Biografie Frank Schirrmacher Lebenslauf
Ob er nun mit Grass ein
aufsehenerregendes Interview über seine SS-Vergangenheit
für die FAZ führt oder Martin Walsers Buch „Tod eines
Kritikers“ angreift und dem Autor antisemitische
Tendenzen vorwirft, Schirrmacher ist bekannt für seine
schnelle Reaktion als engagierter Journalist und hat
etliche Publikationen vorzuweisen, die sich kritisch mit
der Gesellschaft, der Gefahr ihrer Zersetzung und dem
negativen Einfluss virtueller Informationsmedien
auseinandersetzen. Dem gegenüber stehen die Kritiker,
die ihm Ungereimtheiten und Kulturpessimismus vorwerfen.
Frank Schirrmacher wurde am
5. September 1959 in
Wiesbaden geboren. Sein Vater war Beamter.
Ebenfalls in
Wiesbaden absolvierte er sein Abitur an der
„Humboldt-Schule“, studierte dann in Heidelberg
Anglistik und Germanistik, in Cambridge Literatur und
Philosophie am „Clare College“.
Durch gute Kontakte zur Presse und der Bekanntschaft zu
Dolf Sternberger, wurde er dem Herausgeber Joachim Fest
bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) empfohlen
und konnte dort als Hospitant in die Materie
hineinschnuppern. Joachim Fest machte sich gleichfalls
einen Namen durch seine ausführliche Biografie über
Adolf Hitler, die verfilmt wurde unter dem Titel „Der
Untergang“ und sowohl Für- als auch Widerspruch
auslöste. Auch kannte er Ulrike Meinhof und Hannah
Arendt. Fest selbst äußerte sich kritisch über die
Einstellung in Deutschland zu der geschichtlichen
Vergangenheit.
Frank Schirrmacher konnte sich bei der FAZ schnell
hervortun und zählte bereits ein Jahr später zur
Redaktion. Zwei Jahre später promovierte er als Dr. phil.
an der Universität in Siegen, schrieb über Kafka, Harold
Bloom und den amerikanischen Dekonstruktivismus.
Zum Leiter der Redaktion „Literatur und literarisches
Leben“, damit zum Nachfolger des
Literaturkritikerpapstes Marcel Reich-Ranicki, wurde
Schirrmacher 1989, fünf Jahre später gehörte er zu einem
der fünf Herausgebern der FAZ und war damit der
Nachfolger von Joachim Fest. Seine Rubrik war die der
Feuilletons und er konnte seinen Ruf als „Dirty
Harry“-Journalist schnell behaupten. Er baute seine
Rubrik nicht nur um einiges aus, sondern holte sich zur
Verstärkung auch bekannte Journalisten anderer Zeitungen
für die FAZ ins Haus.
Neben kritischen Äußerungen und offenen Briefen, wie den
an
Martin Walser für sein Buch „Tod eines Kritikers“,
das noch nicht erschienen war, in dem er den Angriff auf
den Kritiker Reich-Ranicki deutlich kritisierte und das
ganze Buch als durchtränkt mit antisemitischen Klischees
abtat, oder seinem fragwürdigen Interview mit Günter
Grass und seiner Vergangenheit, hielt er 2007 eine
Laudatio auf den Scientologen Tom Cruise.
Auch veröffentlichte Schirrmacher Bücher wie „Das
Methusalem-Komplott“, sprach darin von der
Vergreisung
der Gesellschaft, einem notwendigen Aufstand der Alten,
dem Rückgang der Geburtenrate. Weitere Werke waren „Die
Stunde der Welt. Fünf Dichter - Ein Jahrhundert“ oder
„Minimum“, in dem er sich ausführlich über die in der
Gesellschaft immer stärkere Auflösung der Familie
auseinandersetzt, wodurch der Mensch zum Einzelwesen
würde.
Alle Werke erhielten Auszeichnungen und Preise, einige
wurden Bestseller. „Das Methusalem-Komplott“ wurde in
vierzehn Sprachen übersetzt und Schirrmacher wurde
aufgrund des Inhalts, aber auch aufgrund seiner Taktik
guter Vermarktung zum „Journalisten des Jahres“ gekürt.
Preise wie „Goldene Feder“ oder der begehrte
„Jacob-Grimm-Preis“, der mit dreißigtausend Euro dotiert
ist, der „Medizin im Wort“-Preis der Deutschen
Ärztekammer oder der Journalisten-Preis der „Fundactio
Catalunya Oberta“ in Barcelona wurden an Schirrmacher
vergeben. Für sein 2009 erschienenes Werk „Payback“, in
dem er ausführlich die Wirkung der Medien und des
Internets auf den Menschen hinterfragt, erhielt der den
Luwig-Börne-Preis. Seit 2008 ist er Mitglied im
Kuratorium des Max-Planck-Instituts für demografische
Forschung.
Frank Schirrmann lebt in Potsdam und ist in zweiter Ehe
mit der Kulturjournalistin Rebecca Casati verheiratet.
Er setzt sich vor allen Dingen dafür ein, dass
Gesellschaftskritik in Deutschland möglich sein und
durch den Einzelnen auch wieder entwickelt werden muss.
Er wirft Politikern und Banken mangelnde Achtung vor dem
Einzelmenschen und der Demokratie vor.