Katharina II. Lebenslauf

Groß war sie, und das nicht nur dem Namen nach. Sie war die einzige Kaiserin, die diesen Beinamen erhielt. Sie galt als einflussreich, mächtig, erotisch faszinierend und grausam. Unter ihrer Herrschaft erhielt Russland eine ganz neue und wesentlich effizientere Verwaltungsstruktur. Der Einfluss des russischen Landes wurde unter ihrer Hand stärker, etablierte sich zur europäischen Großmacht.
Über die russische Zarin Katharina II. gab es etliche Gerüchte. Sie hätte einundzwanzig offiziell bekannte Liebhaber gehabt, die sie auch nach der Affäre großzügig unterstützte. Sie hätte ein Kabinett besessen, das ihren erotischen Abenteuern diente, in dem Decken, Mobiliar und Wände mit sexuellen Motiven geschmückt waren. Unter ihren Liebhabern war der bedeutende Fürst Grigori Alexandrowitsch Potemkin, der sogar als die Liebe ihres Lebens galt.
Wenn man die politisch historischen Ereignisse Russlands betrachtet, die Entwicklung bis zum Zarensturz, die kommenden Massenmorde unter Lenin und Stalin, dann wirkt die Zeit unter der
Zarin fast harmlos, zumal unter ihrer Herrschaft z. B. die Todesstrafe abgeschafft wurde, was aber wiederum nur den Hintergrund hatte, den Verurteilten etwas mehr leiden zu lassen. Unter ihrer Führung wurde das sogenannte „Einladungsmanifest“ unterzeichnet, so dass Siedler nach Russland kommen konnten, was u. a. auch viele Deutsche nutzten.
Die große Herrscherin und Zarin war selbst deutschen Ursprungs. Geboren am 2. Mai 1729 als Sophie Friederike von Anhalt-Zerbst wuchs sie in einem eher unbedeutenden deutschen Fürstenhaus in Stettin auf. Da die Zarin Elisabeth in Russland eine Braut für ihren Neffen, den Thronfolger Peter III. suchte, wurde Sophie bald schon auf Empfehlung des preußischen Königs Friedrich II. nach Russland gerufen und schnell vermählt. Gleichfalls war die Hochzeit ein historisches Ereignis, da Sophie ihren protestantischen Glauben für den orthodoxen eintauschte und so ihren eigentlichen Namen erhielt: Katharina.
So kam sie also bereits mit vierzehn Jahren nach Russland, erlernte die Sprache, lebte am Zarenhof, umgeben von Dekadenz, Luxus und Langweile. Ihre Ehe hatte keine Basis, war lieblos und wurde ihr daher auch immer mehr zur Belastung. Der ebenso junge Prinz wirkte gegen ihre Reife kindlich, träumte von großen Kriegen, die er jedoch nur mit seinen Holzsoldaten nachspielte, woran er sie anfangs noch Anteil nehmen ließ, bis sie schnell das Interesse verlor. Er war voller Minderwertigkeitskomplexe. Statt sich seiner jungen Ehefrau zu widmen, betrank er sich mit seinen Lakaien und verprügelte diese danach. Erst später holte er sich die Nichte des Vizekanzlers Woronzow in die eigenen Gemächer, ein junges Ding, das von Pockennarben entstellt war und die ihm keine Ängste einjagte.
Der Hof voller Lustbarkeiten und Feste erschien Katharina als ein sinnloses und oberflächliches Durcheinander. Sie flüchtete sich in Bücher, las Romane und historische Schriften, fühlte sich von den Ideen der Aufklärung inspiriert, schätzte die Schriften von Denis Diderot und suchte dann später auch engen Kontakt zu Voltaire, mit dem sie einen regen Briefwechsel unterhielt. Zeit seines Lebens erfuhr der Philosoph finanzielle Unterstützung durch Katharina II., und nach seinem Tod kaufte sie die Sammlung seines Gesamtwerkes auf, das sich noch heute in Russland befindet, in der Russischen Nationalbibliothek in St. Petersburg. Sie war nicht nur sehr belesen, sondern schrieb auch eigene Gedichte und Märchen, Opern und Komödien.
1754 bekam Katharina ihren ersten Sohn. Schon zu dieser Zeit wurden Gerüchte laut, dass das Kind das Resultat einer Liebschaft mit dem bekannten Schürzenjäger Sergej Saltikow wäre. Peter III. erkannte es jedoch als legitimes Familienmitglied an, wohl auch darum, weil das Interesse an seiner eigenen Gattin eher mäßig war. Drei Jahre später bekam Katharina eine Tochter, die aber bald darauf schon wieder verstarb. Ein weiteres Kind war ihr Sohn Alexis Bobrinski, der nun eindeutig aus der Liaison mit dem Liebhaber Grigori Orlow hervorging, welcher wiederum eine wichtige Rolle bei dem Putsch gegen ihren Gatten spielte.
Nach dem Tod der Zarin Elisabeth kam Peter III. auf den Thron. Unter seiner Regierung wurde zwar der Siebenjährige Krieg beendet, doch Russland selbst hatte dadurch etliche Nachteile. Nicht nur eignete sich der neue Zar kaum für politische Entscheidungen, er benahm sich auch weiterhin albern und war immer mehr durch die in aller Öffentlichkeit bekannten Affären seiner Frau verärgert, so dass er eine Scheidung in Erwägung zog. Bevor er sich jedoch durchsetzen konnte, tat sich Katharina mit Orlow und seinem Bruder Alexei zusammen. Der von ihnen
geplante und durchgeführte Putsch gelang, der Zar wurde gestürzt, sie selbst ernannte sich zur neuen Kaiserin. Obwohl Peter III. sich widerstandslos den Dingen ergeben hatte, starb er einige Tage darauf überraschend und schnell. Angeblich wäre er bei einem Streit mit einem der Orlow-Brüder ungünstig zu Tode gekommen, laut historischer Forschung aber war Katharina, wenn nicht beteiligt, so doch Mitwisserin an diesem Auftragsmord.
Unter ihrer Herrschaft veränderte sich das russische Reich erheblich. Die Verhältnisse der leibeigenen Bauern verschlechterten sich, die der Adligen wurden besser. Katharina II. leitete eine Reformation des Bildungswesens ein und nahm bald durch ihren politischen Scharfsinn den Platz unter den europäischen Großmächten ein.
Auch ihr ermordeter Mann kehrte als Erscheinung noch einmal zu ihr zurück. 1772 trat ein Fremder in einem Mönchsgewand in Erscheinung, der stur von sich behauptete, Zar Peter III. zu sein, der seinen Mördern entkommen war. Er rief zur Rebellion auf, so dass es zum Bürgerkrieg kam, bei dem mehr als zwanzigtausend Menschen ihr Leben verloren. Die Aufruhr wurde erst beendet, als die erschöpften Kämpfer ihren Anführer Pugatschow den Regierungstruppen auslieferten. Er wurde in Moskau hingerichtet.
Während ihrer Regierungszeit verfasste Katharina II. auch ihre berühmten Memoiren, in denen einiges über ihre bewegte Zeit festgehalten ist. Darin schrieb sie nicht nur über die Ereignisse Russlands, sondern auch über das Wesen Peter III., der dabei schlecht weg kommt. Durch Zufall gelangten die Aufzeichnungen Mitte des 19. Jahrhunderts nach England, wo sie in London auch veröffentlicht wurden. Nur in Russland waren die Memoiren bis 1917 verboten.
Katharina die Große wurde nur 67 Jahre alt. Sie starb am 17. November 1796 in St. Petersburg aufgrund eines Schlaganfalls.
Katharina II. Seiten, Steckbrief etc.
n.n.v.