Literatur 1974

Der Nobelpreis für Literatur
Der Nobelpreis für Literatur stellt als Auszeichnung und Preis die Königsklasse der Würdigung dar, die einem Schriftsteller widerfahren kann. Seit dem Jahr 1901 zeichnet der amtierende schwedische König jährlich am Todestag des Preisbegründers Alfred Nobel den von einer Jury gewählten Kandidaten mit dem hoch dotierten Preis aus. Die Satzung des Komitees sieht rein theoretisch vor, dass der Nobelpreis in einem Jahr an bis zu drei Personen gleichzeitig vergeben werden kann, de facto wurde aber alljährlich fast immer nur ein Schriftsteller mit der höchsten Auszeichnung der literarischen Welt bedacht.

Aufteilung des wichtigsten Preises der literarischen Welt zwischen zwei Autoren
Nur viermal in der Geschichte des Nobelpreises für Literatur wurde der Preis zwischen jeweils zwei Autoren aufgeteilt, zuletzt im Jahr 1974. Sinnigerweise blieben in diesem Literaturjahr und bei dieser Preisvergabe die Ehrungen im Lande: Zwei schwedische Schriftsteller erhielten in ihrem Heimatland den Nobelpreis für Literatur als Würdigung ihres schriftstellerischen Schaffens.
Der Preis ging zur Hälfte an Eyvind Johnson, der für sein erzählerisches Werk geehrt wurde. Der Schriftsteller, der als Journalist während des Zweiten Weltkrieges gemeinsam mit dem späteren deutschen Bundeskanzler Willy Brandt eine norwegische Untergrundzeitung herausgab, schilderte in seinen bedeutendsten Romanen die Gegebenheiten in seiner Heimatstadt Stockholm während der Kriegszeit.
Der zweite Preisträger des literarischen Jahres 1974 war der schwedische Lyriker Harry Edmund Martinson, dessen Leben früh von tragischen Verlusten gekennzeichnet war. Eine Wende zum Positiven machte sich bei Martinson, der in einem Waisenhaus aufgewachsen und früh auf sich selbst gestellt gewesen war, erst bemerkbar, als ein Teil seiner Gedichte in einer Anthologie erschien. Seit diesem Zeitpunkt erfuhr er Anerkennung und wurde für sein dichterisches Schaffen gewürdigt und mit Preisen ausgezeichnet. Gerade Lyrik zeichnet sich oftmals dadurch aus, dass sie wie kaum eine andere literarische Gattung geprägt ist von den persönlichen Umständen und emotionalen Zuständen des Dichters. Auch in den Gedichten Martinsons ist die Präsenz des Autors spürbar, dessen Wurzellosigkeit und unstetes Leben stets in den Zeilen seiner poetischen Werke mitschwingen und zu erahnen sind.
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