Länderinfo Madagaskar Geschichte
Madagaskar ist eine Insel vor der Küste Ostafrikas,
die lange Zeit nur wenig am Weltgeschehen teilnahm.
Die Insel liegt weit abseits der Routen nach Indien,
gewann aber im Kampf um die Kolonien der Welt
maßgeblich an Bedeutung. Lange Zeit konnte sich die
Insel gegen die europäischen Kolonialmächte
erwehren. Das moderne Madagaskar ist eine Insel der
politischen Unruhe, aber trotzdem einer stabilen und
wirtschaftlich wachsenden Kultur.
Frühzeit
Madagaskar wurde um die Zeitenwende herum von
austronesischen Einwanderern besiedelt. Diese kamen
mit Booten aus dem indonesischen Raum. Die
Austronesier beherrschten Madagaskar bis weit ins
zehnte Jahrhundert, bis sie von Neuankömmlingen vom
afrikanischen Kontinent langsam verdrängt wurden.
Die Austronesier haben jedoch die Grundlagen der
madagassischen Kultur und Sprache gelegt. Es gab
eine klare soziale Gliederung zwischen den zwei
Stämmen im Hochland und an der Küste. Ab dem 7.
Jahrhundert hatte Madagaskar Kontakt zu den Arabern,
die im Rahmen der arabischen Expansion die Seewege
nach Indien bzw. nach dem Süden Afrikas
kontrollierten. Es entstanden kleine arabische
Siedlungen, aber auch Inder, arabisierte Juden und
afrikanische Einwanderer siedelten sich an. Im 9.
Jahrhundert wurde Madagaskar auch von den
Bantu-Siedlern erfasst. Obwohl sich Austronesier,
Araber und Bantu bekämpften, entwickelte sich in den
folgenden Jahrhunderten eine typische Inselkultur.
Neuzeit
Im Jahr 1500 erreichte der Portugiese Diogo Dias die
Insel. Die Portugiesen konnten jedoch die Insel
nicht für sich in Besitz nehmen. Zu unzugänglich und
feindlich erwiesen sich das Landesinnere und die
Menschen. Auch die ab dem
17. Jahrhundert in den
Indischen Ozean verstoßenden Engländer und Franzosen
konnten Madagaskar nicht kolonisieren. Die Engländer
mussten ihre Siedlungen 1649 aufgegeben, die
Franzosen 1736. Das Fehlen der Kolonialmächte machte
Madagaskar aber interessant für Piraten, die hier
zahlreich Unterschlupf fanden. Zudem gab es auch den
einheimischen Bewohnern die Möglichkeit, eigene
Königreiche zu gründen. Nachdem sich die einzelnen
Siedlergruppen vermischt hatten, kam es im 16.
Jahrhundert bereits zur Gründung des
Sakalava-Reiches. Aber erst die Merina, ein im
Landesinneren siedelndes Volk, konnten 1824 die
gesamte Insel unter sich vereinen. Die
Merina-Dynastie prägte die neuzeitliche Geschichte
Madagaskars. Hatten die ersten Merina-Könige sich
gegen die beginnende französische Präsenz noch
gesträubt, so konnten die Franzosen jedoch immer
mehr Land gewinnen. Im Laufe der Jahre kam es zu
internen Streitigkeiten in der Merina-Dynastie.
König Radama I. schaffte die Sklaverei ab und er
unterzeichnete Freundschaftsverträge mit
Großbritannien, um die französische Gefahr
abzuwenden. Seine Nachfolgerin, Königin Ranavalona
I. jedoch fuhr eine streng anti-europäische Politik
und ließ auch Christen verfolgen. König Radama II.,
ihr Sohn, näherte sich jedoch
Frankreich an. Den
Franzosen wurden viele Zugeständnisse gemacht. Bis
1890 hatten sie sich zur vorherrschenden Macht
etabliert und den britischen Einfluss fast
vollständig zurückgedrängt.
1890 wurde Madagaskar
französische Kolonie. Bis 1895 wurde das ganze Land
militärisch eingenommen. Die Merina-Dynastie wurde
zerstört. Madagaskar verblieb in der Französischen
Gemeinschaft bis 1958. Unter den Franzosen wurde das
Land umgestaltet, das Hochland für Monokulturen
urbar gemacht und für französische Siedler attraktiv
gestaltet. Im ersten und zweiten Weltkrieg dienten
viele Madagassen auch in der französischen Armee.
Madagaskar unterstand der Vichy-Regierug und fiel an
das freie Frankreich zurück. Nach dem Krieg
formierte sich eine Unabhängigkeitsbewegung, die ab
1956 erfolgreich das Land in die Unabhängigkeit
führen konnte.
Moderne
Madagaskar erhielt die volle Souveränität in 1958.
Der erste Präsident, Philibert Tsiranana, setzte die
Politik der französischen Kolonialzeit jedoch fort.
Dies führte in den nächsten Jahren zu erheblicher
Aufruhr. Die Opposition verfolgte einen
kommunismusfreundlichen Kurs.
1972 wurde Tsiranana
gezwungen, zurückzutreten. Die Regierungsgewalt
übernahm eine Militärregierung unter Gabriel
Ramanantsoa. Die Politik näherte sich nun der
Sowjetunion freundschaftlich an. Bereits
1975 wurde
die Militärregierung wieder abgegeben. Im selben
Jahr putschte jedoch Didier Ratsiraka und übernahm
die Macht. Er regierte Madagaskar bis 1992 und
verfolgte einen strengen sozialistischen Kurs. Viele
Franzosen verließen Madagaskar, deren Wirtschaft
vollständig stagnierte. Auf internen Druck der
Opposition, aber auch Aufständen auf der Straße,
musste Ratsiraka 1992 die Macht abgeben. Es wurde
eine neue Verfassung ausgearbeitet. 1993 wurde
Albert Zafy Präsident, konnte aber das
innenpolitische Chaos nicht beseitigen. 1997 kam
Ratsiraka überraschend nach Wahlen erneut an die
Macht. 2002 kam es zu Ausschreitungen. Marc
Ravalomanana, Ratsirakas Gegner, behauptete, dass
die Wahlen gefälscht wurden. Ratsiraka musste ins
Exil fliehen, nachdem tatsächlich massive
Unregelmäßigkeiten aufgedeckt worden waren, und
Ravalomanana übernahm die Präsidentschaft. Obwohl
die Regierung Ravalomanana viele Missstände in
Madagaskar beseitigen konnte, herrschte immer noch
ein politisches Klima des Misstrauens. 2009 kam es
zu Aufständen gegen Ravalomanana durch Anhänger von
Ratsiraka. Ein versuchter Putsch von Andry Rajoelina,
dem Bürgermeister von Antanarivo, misslang. Die
politische Lage blieb lange Zeit noch sehr instabil.
Seiten zum Thema Madagaskar