Geschichte der Tankstellen
Hätte Bertha Benz im August 1888 ihren Mann Carl in
die geheime Mission „Jungfernfahrt“ von Mannheim
nach Pforzheim eingeweiht, dann wäre ihr unterwegs
vermutlich nicht der Treibstoff ausgegangen. So aber
wurde eine Apotheke in Wiesloch bei Heidelberg zur
ersten Tankstelle der Welt für das erste Auto der
Welt.
Zu jener Zeit diente Ligroin (Leichtbenzin), ein
Petroleum-Benzin-Gemisch, als Treibstoff. Dieser war
nur in Apotheken zu bekommen und wurde normalweise
fast ausschließlich zur Reinigung von Textilien
verwendet. Seit dem Beginn des ersten
Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts, in der Zeit ab
1900, konnte man Benzin dann auch bei
Kolonialwarenhändlern oder auch in Gaststätten in
Flaschen und Kanistern kaufen.
Um 1910 zählte man
etwa 2.500 Verkaufsstellen, die Benzin anboten. Die
Geschäfte erhielten ihr Benzin durch Tankwagen, die
vordem schon Petroleum geliefert hatten.
Durch das immer größere Aufkommen von Motorwagen
weltweit ließ die Idee von großen Tanks mit
Schläuchen und Zapfhähnen nicht mehr lange auf sich
warten.
In den USA entstand 1913 die erste
„richtige“ Tankstelle. Diese wurde allerdings noch
mit Handpumpen betrieben. In Deutschland wurde die
erste Tankstelle
im Jahr 1922 eingeweiht.
Die Vorteile, die eine Tankstelle bot, lagen auf der
Hand, bzw. im Tank, so dass 1930 schon 50.000
Tankstellen in Deutschland zur Verfügung standen. Da
man in Kriegszeiten besser für Nachschub sorgen
konnte, trieben die Regierungen den Ausbau von
Tankstellen voran. Das hatte sich dann im Zweiten
Weltkrieg bereits als richtig erwiesen.
Ab dem Beginn der 1950er Jahre schossen die
Tankstellen wie Pilze aus dem Boden. Dieser
Boom setzte sich bis in die Achtziger fort. Eine
Ausnahme bildete hier der Ölschock der Jahre 1956,
1973 und
1977.
Erst in den
1980er Jahren wurde dann das
Tankstellen-Netz seitens der Mineralölfirmen wieder
ausgedünnt. Die Autos wurden sparsamer im Verbrauch,
die Preise stiegen, woraus auch die Sparsamkeit
resultierte, die die Menschen und Fahrzeugbesitzer
an den Tag legten. Der Verdienst des „Standbeins
Tankstelle“ reichte für deren Betreiber meist nicht
mehr zum Überleben aus. Die Tankstellen entwickelten
sich deshalb zu kleinen Supermärkten mit
Selbstbedienung. So verschwand auch der Tankwart
nach und nach. Es wurde bald nur noch selbst
getankt.
Das Aussehen einer heutigen Tankstelle beruht auf
dem der Vorzeige-Tankstelle, die 1932 für die
Architekturausstellung in New York gebaut worden
war. In dieser Art stand die erste Tankstelle in
Kassel und heute hat sich an deren
charakteristischem Aussehen nicht viel geändert.
Gab es in den 60er-Jahren noch durchschnittlich
43.000 Tankstellen in Deutschland, reduzierte sich
die Anzahl der Tankstellen in den 2010er-Jahren auf
ca. 14.000.
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