Verantwortung schreibt Geschichte oder umgekehrt
Man hört immer wieder, Geschichte sei Vergangenheit
und es lohnt sich nicht, sich damit
auseinanderzusetzen, weil Ereignisse bereits
geschehen und nicht mehr rückgängig zu machen sind.
Es würde genügen sich dem aktuellen
Journalismus zu bedienen
Aber stimmt das wirklich? Vordergründig betrachtet
muss man das bejahen, doch Geschichte hat auch eine
Funktion im Hier und Jetzt. Menschen erinnern sich
an die legendären Auftritte von Steve Jobs, als er
das neueste iPhone von
Apple vorstellte; man hört und sieht
aber ebenso Ton- und Filmdokumente aus der Zeit des
Nationalsozialismus oder aus den USA zur Zeit von
Martin Luther King oder dem Woodstock-Festival. Doch
was ist mit den Ereignissen, die schon viele
Jahrhunderte oder gar Jahrtausende hinter uns
liegen?
Inspiration und Vorbilder der Vergangenheit
Geschichte ist reich an inspirierenden
Geschichten und Persönlichkeiten, die Mut,
Innovationskraft und Durchhaltevermögen gezeigt
haben. Diese Vorbilder können motivieren und als
Leitfäden dienen.
Als eine der eindrucksvollsten Erfindungen in der
Geschichte gilt das Rad, da es den Transport
revolutionierte und vereinfachte. Diese innovative
Idee hat auch heute noch einen Platz in der
Gegenwart, denkt man nur an Autos, Fahrräder oder
Züge. Noch immer gelten die Pyramiden als ein
Weltwunder der Antike, doch auch andere
Sehenswürdigkeiten, die es heute schon lange nicht
mehr gibt, haben sich in unsere Erinnerungen
eingebrannt. Geschichte, das sind aber nicht nur
Gegenstände, sondern auch revolutionäre Ideen im
Umgang miteinander. Ein Beispiel war Nelson Mandela,
der während seiner Lebenszeit zwar nichts erfand,
der aber durch seinen Kampf gegen die Apartheid in
Südafrika weltweite Berühmtheit erlangte. Hinter der
eigentlichen Geschichte steckt also noch eine andere
Geschichte. Bei Mandela führten Erfahrungen zur
Versöhnung und nicht zu Hass. Aber auch Menschen wie
Nikola Tesla, denen bahnbrechende Innovationen in
der Elektrik gelangen, hatten eine Lebensgeschichte,
die im heutigen Kroatien begann und in den USA
endete. Seine Entwicklung, das
Zweiphasenwechselstroms, ist aus unserer Welt nicht
mehr wegzudenken. Alle diese Menschen waren sich
ihrer Verantwortung in der Gesellschaft bewusst und
daraus entwickelten sich ihre geistigen Haltungen.
Geschichte erlernen - Warum es sich lohnt?
- Kein Verständnis der Gegenwart ohne
die Vergangenheit:
Viele aktuelle gesellschaftliche, politische und
wirtschaftliche Strukturen haben ihre
Wurzeln in der Vergangenheit. Dabei hilft uns die Geschichte die
resultierenden Entwicklungen
besser zu verstehen.
- Keine Kultur oder Identität ohne
Vergangenheit:
Geschichte fördert das Bewusstsein für die eigene
Kultur und Identität und eben auch die der anderer Kulturen.
Dies kann zu einem besseren interkulturellen
Verständnis und zu Toleranz führen.
- Aus der Vergangenheit lernen:
Geschichte bietet jede Menge Ereignisse, die
helfen, nicht die selben Fehler zu machen, bzw.
andere Entscheidungen zu treffen
- Teilnahme an der Gesellschaft:
Ein fundiertes Geschichtswissen
ermöglicht es, besser an gesellschaftlichen
Diskussionen und Debatten teilzunehmen und
fundierte Meinungen zu entwickeln.
Geschichte – eine exakte Wissenschaft oder eine
Annäherung?
In Deutschland feiern wir den 3. Oktober als
Tag der
Deutschen Einheit. Dieser Tag ist auf unserem
Kalender als Feiertag notiert. Doch dieser Tag ist
nur das Ergebnis einer langen Entwicklung in Ost-
und Westdeutschland. Der Tag an sich ist nur der
Ausdruck solcher geschichtlichen Entwicklungen, die
von den Menschen ganz unterschiedlich wahrgenommen
werden. Aber muss es bei Geschichte immer um
besondere Ereignisse gehen oder können es auch
unscheinbare Vorfälle sein, die für den einzelnen
Menschen eine besondere Bedeutung haben? Fast jeder
wird sich daran erinnern, was er am
11. September
2001 getan hat, als die Nachricht vom Terroranschlag
auf die Zwillingstürme des
World Trade Center in den
USA stattfanden. Geschichte ist immer auch eine
Entwicklung. Gab es in den 60er-Jahren des letzten
Jahrhunderts die ersten Farbfernseher in
Deutschland, so schmunzelt man heute darüber
angesichts großer
TV-Bildschirme, die alle nur noch
in Farbe Filme und Serien zeigen. Wenn es um die
reinen Daten oder berühmte Worte geht, dann hat
Geschichte etwas von einer objektiv wahrnehmbaren
Wissenschaft. Aber der Blickwinkel darauf ist je
nach Person ein völlig anderer. Das gilt auch für
ganze Bevölkerungsgruppen. Der Krieg in der Ukraine
wird in den russischen Medien und in der dortigen
Politik völlig anders legitimiert als in der
Ukraine. Selbst die vor einigen Jahren eingeleiteten
Corona-Maßnahmen lassen sich aus zwei Perspektiven
betrachten. Zunächst ist es der Blickwinkel aus dem
Jahr der Pandemie, dann aber auch die Sicht einige
Jahre danach, als mehr Informationen zur Verfügung
standen. Das alles macht Geschichte zwar schwierig,
aber auch immer wieder interessant.