Nostradamus Lebenslauf
So ziemlich all seine Prophezeiungen
sind eingetroffen. Etliche Vierzeiler
verfasste Nostradamus und gab sie an
seinen Sohn weiter, der sich in
ähnlicher Aufgabe bewandert fühlte,
jedoch nicht das Talent seines Vaters
geerbt hatte. Ob es sich nun um Kriege,
Diktatoren, Krankheiten,
Wirtschaftskrisen oder Terroranschläge
handelte, was Nostradamus voraussagte,
erfüllte sich.
In einem Brief erbte César die düsteren
Zukunftsaussichten seines Vaters, der
bereits zu Lebzeiten eine Größe unter
den Zukunftsdeutern war. Nach seinem Tod
jedoch wuchs sein Ruf zur vollen,
beinahe heiligen Größe, denn der Mensch
sehnte sich in allen Jahrhunderten nach
geordneten Verhältnissen, einem Plan,
der alles erklärbar machte. Wenn alles
Zufall wäre, gab es keinen Halt, und
nichts fürchtete der Mensch mehr.
Nostradamus, mit seinen Deutungen, war
Balsam für die Hoffnungen jedweden
Jahrhunderts,
nicht so sehr in dem, was er für das
Kommende sah, denn all das war düster,
sondern dass es jemanden gab, der es
voraussehen konnte, somit einen Sinn in
die Bedingungen brachte.
Geboren wurde der Meisterseher als
Michel de Nostredame am 14. Dezember
1503 in Saint-Rémy-de-Provence. Sein
Vater war Amtsvorsteher und Notar, die
Mutter brachte noch sieben weitere
Kinder zur Welt. Im Grunde wuchs Michel
in einer wohlsituierten Familie auf, die
recht vermögend war. Die Vorfahren
Nostradamus‘ waren jüdische Flüchtlinge
aus Spanien. Sie siedelten nach
Frankreich über, um den Verfolgungen zu
entgehen.
Michel wuchs bei seinem Urgroßvater auf,
so zumindest überlieferten es sein Sohn
César und der Sekretär und Bewunderer
Jean Aymé de Chavigny, der das Meiste
dazu beitrug, den Ruf des großen Sehers
zu prägen. Dieser wurde als Kind in
Astrologie, Mathematik, Latein,
Hebräisch und Griechisch ausgebildet,
studierte dann ein Jahr lang an der
Universität Avignon, bevor die Pest in
der Stadt Einzug hielt und etliche
Menschenleben kostete.
Auch Nostradamus musste sich von der
Universität zurückziehen, erlernte
stattdessen den Beruf des Apothekers.
Nach der Ausbildung begab er sich auf
Wanderschaft, bereiste etliche Orte.
Daneben tobten weiterhin die schwarze
Krankheit und zudem noch der Krieg.
Frankreich kämpfte gegen das Heilige
Römische Reich, dazu herrschte ein
eisiger Winter, dass die Ernte zerstört
wurde und eine große Hungersnot
ausbrach. All das Leid, das Nostradamus
auf seinem Weg durch die Orte sah,
prägte ihn. Die Zukunft erschien ihm
unheilvoll und düster.
Autodidaktisch und mittels verschiedener
Bücher lernte Nostradamus einiges über
Pharmazie und die Wirkung von
Heilkräutern. Mit sechsundzwanzig Jahren
schrieb er sich an der Fakultät für
Medizin in Montpellier ein. Dort kann er
sich nicht lange halten, da er durch
sein selbst angelerntes Wissen bald der
Quacksalberei bezichtigt und von der
Universität ausgeschlossen wurde. Er
nahm es nicht allzu schwer, begab sich
wieder auf Reisen. Es zog ihn nach
Italien, Sizilien und Deutschland.
Bei seiner Rückkehr begegnete er
Henriette d’Encausse, die er 1531
heiratete. Sie bekamen zwei gemeinsame
Kinder, bevor die kleine Familie der
Pest zum Opfer fiel. Nostradamus suchte
verzweifelt nach einer Rezeptur gegen
die Krankheit und hatte bald eine Mixtur
zusammengebraut, die später als
„Rosenpillen“ ihre Wirkung taten, wenn
auch nicht gegen die Pest, so doch, um
seinen Ruf als Pestarzt zu festigen.
Alleine seine Bekanntschaft mit dem
Universalgelehrten Caesar Scaliger
trübte das Ansehen, denn Scaliger hatte
etliche Schmähschriften verfasst und
seine Zeitgenossen kritisiert.
Nostradamus dagegen lernte von ihm und
setzte das Wissen in eigene Experimente
um.
1547 heiratete er zum zweiten Mal,
diesmal die reiche Witwe Anne Ponsarde,
was ihm eine neue Unabhängigkeit
ermöglichte, so dass er sich ganz und
gar auf seine Interessen und Studien
konzentrieren konnte. Er las etliche
Werke und begann sich nun auch, an
eigene zu setzen.
Das Werk von Richard Roussat
beeindruckte ihn besonders, in dem ein
Weltende im Jahre 1789 angekündigt
wurde. Davon angeregt befasste
Nostradamus sich nun mit seinem ersten
Almanach der Zukunftsdeutung, dem noch
etliche folgen sollten. Dass sein Werk
allgemeine Beachtung fand, lag einmal an
der Zeit und auch an der Mode. Die
Kirche und der traditionelle Glaube
hatten große Kraft eingebüßt,
astrologische Erkundigungen und
mathematische Berechnungen lösten die
strengen Regeln des Klerus ab, der
dieser Entwicklung zwar skeptisch,
jedoch auch offen gegenüberstand. So
drohte Nostradamus auch keine kirchliche
Verfolgung.
Seine Almanache verkauften sich
hervorragend, sein Name wurde bekannt.
Nostradamus scheute sich nicht, von den
eigenen Voraussagen abzuschreiben oder
sich gar zu widersprechen. Auch antike
Werke dienten ihm für die eigenen
hellseherischen Erläuterungen.
Bald erkannte er, dass die Bedeutung
seiner Schriften wesentlich effektiver
war, wenn er abstraktere und nebulösere
Sätze formulierte, deren Deutungsrahmen
vielseitiger wurde. Er baute nicht nur
grammatische Konstruktionen, sondern
verdrehte auch Wörter und Buchstaben,
entwickelte eine ganz eigene Sprache.
Für Nostradamus blieb das Leid und
Unglück der Welt immer gleich. So setzte
er sich schließlich an seine Verse, die
seinen Ruhm begründeten. Das Ende der
Welt sagte er für 3797 voraus.
Trotz seiner Weissagungen, konnte er
sich vor dem Alter nicht bewahren. Er
litt an Gicht und Arthritis, konnte kaum
noch atmen, ohne Schmerzen zu erleiden.
Auf dem Rand einer Sternentabelle hielt
er die Worte „Hier ist der Tod nahe!“
fest. Am nächsten Morgen, dem 2. Juli
1566, war er tot.
Was es nun letztgültig mit den
Prophezeiungen auf sich hat, so
ermöglichen die Vierzeiler einen großen
Deutungsrahmen, von dem sich viele,
gerade in Krisenzeiten, angezogen
fühlen, um sich an etwas zu orientieren
oder wenigstens vorbereitet zu sein.
Ängste werden bedient und Nostradamus
liefert bis heute eine Möglichkeit, die
Dinge nach seinen Warnungen zu deuten.
In einem lag der Deuter in jedem Fall
richtig. Er sagte, dass nach seinem Tod
sein Name in aller Munde sein wird, und
damit sollte er Recht behalten.
Nostradamus Seiten,
Steckbrief etc.
n.n.v.