Königin Victoria Lebenslauf
Die 63 Jahre dauernde Herrschaft von
Queen Victoria als Königin von
Großbritannien und Irland wurde zum
Symbol einer Phase der britischen
Geschichte, in der das westeuropäische
Inselreich auf den Höhepunkt seiner
imperialen Macht war.
Im von 1837 bis 1901 währenden
sprichwörtlich „Viktorianischen
Zeitalter“ erreichte das britische
Empire seine größte Ausdehnung.
Die spätere Monarchin, die diesem
Zeitalter ihren Namen gab, wurde am
24. Mai 1819 im Londoner
Kensington-Palast geboren. Ihr Vater,
der den recht pompösen Namen „Edward
Augustus“ (1767 - 1820) hatte, trug als
vierter, legitimer, Sohn des 1811 wegen
einer Erkrankung von den Throngeschäften
entbundenen Königs Georg III. (1738
-1820) den Prinzen-Titel „Duke of Kent“.
Bei der Geburt von Victoria wurde davon
ausgegangen, dass ihr Vater oder sie
wohl kaum den Thron besteigen würden.
Edward Augustus hatte immerhin drei
ältere Brüder und insbesondere der
Drittgeborene, William, galt als überaus
viril.
1820 wurde nach dem Tod von Georg III.
der wegen seiner snobistischen Exzentrik
als „Dandy King“ berüchtigte Prinzregent
zum König (Georg IV.) gekrönt. Im selben
Jahr verstarb der Vater der kleinen
Victoria, die ein Einzelkind blieb.
Victorias Mutter Victoire (1786 - 1861),
eine
gebürtige Prinzessin von
Sachsen-Coburg-Saalfeld und verwitwete
Fürstin von Leiningen, wurde vom König
kaum beachtet.
Mutter und Tochter lebten weiter im
Kensington-Palast. Einer der Hofbeamten,
der Baronet John Conroy (1786 -
1854),
spekulierte darauf, dass Victoria doch
einmal den Thron besteigen könnte und er
dann zu einer einflussreichen
Schlüsselposition gelangen würde. Er
redete der Herzogin von Kent ein, dass
das Leben von Victoria durch mögliche
Mordanschläge gefährdet sein könnte.
Victoria wuchs in Folge weitgehend ohne
Sozialkontakte auf. Mutter und Conroy
schirmten sie von der Außenwelt ab. Die
häusliche Bildung der eher lernfaulen
Prinzessin durch Erzieherin und
Hauslehrer war von mittelmäßiger
Qualität.
Nach dem Tod ihres königlichen Onkels
Georg IV., dessen einziges legitimes
Kind 1817 gestorben war, bestieg
Victorias 65-jähriger Onkel 1830 als
Wilhelm (William) IV. den Thron. Dessen
Bruder Friedrich August, Duke of York,
war bereits 1827 ohne Nachkommen
gestorben. Der für seine Ungehobeltheit
bekannte „Sailor King“ Wilhem IV. (1765
– 1837) hatte mit seiner Ehefrau sechs
Kinder gezeugt, die aber sämtlich früh
gestorben waren. Seine zehn (!)
illegitimen Söhne und Töchter kamen für
ein Thronfolge nicht in Betracht (eine
dieser Töchter war die
Ur-Ur-Ur-Ur-Großmutter des 2010 zum
britischen Premier ernannten Politikers
David Cameron). Victoria rückte auf
Platz 1 der Thronfolge auf.
Ihre trotz der besonderen
Isolations-Umstände ihrer kindlichen und
jugendlichen Jahre ausgesprochen
ausgeprägte Willensstärke bewies
Victoria 1835. Conroy hatte mit
Unterstützung von Herzogin Victoire
versucht, die Kronprinzessin zu seiner
Ernennung zum Privatsekretär im Fall des
Thronwechsels zu bewegen. Victoria
lehnte ab und ließ sich auch nicht durch
Ultimaten ihre Mutter umstimmen. Der
lebenslange Bruch des
Mutter-Tochter-Verhältnisses war die
Folge.
Als die mit 18 Jahren gerade kronfähig
gewordene Victoria am 20. Juni 1837 nach
dem Tod ihres Onkels zur Königin wurde,
lag das Ansehen der Monarchie in
Großbritannien am Boden. Die Könige des
aus Norddeutschland stammenden, seit
1714 regierenden Hauses Hannover (Hanover)
hatten durch Unfähigkeit,
Verschwendungssucht und persönliche
Eskapaden das Prestige des Königshauses
erheblich beschädigt. Unter den
Vorgängern von Victoria hatte es zudem
eine unumkehrbare Verschiebung des
Machtzentrums vom Thron zum Parlament
gegeben. Das Königreich befand sich auf
dem Weg zur konstitutionellen Monarchie,
in der die Monarchen vor allem die
Aufgabe hatten, als Symbol für die
ideelle Einheit des Königreichs zu
wirken. Victoria ist dieser historischen
Aufgabe während ihrer Thronzeit
letztlich im Wesentlichen gerecht
geworden, wenn sie auch lange Phasen von
zur Unpopularität führender
Abgerücktheit hatte und regelmäßig
versuchte, aktiv die Außenpolitik ihres
Landes zu beeinflussen.
Victoria hatte einen wachen Verstand,
war aber intellektuell nicht in der
Lage, jenseits einmal gefasster
Einstellungen durch politisch-kühle
Analyse zu das Hinterfragen eigener
Vorurteile einschließenden Schlüssen zu
kommen. Durch und durch konservativ in
ihrem Denken, dabei im persönlichen
Umfeld durchaus zur Sentimentalität und
Mitleid fähig, verschloss sie ihre Augen
von dringenden Problemen im Königreich.
Weder die massiven sozialen Probleme der
ländlichen und städtischen
Unterschichten noch das dauerexplosive
Irland-Problem haben jemals wirkliche
Betroffenheit und zentrales Engagement
bei Victoria erweckt. Am Herzen lag ihr
dagegen die Weltmachtstellung
Großbritanniens und die Verhinderung von
großen Kriegen in Europa.
Ihr politisches Denken wurde in ihren
Jugendjahren zunächst von ihrem Onkel
mütterlicherseits Leopold von
Sachsen-Coburg-Gotha und nach der
Thronbesteigung vor allem vom
konservativ-liberalen Premierminister
Viscount Melbourne geprägt. Onkel
Leopold (1790 - 1865) war 1831 zum
ersten König der Belgier gekrönt worden.
Nach einem unglücklichen Start als
Königin, deren Starrköpfigkeit in
Hoffragen (u. a. „Hofdamen-Affäre“,
1839) sie in Konflikt mit Belangen der
Staatsräson brachten, fand sie 1840 ihre
große Liebe. Am 10. 2. 1840 heiratete
sie einen ihrer deutschen Vettern. Der
zwei Jahre ältere Albert von
Sachsen-Coburg und Gotha, zweitgeborener
Sohn eines Duodez-Fürsten, wurde ihr zum
vergötterten Ehemann. Der
hochintelligente, fleißige und effektive
Prinz Albert verstand es, den
widerborstigen Charakter seiner Gattin
zu besänftigen. Als der informelle
Berater und Privatsekretär der Queen
hatte der weder in der britischen
Öffentlichkeit noch bei der politischen
Klasse des Königreiches sonderlich
populäre Prinzgemahl nicht unerheblichen
Einfluss auf wichtige politische
Entscheidungen.
Das königliche Paar bekam zwischen 1840
und 1857 neun Kinder. Ihr Familienleben,
das sich vorzugsweise abseits von
Londons City im südenglischen Windsor
Castle, im schottischen Jagdschloss
Balmoral sowie in der Landhausidylle von
Osborne auf der Isle of Wight abspielte,
wurde in ihrer vermeintlichen Harmonie
zum Vorbild für Generationen. Dabei war
die Rollenverteilung bei den Royals eher
zeituntypisch. Victoria pflegte eine
gewissermaßen praktische Liebe zu ihren
Kindern und verlangte von ihnen vor
allem, dass sie funktionierten.
Albert hing seinem Nachwuchs dagegen mit
großen Gefühlen an, beschäftigte sich
mit ihren jeweiligen Problemen und
kümmerte sich intensiv um Ausbildung und
Erziehung.
1861 starb Albert 42-jährig.
Möglicherweise war ein Krebsleiden oder
eine Typhus-Infektion ursächlich für
seinen Tod. Victoria versank in
lebenslanger Trauer und zog sich
zeitweise völlig aus der Öffentlichkeit
zurück. Um ihren verstorbenen Mann baute
sie einen regelrechten Totenkult auf.
Das Verhältnis zu ihren Kindern
gestaltete sich zunehmend problematisch.
Insbesondere der Thronfolger Edward
„Bertie“ (1841 - 1910) wurde ständig von
Victoria bis zur Demütigung kritisiert.
Ihre Kinder heirateten Partner aus
russischen, deutschen und dänischen
Herscherhäusern. Wegen ihrer verzweigten
verwandtschaftlichen Beziehungen zu
vielen europäischen Fürstenhäusern bekam
Victoria im Alter den inoffiziellen
Beinamen „Großmutter Europas“. Einer
ihrer Enkel war der deutsche Kaiser
Wilhem II. (1859 – 1941). Eine Zeitlang
wurde der Witwe ein Verhältnis mit John
Brown (1826 - 1883), ihrem schottischen
“Hochland-Diener“ in Balmoral,
angedichtet
In der Regierungszeit von Königin
Victoria fiel der Krim-Krieg (1853
-1856), aus dem Großbritannien als eine
der Siegermächte hervorging, der Bau des
Suez-Kanals (Seeweg nach Indien) und die
damit in Verbindung stehende Begründung
der Oberherrschaft über Ägypten und über
den Sudan. Als Ausdruck ausgeprägter
imperialer Macht wurde in der
Weltöffentlichkeit die Krönung Victorias
zur Kaiserin von Indien (1877) gewertet.
Victoria, die sieben Attentatsversuche
überlebt hatte, starb 81-jährig am 22.
Januar 1901 in Osborne House. Ihr
ungeliebter Sohn „Bertie“ bestieg als
Georg V. den Thron.
Für ihre Zeitgenossen ging mit dem
Ableben der über Generationen vertrauten
Königin gefühlsmäßig ein Zeitalter zu
Ende.
Königin Victoria Seiten,
Steckbrief etc.
n.n.v.