Biografie
Nicolae Ceauşescu Lebenslauf
Der von 1965 bis
1989 über Rumänien herrschende
Nicolae Ceauşescu ist in die Geschichte seines
Landes vor allem als ein die Bevölkerung brutal
unterdrückender, kommunistischer Diktator
eingegangen. In der zeitgenössischen Wahrnehmung des
Kalten Krieges wurde Ceauşescu im Westen häufig als
ein mit der Moskauer Zentrale des Ostblocks im
Widerspruch stehender Politiker verortet und
dementsprechend unter Ausblendung seiner Verbrechen
wohlwollend bewertet. Mit dem sich ab
1974 „Conducator“
(„Führer“) nennen lassenden Ceauşescu wird ein im
Ostblock nur von Stalin übertroffener Personenkult
sowie die als Herrschaftsinstrument berüchtigte
Geheimpolizei Securitate verbunden.
Nicolae Ceauşescu wurde am
26. Januar 1918 (nach
anderen Angaben drei Tage vorher) in der Gemeinde Scornicești in der südrumänischen Region Walachei
als Sohn eines Kleinbauern geboren. Ceauşescu floh
1929 vor seinem strengen Vater zu Verwandten nach
Bukarest. Dort begann er eine Schuhmacher-Lehre und
kam in Kontakt mit Kommunisten. Die Partei (PCR) war
im damaligen autoritär regierten Königreich Rumänien
illegal. Wegen kommunistischer Untergrund-Agitation
saß Ceauşescu zwischen 1936 und 1938 in Haft. 1940
errichtete der sich „Conducator al Statului“
(„Staatsführer) nennende General Ion Antonescu eine
sich an Hitler-Deutschland orientierende
faschistische Militärdiktatur. Der kommunistische
Jugendfunktionär Ceauşescu wurde erneut inhaftiert
und saß bis zum durch den Einmarsch der Roten Armee
bedingten Sturz Antonescus 1944 in einem
Konzentrationslager.
Nach dem Antonescu-Sturz wurden die Kommunisten auf
Druck der siegreichen Sowjets an der Regierung
beteiligt. 1945 wurde Ceauşescu ZK-Mitglied und kurz
darauf in seine Heimatregion als Parteiinstrukteur
geschickt. Ceauşescu genoss die Protektion des
mächtigen KP-Chefs Gheorge Gheorghiu-Dej. Beide
hatten im KZ in derselben Zelle gelebt. Der
geschmeidige Ceauşescu machte in der 1948
gegründeten Volksrepublik Rumänien eine steile
Funktionärskarriere.
1955 wurde er in den inneren
Zirkel der Macht, in das Politbüro, berufen.
Nach dem Tod des Staatspräsidenten und KP-Chefs
Gheorghiu-Dej stieg Ceauşescu in dessen Nachfolge
zum Ersten Sekretär des Politbüros auf.
Machtpolitisch wurde er vom Staatsrats-Vorsitzenden
Stoica und von Ministerpräsident Maurer beschränkt.
Ceauşescu setzte sich aber rasch gegenüber diesen
Konkurrenten durch und erreichte bald die faktische
Spitzenposition. Dabei verhalfen ihm eine günstige
Wirtschaftsentwicklung sowie seine eigenständige
Außenpolitik zu Sympathie im In- und Ausland.
Insbesondere die Aufnahme diplomatischer Beziehungen
zur BRD (1967) und die Weigerung, sich am Einmarsch
in die Tschechoslowakei (1968) zu beteiligen,
verschafften ihm im Westen Pluspunkte. Anders als
die anderen Ostblock-Staaten pflegte Ceauşescu zudem
freundschaftliche Beziehungen zur Volksrepublik
China.
1974 übernahm Ceauşescu das Amt des
Staatspräsidenten und begann eine auf seine Person
ausgerichtete Diktatur aufzubauen. Ceauşescu lehnte
die von der UdSSR vorgegebene Rolle des vorwiegend
agrarisch ausgerichteten Rumäniens als
Rohstofflieferant für die Ostblock-Staaten ab. Er
trieb die Industrialisierung des Landes unter großen
Opfern der Bevölkerung voran. Die ökomomische und
soziale Situation der Rumänen wurde durch Ceauşescus
oft verfehlte Wirtschafts-Projekte massiv
verschlechtert. Besonders verhasst war das so
genannte „Dorfzerstörungsprogramm“, durch das
künstlich neue Wirtschaftszentren entstehen sollten.
Kritik wurde von der Geheimpolizei Securitate brutal
unterdrückt. Auch Hinweise der sowjetischen
Staatsführung um Gorbatschow Mitte der 1980er Jahre,
Platz für Reformen zu machen, ignorierte Ceauşescu.
Der von Ceauşescu initiierte Personenkult nahm immer
bizarrere Formen an. So ließ er sich von
Staatsmedien als „Gott“ und „Karpaten-Genie“ feiern.
Träger seines Regimes wurden zunehmend
Familienangehörige wie seine Ehefrau
Elena oder sein
Bruder Ion Ceauşescu.
Ende 1989 brach sich der Unmut in der Bevölkerung
und in Teilen der Streitkräfte Luft in Aufständen.
Nach überaus heftigen und blutigen Gefechten in
Bukarest un dim übrigen Land wurden Elena und
Nicolae Ceauşescu am 25. 12. 1989 auf der Flucht von
aufständischen Militärs festgenommen. Ein
Militärgericht verurteilte das Ehepaar in einem
Schnellverfahren zum Tode. Noch am selben Tag wurden
Elena und Nicolae Ceauşescu in der Walachei-Stadt
Târgoviște hingerichtet.