Hals- und Armketten – für den Mann unerlässlich
Schmuckherstellung
Es hatte sich politisch in den beiden deutschen
Staaten viel getan. Die Entwicklung war
auseinandergedriftet. Die DDR bestand auf ihrem
sozialistischen Realismus und in der Bundesrepublik
und im westeuropäischen Raum war der wirtschaftliche
Aufschwung rasant voran geschritten. Ein
Wirtschaftswunder hatte sich etabliert, das in den
fünfziger Jahren seinen Anfang genommen hatte,
während in der DDR noch Mangel an den meisten Dingen
des täglichen Bedarfs herrschte.
Im Bereich der Mode hatte sich durch die Entwicklung
der Chemieindustrie gleichfalls viel verändert. Doch
durch den Einfluss, den die westlichen Trends noch
auf die Modeentwicklung der DDR ausübten, gab es
nach wie vor zahlreiche Ähnlichkeiten. Typisch für
das Jahrzehnt, das nach dem
Bau der Berliner Mauer
im Jahr 1961 einen scharfen Einschnitt erfuhr, waren
dennoch
die hochgesteckten
Frisuren der Damen, die
geradezu nach Ohrschmuck verlangten. Mittlerweile
wurde Modeschmuck industriell hergestellt. Immer
mehr setzte sich Eloxalschmuck durch. Er besaß keine
große Festigkeit, war aber leicht zu biegen. Das
wiederum hatte den Nachteil, dass kleine Teilchen
schnell abbrechen konnten. Das unedle Schmuck-Metall
war seit der Mitte der fünfziger Jahre zunehmend im
Handel zu finden. Eloxalschmuck basiert auf
Aluminium. Das weißgraue Metall durchlief ein
spezielles galvanisches Oxidierverfahren in
Schwefelsäure. Dadurch erhielt das Material eine
dünne, doch harte Oxidschicht. Diese ließ sich dann
beliebig farblich behandeln und vom Weißgrau des
Aluminiums war nichts mehr zu sehen. Die
Bearbeitung, bzw. das Reparieren von Eloxal war
durch das Löten, wie es Goldschmiede zu tun pflegen,
nicht möglich. Da man es nur schweißen kann und das
wiederum kostenaufwändig war, hielt Eloxalschmuck
oft nicht sehr lange. Ging so ein Stück kaputt, war
ein Neukauf in jedem Fall preiswerter.
Plastik gelangte zunehmend ebenfalls in den Bereich
der Modeschmuck-Herstellung, vor allem als
Galvanoplastikschmuck. Durch das Galvanisieren wurde
das Schmuckstück mit einer Metallschicht versehen.
Das konnte auch bei anderen Materialien wie Holz,
Gips, Leder usw. angewandt werden. Wichtig war, dass
der Gegenstand leitfähig gemacht wurde, um mit
elektrischem Strom bearbeitet werden zu können.
Galvanoplastikschmuck kann anschließend versilbert
oder vergoldet werden. Auch dieser Schmuck konnte
nicht von einem Juwelier repariert werden. Man
konnte ihn nicht löten. Doch Modeschmuck war
generell keine große finanzielle Angelegenheit. So
war schneller ein neues Stück erworben, als ein
defektes repariert.
Im sechziger Jahrzehnt waren die schmückenden
Anhänger, Klipps und Armreifen auffallend durch die
geometrischen Muster und Formen, in denen sie
gefertigt wurden. Auch wurden große Ornamente für
Stoffe und Kleidungsstücke verwendet, die dazu gut
passten.
Die körpernahe Silhouette der Männerkleidung
betonten die jungen Männer mit Dingen, die vordem
als absolut unmännlich verpönt waren – Hals- und
Armketten waren für den Mann in
Mode gekommen. Hier
war
der Modeschmuck weniger gefragt. Ein
Halskettchen für den Herrn durfte durchaus echt
sein. Am beliebtesten war es aus Gold. Das dazu
getragene Hemd wurde dann auch bis zum Brustbereich
hin offen gelassen, damit man Kette und Anhängern,
meist ein Amulett, sehen konnte. Eine Armkette – für
den Mann hieß es nicht Armband – konnte auch aus
sehr großgliedrigen Metallelementen sein. Hier
machte Mann durchaus einen Kompromiss und
akzeptierte auch Silber. Die aus der Mode gekommene
Taschenuhr erfuhr eine neue Blüte. Vor allem die
jungen Männer fanden es schick, diese an einer
Silber- oder Goldkette aus der Tasche zu ziehen, um
nach der Zeit zu schauen. Eine Armbanduhr hatte ja
jeder. Und die Jugend versuchte sich abzuheben. Die
Ledergürtel, die junge Männer trugen, hatten fast
generell eine auffallende Metall-Schnalle.
Manschettenknöpfe waren nur mehr der älteren
Generation vorbehalten. Der moderne Mann trug
Hemden, die an den Handgelenken Knöpfe hatten. Das
war industriell längst zum Standard geworden.
Die Zeit für Herrenohrringe war noch nicht gekommen.
Doch die Haare trug der junge Mann jener Zeit lang
und länger, schließlich war das sechziger Jahrzehnt
das Jahrzehnt der „
Beatles“ und diesem Vorbild
eiferten die jungen Männer nach. Sehr zum Entsetzen
der Eltern, die diese „Pilzköpfe“ keinesfalls als
gut gestylt empfanden, auch wenn sie in einem Anzug
auf der Bühne standen und ihrem musikalischen
Handwerk nachgingen.
Das 20. Jahrhundert