Biografie
Judas Priest
Bandhistorie
Der Heavy Metal der späten
Sechziger und frühen Siebziger glich einem
reizvollen, bizarren Wildwuchs, der viele
hartstachlige und etliche zartsüße Früchte trug. Die
stilistische Bandbreite reichte von
blueslastigem
Hardrock bis hin zu jazzigeren, technisch
ausgefeilten Varianten. Auf erstgenanntem Gebiet
waren auch der Gitarrist Kenneth K. Downing und der
Bassist Ian Hill seit 1969 gemeinsam tätig. Der
Sänger Alan Atkins brachte Anfang 1971 den Bandnamen
Judas Priest mit, den schon seine vorige Band aus
einem Song Bob Dylans entlehnt hatte. Schlagzeuger
John Ellis vervollständigte die Formation. Atkins,
Ellis und auch deren Nachfolger verabschiedeten sich
bald wieder. 1972 übernahm
Rob Halford
das
Mikrophon, zwei Jahre darauf fand sich mit Glenn
Tipton ein zweiter Gitarrist ein. Mit Ausnahme des
Schlagzeugerpostens, der noch öfter neu besetzt
werden sollte, hatte die Gruppe ein langfristig
stabiles Line-Up gefunden.
Nach einem netten, aber nicht gerade umwerfenden
Debüt veröffentlichten sie 1976 das Album, nach dem
im Heavy Metal alles anders werden sollte. "Sad
Wings Of Destiny" bot neben einigen melancholischen
Balladen mehrere Songs, die mithalfen, Standards für
die typische Metal-Gitarrenarbeit zu definieren
(darunter "The Ripper"). Die drei folgenden
Studioalben zementierten ihre Stellung als
wichtigste Wegbereiter des modernen Metal und
verschafften ihnen immer größere Aufmerksamkeit.
Ihre 1979er Japantournee, die das epochale Livealbum
"Unleashed In The East" hervorbrachte, war ein
einziger Triumphzug. Von bleibendem Schauwert war
dabei die Leder- und Nietenbekleidung, die, obwohl
wahrscheinlich von der Homosexuellenszene
abgeschaut, vor allem martialisch wirkte.
Nachdem Judas Priest jahrelang ihrer Zeit
vorausgeeilt waren, schlossen sie sich 1980 der
explosionsartig wachsenden New Wave of British Heavy
Metal an. "British Steel", jetzt mit Dave Holland am
Schlagzeug, brachte 1980 den Zeitgeist auf den
Punkt. In dieser Besetzung gelangten sie 1982 mit
dem Hit "You've Got Another Thing Coming" zum
kommerziellen Höhepunkt, und zwei Jahre später
lieferten sie mit "Defenders Of The Faith" ihr bis
dato härtestes und ausgereiftestes Werk ab.
In dem Wissen, dass sie der fortgeschrittenen
Entwicklung des Metal nicht mehr auf glaubwürdige
Weise
folgen konnten, experimentierten sie mit
Gitarrensynthesizern und entsprechend poppigen
Melodien, die sie 1986 auf dem "Turbo"-Album
durchgehend verwendeten. Viele überzeugte das
Konzept, da die Kompositionen kaum Wünsche offen
ließen. Andere sprachen von "Rentner-Rock". Von den
Reaktionen verunsichert, kehrten sie 1988 -
letztmalig mit Holland, dem danach Scott Travis
folgte - zum harten Metal zurück, ließen aber ihre
alte Stilsicherheit vermissen. Erst 1990 gelang
ihnen mit "Painkiller" ein Comeback, das nahtlos an
"Defenders" anknüpfen konnte.
Begleitet wurde das Erscheinen der neuen Platte von
einem aufsehenerregenden Prozess. In Reno hatte sich
ein Jugendlicher unter Drogeneinfluss erschossen,
nachdem er Judas Priests
1978er Coverversion des
Spooky Tooth-Songs "Better By You, Better Than Me"
gehört hatte. Das Gericht konnte da aber keinen
zwingenden Zusammenhang erkennen, und der
Presserummel war den Verkaufszahlen sicherlich nicht
schädlich.
Nach Halfords Ausstieg 1991 war es so still um Judas
Priest, dass man 1993 mit einem "Best Of"-Album
aufwartete.
Als Ersatzmann kam 1997 der vormalige Winter's
Bane-Sänger Tim "Ripper" Owens dazu und bewirkte
eine klangliche Frischzellenkur mit gesteigertem
Härtegrad, die zwar bisherige Fans vertrieb, jedoch
viele neue anlockte. Sechs Jahre später räumte er
seinen Platz für den zurückgekehrten Rob Halford.
Derzeit werkeln sie an einem metallisch-epischen
Musical rund um
Nostradamus.
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