Geschichte des
Internet
Bis in die
neunziger Jahre
bestanden die Hauptkommunikationswege neben dem
direkten Gespräch im Schreiben von Briefen und im
Telefonieren. Dann wurde alles umgewälzt, und
seither können sich immer mehr Menschen ein Leben
ohne E-Mails, Streifzüge durch Websites, Chatrooms
und virtuelle Communitys nicht mehr vorstellen. Für
die meisten kam die Revolution völlig überraschend -
um es biblisch auszudrücken: "wie ein Dieb in der
Nacht". Kaum jemand machte sich die Tatsache
bewusst, dass das Internet schon seit Jahrzehnten
existierte und die Neuerung eher in den
Nutzungsmöglichkeiten bestand.
Als
1941
Konrad Zuses legendärer Z3 in Betrieb genommen
wurde, begann das Zeitalter des elektronischen
Rechners. Für eine effiziente Datenverarbeitung im
großen Stil wurde es bald nötig,
Informationen
möglichst schnell von einem Rechner zum anderen zu
transferieren. Lochkarten und Magnetbänder erfüllten
diesen Zweck zunächst - allerdings nur, wenn die
betreffenden Computer nicht allzu weit voneinander
entfernt standen. Gerade in der Forschung ist es
jedoch für die Zusammenarbeit verschiedener
Institute oft unerlässlich, Daten - zum Zweck des
Abgleichs, der Weiterverarbeitung oder der
Verknüpfung mit weiteren Daten - möglichst schnell
auch an weit entfernte Orte zu übertragen.
Das wurde auch der U.S. Air Force klar, in deren
Auftrag mehrere Universitäten Forschungen
anstellten. Es war ein Glücksfall für die
Wissenschaftler, dass ihr Auftraggeber über ein
großes finanzielles und logistisches Potenzial sowie
ein starkes Interesse an einer möglichst
reibungslosen Zusammenarbeit der Institute hatte.
1962 begannen Spezialisten der US-Luftwaffe mit der
Konzeption einer zuverlässigen Vernetzung der
beteiligten Universitäten, und sieben Jahre später
begann die Nutzung des Arpanet (Advanced Research
Projects Agency Network), des ersten dezentralen
Computernetzwerkes, dessen Teilnehmer
gleichberechtigt kommunizieren konnten. Fast von
Anfang an war die E-Mail eine intensiv genutzte
Funktion.
Es dauerte nicht lange, bis ähnliche, konkurrierende
Projekte entstanden. Dank einer tendenziell
einheitlichen Entwicklung auf dem Gebiet der
Betriebssysteme und der Programmiersprachen beruhten
die meisten dieser Netze auf gleichen
Grundprinzipien. Es war also nur eine Frage der
Zeit, bis Verbindungen zwischen ihnen geschaffen
wurden. Hilfreich war der ab 1970 entwickelte TCP/IP-Standard
für Formen der Informationsübertragung zwischen den
Netzen - woraus sich auch der in den frühen
Achtzigern
gebräuchlich werdende Begriff "Internet" erklärt.
Weiterer Meilensteine waren das ab
1985 genutzte
File Transfer Protocol FTP, das die Übertragung
ganzer Dateien - unabhängig von der Art ihres
Inhalts - ermöglichte, sowie das gleichaltrige
Internet- Adresssystem DNS (Domain Name System).
Mosaic Communications Corporation brachte den Netscape
Doch
erst das in Genf entwickelte Konzept des Hypertext
schuf ab 1989 die Möglichkeit, in einer
Textdarstellung mühelos einen Querverweis (einen
Link) zu einer anderen Adresse zu platzieren. Von
nun an war es möglich, im Internet zu "surfen". Das
war die Geburtsstunde des World Wide Web, das oft
fälschlicherweise mit dem Internet verwechselt wird
- World Wide Web bedeutet "lediglich" die
Möglichkeit, problemlos von einer
hypertextbasierten, mittels eines "Browsers"
lesbaren Seite zu jeder beliebigen anderen zu
gelangen.
Schon seit längerem dachte man über eine
kommerzielle Nutzung des Internet nach. Als nach dem
Ende der großen Ost-West-Konfrontation
1990 das
Arpanet eingestellt wurde, änderte sich die Art der
Nutzung rapide. Die bisher werbefreie Zone wurde ab
1991 von
Reklamebotschaften überflutet - gegen Bezahlung,
wodurch die Infrastruktur der Netze aufrecht
erhalten werden konnte. 1993 schließlich war es
US-Vizepräsident Al Gore, der die Öffentlichkeit auf
die fast grenzenlosen Möglichkeiten des Internet
hinwies und damit eine Lawine lostrat.
1994
kam mit dem Netscape der erste grafische Browser auf
den Markt. Immer mehr
kommerzielle und private Nutzer verbanden ihre
Computer mit dem "Weltnetz", wie es oft von
Englisch-Verweigerern genannt wird, und füllten es
mit Inhalten. Seitdem scheint das Internet jede
Funktion zu übernehmen, die sich auf der Basis von
Bits und Bytes ausführen lässt: der
Online-Musikhandel expandiert, Telefonieren ist hier
ebenso möglich wie Fernsehen, Informationsportale
drängen gedruckte Zeitungen und Lexika ins Abseits.
Preisvergleichsportale helfen beim günstigen
Einkauf.
Und wenn die Leitungen nicht bald unter der schier
unermesslichen Datenlast zusammenbrechen, steht uns
sicherlich noch so manche Überraschung ins Haus.
siehe auch:
Revolution
Internet