Käthe Kruse Lebenslauf
Ob die Karriere als Schauspielerin sie weltweit
berühmt gemacht hätte, lässt sich nicht sagen. Aber
mit ihrer zweiten Laufbahn als Puppenmacherin
erlangte sie unumstritten Weltruhm – Käthe Kruse.
Geboren wurde sie am
17. September 1883 in Dambrau (Dąbrowa)
bei Oppeln (Opole). Zu jener Zeit
hieß sie noch Katharina Simon. Die Verhältnisse, in
denen sie in dem kleinen Ort aufwuchs, waren für das
uneheliche Kind nicht gerade einfach. Die Mutter
verdiente den Lebensunterhalt für sich und die
Tochter durch Näharbeiten. Der Vater, der
Stadthauptkassenbuchhalter Robert Rogasek, kümmerte
sich zwar um seine Tochter, doch ein
echtes Familienleben gab es nicht, denn er war in
einer anderen Ehe gebunden.
Die Tante des kleinen Mädchens trug zu prägenden
Kindheitserinnerungen bei. Die Theaterbesuche, die
sie miteinander erlebten, beeinflussten das Mädchen
schließlich bei seiner Berufswahl. Kaum hatte sie
ihren Schulabschluss gemacht, begann sie 1899 bei
Otto Gerlach Unterricht zu nehmen, um das
Schauspielhandwerk zu erlernen. Ihr erstes
Engagement führte sie als 17-Jährige nach Berlin, wo
sie schon im Folgejahr ihr Debüt im Berliner
Lessingtheater gab und zwei Jahre dort spielte. Sie
war unter ihrem Künstlernamen Hedda Somin
erfolgreich, lernte zahlreiche Städte in Deutschland
kennen und reiste nach Warschau und Moskau, wo sie
im Rahmen von Gastspielen auftrat. Ihre finanzielle
Situation besserte sich merklich. Sie holte ihre
Mutter nach Berlin und fand zwischen ihrem
Rollenstudium, den Proben und Vorstellungen noch
Zeit, italienisch zu lernen.
Im Jahr 1902, noch bevor sie 20 Jahre alt war,
machte Katharina Simon die Bekanntschaft des um
viele Jahre älteren Berliner Bildhauers Max Kruse.
Er war zu jener Zeit schon eine Berühmtheit in der
Berliner Künstlerszene und gehörte zu deren Elite.
Max Kruse und Katharina Simon wurden schnell ein
Paar und noch im selben Jahr kam die erste Tochter
zur Welt. Außerehelich, was die beiden zunächst
überhaupt nicht störte. In Künstlerkreisen galt die
freie Liebe als hohes Ideal, nach dem sie lebten.
Als Hedda Somin mit dem zweiten Kind schwanger war,
wechselte sie ihren Wohnort und ging nach Italien,
erst in die Toskana, dann ins Tessin. Sie begann zu
malen, während Kruse weiterhin in Berlin lebte und
arbeitete, jedoch bestand zwischen dem Paar ein sehr
reger Briefkontakt und der Kindesvater nahm intensiv
Anteil an den Geschehnissen um seine Frau, besuchte
seine kleine Familie so oft er konnte. Inzwischen
war die zweite Tochter geboren.
Letztendlich war der Wunsch der älteren Tochter nach
einer Puppe der Dreh- und Angelpunkt für die
einzigartige Karriere der Katharina Simon. Der
Vater, der normalerweise die Wünsche seiner Kinder
gern erfüllte, weigerte sich allerdings in diesem
Fall, weil ihm keine der handelsüblichen Puppen
gefiel. Seiner Ansicht nach waren sie kalt und
steril. Seine abschlägige Antwort lautete: „Ick koof
euch keene Puppen. Ick find se scheißlich. Macht
euch selber welche.“
Katharina Simon nahm die Herausforderung an. Für den
Kopf der ersten Puppe musste eine Kartoffel
herhalten. Dazu kam ein großes viereckiges
Stofftuch, von dem die vier Zipfel zu Armen und
Beinen wurden. Den Stoff füllte sie mit Sand und
fertig war ein Puppenkörper, anschmiegsam und weder
kalt noch steril, wie ihn Max Kruse von
herkömmlichen Puppen benannt hatte. Aus einfachen
Mitteln war eine Schmusepuppe entstanden.
Trotz aller hohen Künstlerideale gingen Max Kruse
und Katharina Simon 1910 die Ehe ein. Sie hatten
inzwischen drei Töchter und waren alle miteinander
in eine Berliner Wohnung im dortigen Künstlerhaus
gezogen. Die junge Frau hatte ihre Fertigkeiten bei
der Herstellung eigener Puppen vervollkommnet und es
hatte sich herumgesprochen, dass Käthe Kruse ein
talentiertes Händchen hatte.
Eine erste öffentliche Gelegenheit, ihre Puppen zu
zeigen, bot sich für die Puppenmacherin im Berliner
Warenhaus Hermann Tietz. Die anfänglich noch
schlichten Puppen fanden schon erste Interessenten.
Die späteren, kunstfertigen und lebensecht wirkenden
Spielzeug-Geschöpfe umso mehr.
Käthe Kruse hatte ihr Handwerk bald zur Perfektion
gebracht, ihre eigenen Kinder waren die Vorbilder
für die Gesichter ihrer Puppen geworden. Die
Natürlichkeit dieser Puppen, die weich und
anschmiegsam waren, machte auch die Presse
aufmerksam, die von der besonderer Art der Fertigung
fasziniert war und sogar vom „Ei des Kolumbus“
sprach. Puppen waren keine neue Erfindung in der
Spielzeugwelt, aber Käthe Kruses Puppen hoben sich
von allen handelsüblichen ab. Zudem hatte sie ihren
Puppen Individualtät und auch den Geist der
Reformzeit eingehaucht.
Mit ihrer Arbeit stand sie nicht allein. Auch Max
Kruse ließ sich von dem Handwerk anstecken und
wirkte bei der Gestaltung, vor allem der
Gesichtsformen mit. Die Puppen der Käthe Kruse waren
eine Sensation geworden. Und dabei blieb es nicht.
Sie reisten auf internationale Puppenausstellungen
und konnten zahlreiche Preise gewinnen. Die
Natürlichkeit der Puppen hatte sich inzwischen sogar
bis nach Amerika herumgesprochen, woher dann ein
Auftrag über 150 Puppen aus New York kam. Der
nächste Auftrag über 500 Puppen, erforderte ein
völliges
Umdenken innerhalb der Familie. Es musste eine
Werkstatt her und Angestellte, die an der Fertigung
beteiligt waren. Das oberste Gebot war Handarbeit.
1912 zogen die Kruses von Berlin nach Bad Kösen und
dort wurden dann die Puppen hergestellt, die
inzwischen sehr berühmt waren und schon bald einen
Siegeszug in die weite Welt antreten sollten.
Käthe Kruse war nicht nur eine anerkannte
Puppenmacherin geworden, sie war auch eine Kämpferin
für die Einzigartigkeit ihrer Geschöpfe.
Im Jahr
1925 sorgte sie für den ersten Fall von
künstlerischem
Urheberrecht, als sie zum Entsetzen
der Spielzeugindustrie einen Prozess gegen den Bing-Konzern gewann. Das Modell, das sie ab 1928
ihrem Sohn Friedebald nachempfand, wurde zu einem
weiteren Meilenstein ihres Handwerk. Erstmals hatte
Käthe Kruse Echthaar verwendet und ihre „Puppe VIII“
gefertigt, die auch als „Das deutsche Kind“ bekannt
wurde.
Die Familie, zu der inzwischen sieben Kinder
gehörten, musste stetig die Produktion vergrößern.
Das bedeutete Arbeit für alle Familienmitglieder.
Einer der Höhepunkte im Schaffen der Käthe Kruse war
ihre Teilnahme an der Pariser
Weltausstellung 1937,
wo ihre Puppen Begeisterung hervorriefen. Der
Absatzmarkt außerhalb Deutschlands und vor allem in
Übersee lief gut, nur innerhalb Deutschlands war es
während des Zweiten Weltkriegs schwierig geworden,
ihre Puppen zu verkaufen.
Zwei ihrer Söhne waren im Krieg gefallen, ihr Mann
starb 1942. Die Puppenherstellung in der
sowjetischen Besatzungszone nach dem Krieg war so
gut wie nicht möglich. Ihr Unternehmen wandelte man
1952 in einen Volkseigenen Betrieb um, woraufhin
zwei ihrer Söhne Werkstätten in Bad Pyrmont
(Niedersachsen) und Donauwörth (Bayern) gründeten.
Zu Beginn der 1950er Jahre ging Käthe Kruse in die
Bundesrepublik, an der Produktion ihrer Puppen
konnte sie sich aus Altersgründen nicht mehr
beteiligen.
Käthe Kruse – Mitglied im Deutschen Künstlerbund –
hatte die letzten Jahre ihres Lebens in Bayern
verbracht. Sie starb am
19. Juli 1968 in Murnau.
Sie gehört zu den weltweit bekanntesten
Puppenmacherinnen, deren Geschöpfe inzwischen zu
Raritäten und beliebten Sammelobjekten geworden
sind.
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