Geschichte der DDR-Fahrzeuge
In der DDR wurden die beiden Pkw-Typen Trabant und
Wartburg produziert, die Bürger fuhren freilich auch die
Fahrzeuge der sozialistischen Bruderstaaten Polski Fiat, Dacia, Skoda, Zastava, Moskwitsch und Lada sowie
teilweise Westimporte, die seit den 1970er Jahren ganz
offiziell eingeführt wurden. Der Wert der Gebrauchtwagen
lag bis zu einem Alter von rund 20 Jahren beim Trabant
und 25 Jahren beim Wartburg etwa in der Höhe eines
Neuwagens, was nicht
ganz logisch war, denn die
Wartezeiten betrugen Ende der
1980er Jahre rund 13
Jahren für den Trabant und etwa 15 bis 17 Jahren für den
Wartburg. Außerdem waren die Zweitaktmotoren nach dieser
Laufzeit definitiv verschlissen, ein regelmäßig
gefahrener Trabant benötigte bisweilen schon nach einem
Jahr eine komplette Motorüberholung. Der Grund für die
dennoch gezahlten Preise lag in der viel höheren
Kaufkraft der DDR-Bevölkerung, als offiziell angenommen
wurde und je statistisch ermittelt werden konnte. Die
zumindest gefühlte (und anhand zum Beispiel des
Gebrauchtwagenmarktes berechenbare) Inflation der
DDR-Mark lag im Jahr 1989 zwischen 15 bis 20 Prozent.
Diese Zahl ist jedoch nicht offiziell und wird es nie
werden, denn es gab in der DDR gigantische
Preisverzerrungen und gleichzeitig eine sehr starke
Schattenwirtschaft. Die Preise für Mieten, Energie und
Grundnahrungsmittel blieben auf lächerlich niedrigem
Niveau stabil (130 Ostmark warm für eine 90 m²
Plattenbauwohnung), die Schattenwirtschaft könnte bei 30
bis 40 Prozent des Bruttoinlandsproduktes gelegen haben,
vielleicht auch darüber. Das Geld wurde unter anderem in
die sichere Wertanlage Auto investiert.
Die Automobilindustrie der DDR beschäftigte fähige
Ingenieure und Entwickler. Zu Beginn der
1990er Jahre
publizierten diese in Fachmagazinen ihre
Weiterentwicklungen für den Trabant und den Wartburg,
die sich auf dem Niveau internationaler Klein- und
Mittelklassewagen bewegt hatten, allerdings in
Schubladen verstaubt waren. Für die beteiligten
Entwickler, die zumeist das Land nicht verlassen
konnten, war das eine persönliche Tragödie. Der
Schwarzmarkt mit veralteten Kraftfahrzeugen blühte, die
Ingenieure entwickelten ohne Hoffnung auf Realisierung,
einfach weil sie es wollten und konnten. Ob sich das
System jemals ändern würde, ob sie persönlich jemals
einem Kollegen in Stuttgart oder Paris ihre
Entwicklungen zeigen könnten, wussten sie nicht. Das
Gros der DDR-Bürger war sich bis zuletzt sicher, das
Land erst als Rentner verlassen zu dürfen. Der letzte
Mauerflüchtling (Chris Gueffroy) wurde im Februar 1989
erschossen.
Es war keine Schikane der Partei- und Staatsführung, in
die Automobilindustrie so gut wie nichts zu investieren,
es war schiere Not. Und warum soll man etwas entwickeln,
auf das die Menschen länger als ein Jahrzehnt
sehnsüchtig warten? Für dessen Bezug sie sich mit
Erreichen des 18. Lebensjahres anmelden? Es gab wahrlich
Dringenderes in der DDR zu erledigen, Kraftwerke
verpesteten die Umwelt, das Transportwesen war marode,
das Straßennetz ohnehin. Die Wirtschaft war hochgradig
ineffizient, ein Großteil der Firmen produzierte
Verluste. In strengen Wintern brach die Stromversorgung
zusammen. Also gab es nichts in die Automobilindustrie
hineinzustecken. Dahinter stand freilich auch das
Konzept der sozialistischen Planwirtschaft, das so
grandios scheiterte. Die DDR-Verantwortlichen, durchaus
kluge Köpfe, waren Kommunisten. Warum ein Unternehmer
etwas unternimmt, warum der Markt etwas haben will -
das, worüber wir alle stets nachdenken - hatten sie nie
verstanden.
Es blieb also bei den beiden in der DDR produzierten
Modellen Trabant und Wartburg mit kaum einer
nennenswerten (realisierten!) Weiterentwicklung
innerhalb von Jahrzehnten. In noch einmal fünfzig Jahren
wird man verstehen, dass es für das Potemkinsche Dorf
namens DDR wohl kaum ein stärkeres Symbol als diese
beiden absurd-tragikomischen Kraftfahrzeuge gab. Denn
alle anderen, auch die Rumänen und Jugoslawen, auch die
Russen, die Polen (!) und erst recht die Tschechen waren
weiter als wir. Und hier sind die beiden Fahrzeuge:
Gefertigt im VEB Sachsenring Zwickau ab 1957,
Gesamtauflage: Drei Millionen Fahrzeuge. Das
Vorläufermodell war der dem Lloyd P 300 nachempfundene
P70 ("Papp 70"). Beplankung des späteren Trabbi aus
Phenoplast mit Baumwollmischung (ein bisschen besser als
reine Pappe), ungeregelte Luftkühlung,
0,6-Liter-Zweitaktmotor mit zwei Zylindern und knapp
26 PS Leistung (in Worten: sechsundzwanzig PS = 19,1
kW), Höchstgeschwindigkeit bei Berg runter,
Rückenwind und Kneipe in Sicht keine 100 km/h. Wer
etwas anderes behauptet, lügt, Millionen DDR-Bürger
werden diese Aussage bezeugen. Und dabei ein
Verbrauch um 8 Liter auf 100 km! Zwei Türen,
entsetzliche Enge, unerträglicher Geräuschpegel,
ungeheuer gefährlich für
Insassen und andere Verkehrsteilnehmer (unter
anderem die "Mörderkante" für Motorradfahrer), viel
zu schmale Reifen, halsbrecherisch
geringer Radabstand. Benzinhahn
von Hand zu bedienen. Lenkradschaltung
("Krückstockschaltung"), die wir heute noch beherrschen,
wahrscheinlich in ihrer Anordnung ein Weltkuriosum.Dabei heiß geliebt, weil klein, nicht fein, aber mein.
Was für ein Fortschritt! Zwischen 1956 bis 1991 in
Eisenach gebaut, nach heutigem Verständnis (und erst
recht dem der DDR-Bürger) "Mittelklasse". Na ja. Es gab
den viertürigen Wagen sogar als Kombi und Cabriolet. Die
erste Reihe, der "311er", erlangte in den frühen 1960er
Jahren sogar noch filmischen Kultstatus in
DDR-Agentenfilmen ("Das unsichtbare Visier"), in denen
die Stasi verklärt wurde. Zuletzt als Viertakter mit
einem 1,3-Liter-VW-Motor bestückt, aber das ist
unerheblich. Der richtige, jahrzehntelang gefahrene
Wartburg war wie der Trabbi ein Zweitakter mit
1,0-Liter-Motor, ebenfalls mit Lenkradschaltung, die
irgendwann gern versagen konnte (wir wollen die
technischen Details hier weglassen), 3 Zylinder,
Leistung bis 55 PS, Höchstgeschwindigkeit 130 km/h. Der
Verbrauch lag bei 12 bis 13 Litern, glauben Sie nichts
anderes, meine Damen und Herren. Hier schreibt ein
Zeitzeuge. Dabei war das Fahrzeug durchaus geräumig und
bot im Innenraum Komfort. Mit einem Wartburg hatte man
"es geschafft".
Welche Autos wurden in
der DDR gebaut?
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