Nach dem
Zweiten Weltkrieg war kaum ein Gedanke
daran vorhanden, dass es in Deutschland jemals
wieder Streitkräfte geben könnte, die sowohl
innerhalb als auch außerhalb des Landes agieren
würden. Zwei schwere Kriege lagen hinter den
Menschen, hatten unfassbar viel Tod und Zerstörung
mit sich gebracht. Die deutsche Wehrmacht hatte
gewütet und Deutschland sollte eine
entmilitarisierte Zone bilden. In den
Kriegskonferenzen von Jalta, Teheran und Potsdam
legten die alliierten Besatzungsmächte weiterhin
fest, dass die deutsche Wehrmacht aufgelöst wurde,
das Waffenarsenal beseitigt und die gesamte
Rüstungsindustrie demontiert wurde.
1949 sprach erstmals Konrad Adenauer davon, dass
Deutschland wieder der NATO beitreten und das
Recht
zur Wiederbewaffnung haben sollte. Aber erst 1955
kam es dann zur Ernennung von Streitkräften durch
den damaligen Bundespräsident Theodor Heuss. Das
geschah auch durch die politischen Umstände der
damaligen Zeit und der Unentschiedenheit der
alliierten Besatzungsmächte, die zu keiner
endgültigen Lösung gekommen waren. Zwischen der USA
und der Sowjetunion gab es immer größere Spannungen,
die Westalliierten bestanden darauf, dass auch
Deutschland eine Armee aufbauen sollte, die zur Not
in der Lage wäre, gegen die Sowjetunion vorzugehen
und deren Vordringen in Europa zu verhindern. Am 12.
November 1955 wurden erste Freiwillige als Soldaten
vereidigt. Dieses Datum gilt als die Neugründung der
zukünftigen Bundeswehr.
Ein Jahr später, 1956, wurde dann im Grundgesetz
festgelegt, dass Deutschland Streitkräfte zur
Verteidigung aufnehmen würde, wobei alleine der
Bundestag über den Einsatz entscheiden sollte. Die
Bezeichnung „Bundeswehr“ sollte mit jenem schlechten
Ruf der deutschen Wehrmacht aufräumen, vielmehr
sprach man von einer Parlamentsarmee, einer reinen
Verteidigungsarmee. Ebenfalls wurde im Grundgesetz
angegeben, dass ein möglicher Angriffskrieg verboten
war. Deutschland war interessiert daran, die
Soldaten nicht mehr als Kampfmaschinen und
Befehlshörige zu präsentieren, sondern als
Durchschnittsbürger in Uniform, die ganz normal
ihrer Arbeit nachgingen.
Damit begann der Aufbau der Bundeswehr. Noch
1955
unterzeichneten die USA und Deutschland ein Abkommen
über eine gegenseitige Verteidigungshilfe und die
USA versprach ihrerseits Rüstungslieferung. Über
sechstausend Freiwillige traten durch das
„Freiwilligengesetz“ in die Bundeswehr ein und
wurden hauptsächlich beim Grenzschutz rekrutiert.
Nach und nach wurden sowohl das Heer als auch die
Luftwaffe und die Marine aufgebaut. Gleichfalls
wurde die Wehrpflicht eingeführt, da die
geeignete
Truppenstärke durch Freiwillige nicht erreicht
werden konnte.
Während die Westmächte nuklear aufrüsteten, sprach
sich Bundeskanzler Adenauer für eine
Rüstungsbeschränkung im eigenen Land aus. Weder
wurden chemische, biologische noch atomare Waffen
hergestellt, dagegen Trägersysteme unterstützt, zu
denen die USA die Atomsprengköpfe verwaltete. Immer
wieder kam es in der Bevölkerung zu Protesten gegen
die Wiederbewaffnung Deutschlands. Auch innerhalb
der Politik wurde das Thema diskutiert und die
Ansichten waren gespalten. Während die einen den
Armeeaufbau unterstützten, entstand dem gegenüber
die Friedensbewegung. Millionen Menschen gingen in
Deutschland auf die Straße, um gegen die Herstellung
der Trägersysteme für Atomwaffen zu demonstrieren
und dagegen, dass die Bundeswehr damit ausgerüstet
wurde. Währenddessen wurden die Soldaten im Abwurf
von Nuklearwaffen ausgebildet, was mit der im
Grundgesetz festgelegten Abmachung einer reinen
Landesverteidigung nicht übereinstimmte.
Bis in die Achtziger Jahre wurde darüber immer
wieder disputiert, Deutschland setzte gegen den
Widerstand der Bevölkerung Nachrüstung durch, bis
sich die USA und die Sowjetunion in der
Rüstungsfrage einigen konnten und Raketen, deren
Reichweite Europa betraf, abgeschafft wurden.
Bis ins Jahr 2010 änderte sich die Dauer der
Wehrpflicht häufiger, bis sie durch den
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg
ausgesetzt und durch einen freiwilligen Wehrdienst
ersetzt wurde.