Die Republik Taiwan liegt im
Gelben Meer unweit der Küste der Volksrepublik
China. Die Insel war jahrhundertelang vollkommen
unbeachtet, geriet dann aber in das Interessengebiet
der verschiedensten Völker und wurde schließlich von
den Festlandchinesen Mitte des 20. Jahrhunderts
besiedelt. Heute präsentiert sich Taiwan als
moderner Staat mit einer großen wirtschaftlichen
Potenz.
Frühzeit
Taiwan ist mindestens seit 6000 Jahren bevölkert und
nach neusten Erkenntnissen die Urheimat der
Austronesier, Angehörige einer Sprachfamilie, die im
gesamten indo-pazifischen Raum zwischen Madagaskar
und Osterinsel, lebten. Die Austronesier wanderten
vor knapp 5000 Jahren in mehreren Wellen von Taiwan
aus. Die Anwesenheit der austronesischen Ureinwohner
ist jedoch belegt. Sie lebten im Inneren der Insel
unter dem Druck der Festlandchinesen. Kontakte nach
China sind erst Mitte des ersten Jahrtausends nach
Christi Geburt nachweisbar. 608 wird Taiwan in den
Annalen der Sui-Dynastie erwähnt. Die Insel war für
die Chinesen nicht von großem Interesse. Das lag vor
allem am starken Widerstand, den die Einheimischen
leisteten. Eine Machtkonzentration erfolgte erst
Mitte des 16. Jahrhunderts mit der Formierung des
Königreiches von Middag (vermutlich eine
niederländische Bezeichnung). Ab
1616 herrschte die Qing-Dynastie über die Insel.
Taiwan wird europäisch
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1544 wird die Insel zum ersten Mal von einem
portugiesischen Schiff gesichtet und als Isla
Formosa bezeichnet, eine Bezeichnung, die bis ins
20. Jahrhundert erhalten blieb. Die Portugiesen
errichten 1583 eine Siedlung auf der Insel, wurden
aber kurze Zeit später von den Holländern verdrängt,
die 1624 eine eigene Siedlung gründeten. Tayoan
wurde die Verwaltungsstadt der neuen holländischen
Kolonie. Eine spanische Kolonie wurde zwar ebenfalls
gegründet, konnte sich aber nicht behaupten. Von den
Kolonialherren wurde eine rigorose Christianisierung
betrieben. Die Unzufriedenheit der einheimischen
Bevölkerung wuchs und mit Hilfe der chinesischen
Qing-Dynastie erhoben sich die Taiwanesen im Jahre
1662. Die Holländer wurden von den Chinesen
geschlagen und vertrieben. Ein eigenes Königreich,
das Reich von Tungning, wurde unter dem Führer der
Aufständischen, Koxinga, ausgerufen. Koxinga, ein
Anhänger der gestürzten Ming-Dynastie, versuchte in
den Folgejahren die Qing zu stürzen. Dieses Vorhaben
scheiterte jedoch und 1683 annektierten die Qing die
Insel. Formosa geriet vollends unter chinesische
Herrschaft.
Taiwan wird japanisch
Die Insel war bereits seit 1600 ins Blickfeld der
Japaner gerückt, aber eine militärische Operation
erfolgte nicht. Erst als Japan 1868 ein moderner,
nach westlichem Vorbild geordneter Staat wurde,
richteten sich die Blicke wieder auf die Insel.
Mehrere Versuche, Formosa zu erhalten, scheiterten.
1894/95 kam es zum Chinesisch-Japanischen Krieg, der
mit einer Niederlage der Chinesen endete. China
musste Formosa an Japan abtreten. Aufstände und
Versuche, eine Republik Formosa zu gründen, wurden
von den Japanern unterdrückt. Bis 1945 war die Insel
unter japanischer Herrschaft, profitierte zwar von
der japanischen Wirtschaft, aber die einheimische
wie auch die chinesische Bevölkerung litten unter
der Herrschaft und waren starken Diskriminierungen
ausgesetzt. Als Japan 1932 den Krieg mit China
begann, der dann 1941 in den Zweiten Weltkrieg in
Ostasien mündete, wurde die Insel zu einem wichtigen
militärischen Stützpunkt, von dem aus China und
Südostasien „befreit“ werden sollten. Nach der
Niederlage Japans musste das Land alle von China
annektierten Gebiete zurückgeben – Taiwan wurde
wieder chinesisch. Nun bekämpften sich auf dem
Festland jedoch unterschiedliche Parteien, um das
Machtvakuum der Japaner zu füllen: Die Kuomintang
forderten eine Republik und die Kommunisten kämpften
für einen an der Sowjetunion orientierten Staat.
forderten. Bis 1949 herrschte Bürgerkrieg. Die
Kommunisten unter Mao Zedong konnten sich
durchsetzen. Die Kuomintang-Anhänger flohen 1949
unter ihrem Anführer Chiang Kai Shek nach Taiwan und
sagten sich von China los. Insgesamt mehr als zwei
Millionen Angehörige flohen auf die Insel und
gründeten die Republik China, die oft auch als
Republik Taiwan bezeichnet wurde. Sie wurde von den
USA und den anderen westlichen Staaten anerkannt.
Taiwan in der Moderne
Die Spannungen zwischen der Volksrepublik China und
der neuen Republik China bestimmten die nächsten
Jahrzehnte. Taiwan näherte sich dabei den USA stark
an und wurde von den Amerikanern militärisch und
wirtschaftlich unterstützt. Politisch blieb die
Republik ein Ein-Parteien-Staat, was durch das
Kriegsrecht, das bis 1987 galt, gestützt wurde.
Dennoch entwickelte sich Taiwan in dieser Zeit zu
einem wirtschaftlich erfolgreichen Staat. Ende der
1980er Jahre gehörte die Insel zu den reichsten
Ländern der Welt. Die Republik verlor an Einfluss,
als
USA sich
1972 zu einem Wandel ihrer Politik
entschlossen und diplomatische Beziehungen mit der
VR China aufnahmen. Die Volksrepublik China ist
seitdem wieder die offizielle und alleinige
Vertreterin des chinesischen Volkes. Die USA wandten
sich jedoch nicht vollkommen von Taiwan ab. Bis
heute gibt es zwischen Taiwan und der Volksrepublik
starke Spannungen, die allerdings seit dem Jahr 2000
abgebaut werden konnten. Mittlerweile existiert
sogar wieder eine direkte Verbindung zwischen Taipei
und Beijing. Die Volksrepublik China hat Taiwan
jedoch niemals anerkannt und sieht in Taiwan eine
abtrünnige, außer Kontrolle geratene Provinz. In
Taiwan selber hat man
2007 entschieden, eine eigene,
chinesische Identität zu entwickeln und sich von
Festland-China vollständig zu lösen. Eine neue
Verfassung soll dieses neue Zeitalter einläuten,
lässt derzeit jedoch auf sich warten. Trotz dieser
politischen Entwicklungen entspannt sich derzeit das
Verhältnis zu Festland-China.