IBM Geschichte
Computer-Hersteller kommen - aber sie gehen auch
wieder... Einen gibt es jedoch bereits seit mehr als
100 Jahren: IBM. Damit ist „Big Blue“, wie IBM auch
genannt wird, das älteste IT-Unternehmen der Welt.
Doch neben technischen Highlights und Meilensteinen
in der technischen Entwicklung hat IBM auch
gravierende Fehlentscheidungen und -einschätzungen
in der wechselvollen Firmengeschichte zu verbuchen.
IBM wurde am
16. Juni 1911 in New York gegründet.
Damals wurden die beiden Unternehmen International
Time Recording Company und Computing Scale
Corporation mit der Tabulating Machine Company unter
dem Namen Computing Tabulating an Recording Company
(C-T-R) Incorporation
verschmolzen. Die C-T-R war
1896 von Herman
Hollerith, einem deutschen Auswanderer, gegründete
worden und hatte das Lochkartensystem erfunden, mit
dem Dinge in großem Stil maschinell erfasst und
ausgezählt werden konnten.
Unter anderem dienten die C-T-R-Maschinen zum
Auszählen von Wahl-Stimmzetteln, allerdings wurde
die Produktion eingestellt, nachdem die US-Regierung
die Hersteller für Zählfehler, die durch die
Maschinen entstanden waren, haftbar machte. Ein
anderes Einsatzfeld war die Volkszählung. C-T-R
beschäftigte damals rund 1.300 Mitarbeiter und war
auf eben diese Lochkarten sowie auf die Herstellung
von Waagen und Uhren spezialisiert.
Zu den prägenden Persönlichkeiten des Unternehmens
gehört auf jeden Fall Thomas J. Watson, der
1914 die
Leitung der C-T-R übernahm. Er behielt den
Vorstandsvorsitz bis 1956. Seine
Managementprinzipien und sein Führungsstil sind bis
heute spürbar: Starke Vertriebsorientierung,
Marketing und Imagepflege, eine straffe und
professionelle Mitarbeiterführung - so führte er zum
Beispiel Mitarbeiterschulungen ein, verlangte
unbedingte Loyalität und schrieb einen seriösen
Dress-Code vor: Bis in die 1990er Jahre wirkten
IBM-Mitarbeiter eher wie Bankangestellte und hatten
so gar nichts mit den „hippen“ Softwareschmieden wie
Apple oder Microsoft gemein.
1924 wurde C-T-R dann in International Business
Machines Corporation (IBM) umbenannt. Das
Angebotsportfolio des Unternehmens war nun komplett
auf den Unternehmenssektor ausgerichtet. Dabei
wurden die Maschinen in der Regel vermietet und
nicht verkauft. In Sachen Lochkarten hatte IBM
schnell weltweit eine Art Monopolstellung erlangt.
Ein dunkles IBM-Kapitel ist die Lieferung von
Milliarden von Lochkarten an die Nazis, die damit
den Holocaust effizienter organisieren wollten. Ein
Geschäft, das über die damalige deutsche IBM-Tochter
DEHOMAG abgewickelt wurde. Es wurde nie geklärt, wie
viel der damalige IBM-Präsident von dem Geschäft
wusste.
Nach dem Krieg schrieb IBM maßgeblich an der
Geschichte der modernen Computerwelt mit: 1948 kam
der IBM 604 auf den Markt, der erste elektronische
Rechner, der kommerziell erfolgreich war.
1952
folgte der IBM 608 und 1959 das
Datenverarbeitungssystem IBM 1401, das bereits mit
Transistoren arbeitete. Das System gilt als erster
universeller Business-Computer, der weltweit
eingesetzt wurde. Rund 10.000 dieser Großrechner
wurden in den 1960er Jahren verkauft.
1964 startete die erfolgreiche Produktreihe IBM
Systems/360 - der Unique Selling Point (USP): Alle
IBM-Geräte der Serie waren untereinander kompatibel.
Mit der Idee der Kompatibilität konnte IBM auch in
den 1960er Jahren seine Marktmacht weiter ausbauen
und war nahezu konkurrenzlos. Allerdings bekam IBM
jetzt immer häufiger Probleme mit den
Kartellbehörden, die monopolistische
Geschäftspraktiken vermuteten. Aber trotz allem, IBM
war immer noch auf dem Höhepunkt seiner Markt- und
Schaffenskraft:
1971 war IBM Miterfinder der Diskette. 1972
präsentierte IBM den ersten Geldautomaten. Ab 1973
setzte
sich im Einzelhandel die Nutzung von UPC-Barcodes
durch, eine Erfindung, die in den 1960er Jahren von
IBM entwickelt wurde. 1975 brachte IBM den ersten
tragbaren Computer - den IBM 5100 - auf den Markt.
1976 folgte der erste Laserdrucker. 1981 begann mit
dem IBM Personal Computer die PC-Revolution. 1987
erhielten Die IBM-Forscher Gerd Binnig und Heinrich
Rohrer den Nobelpreis für Physik für ihre
Entwicklung des Rastertunnelmikroskops. 1992 brachte
IBM mit dem ThinkPad das erste Notebook auf den
Markt.
Doch in den 1980er und 1990er Jahren drängten immer
mehr neue Hardware-Hersteller mit preiswerten
IBM-kompatiblen PCs und Windows auf den Markt. Sie
waren kreativ und flexibel und brachten IBM mit
seiner Massenware immer mehr in Bedrängnis. 1997
machte IBM Schlagzeilen, da der Supercomputer „Deep
Blue“ den damaligen Schachweltmeister Kasparow in
sechs Partien schlug. 2005 zieht sich IBM aus dem
PC-Geschäft zurück, da es unrentabel geworden war
und verkaufte es inklusive der Modellreihe des
ThinkPads an Lenovo, China.
Seit 2008 vermarktet IBM sein bereinigtes Portfolio
unter dem Label „Smarter Planet“ und fokussierte
sich dabei in erster Linie nur noch auf Prozessoren
und Supercomputer. 2011 konnte IBM erneut mit seinem
Supercomputer - diesmal benannt nach dem IBM-Gründer
Watson - Schlagzeilen machen: Der „Watson“ gewinnt
gegen zwei Kandidaten in der US-Quiz-Show „Jeopardy“.
Der Konzern versteht sich heute in erster Linie als
Technologielieferant für große, globale Themen wie
beispielsweise Wasserversorgung, Umwelt, Verkehr,
Energie, Finanzen und Wirtschaft.
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