Biografie Ferry Porsche Lebenslauf
Der Österreicher Ferdinand „Ferry“ Porsche begründete in
der Nachkriegszeit als innovativer Autobauer und
Unternehmer den Weltruhm der Kfz-Edelmarke Porsche.
Geboren wurde Ferdinand Anton Ernst Porsche am
19.
September 1909 in der niederöster-reichischen Wiener
Neustadt als zweites Kind des Autobau-Pioniers
Ferdinand
Porsche (1875 – 1951) und dessen Ehefrau Aloisia Johanna
Porsche, geborene Kaes, (1878 – 1959). Außer Ferry hatte
das Paar noch ein weiteres Kind: Tochter Louise (1904 –
1999) heiratete 1928 den Anwalt Anton Piëch, der in der
NS-Zeit an der Spitze des Volkswagen-Werkes stand und
dessen Sohn Ferdinand Piëch (geb. 1937)
in den 1990er Jahren Vorstandsvorsitzender von VW wurde.
1923 zog die Familie Porsche nach Stuttgart, wo
Ferdinand Anton Porsche eine Anstellung als Technischer
Direktor der Daimler-Werke bekommen hatte. Ferry
Porsche, der die Auto-Besessenheit von seinem Vater
geerbt hatte und bereits mit zehn Jahren hinter dem
Steuerrad saß, bekam im Alter von 16 Jahren per
Sondererlaubnis den Führerschein. Nach der Mittleren
Reife arbeitete Ferry Porsche 1928 als Volontär in der
Stuttgarter Kraftfahrzeugzubehör-Fabrik Bosch. Ab 1930
ergänzte er seine technischen Kenntnisse durch
qualifizierten Privatunterricht. Eine Universität oder
Technische Hochschule hat Porsche nie besucht.
1932 holte ihn sein Vater in das
1931 in
Stuttgart
gegründete Konstruktionsbüro „Dr. Ing. h.c. F. Porsche
GmbH, Konstruktion und Beratung für Motoren- und
Fahrzeugbau ". Durch seinen wesentlichen Beitrag zur
Verbesserung des Lenkersystems eines Wagentyps der Firma
Wanderer begründete Ferry Porsche seinen Ruf als
talentierter Autotüftler. Sein Lenkersystem fand später
Eingang in die Konstruktion des Volkswagen-Käfers. Vater
und Sohn konstruierten in Folge unter anderem Rennwagen
für Auto-Union.
Nach der Machtübernahme durch die Nazis
1933 war
Juniorchef Ferry Porsche maßgeblich an der Umsetzung des
von der Goebbels-Propaganda begleiteten KdF-Wagen-Projekts, das bald als Volkswagen-Projekt
bekannt wurde, verantwortlich. Vater Ferry Porsche
hatte 1934 die theoretischen Grundlagen für den Bau
eines „deutschen Volkswagens“ gelegt. Sohn Ferry
übernahm ab 1935 die Erprobung der Käfer-Prototypen. Er
engagierte sich nicht nur bei der Entwicklung des
Standard-Volkswagens, sondern konstruierte auf der
Volkswagen-Basis zahlreiche Varianten wie das
„Berlin-Rom-Wagen“ genannte Renncoupé Typ 64. Ab 1939
entstanden unter Ferry Porsches Federführung auch
Volkswagen-Varianten für den Kriegseinsatz. Besonders
bekannt wurde der „deutsche Jeep“ Typ 82 (Kübelwagen)
sowie der VW-Schwimmwagen vom Typ 161. Die Konstruktion
eines mittelschweren Porsche-Panzers kam aus den
Vorplanungen nicht heraus, weil die Wehrmacht im Lauf
des Krieges vor allem die Produktion schwerer Panzer
favorisierte.
Ende 1944 zog die Firma Porsche, die mittlerweile von
einem kleinen Konstruktionsbüro zu einem wichtigen
Rüstungsbetrieb geworden war, wegen der schweren
Luftangriffe auf Stuttgart großenteils nach Gmünd in
Ostkärnten um.
Nach Kriegsende wurden Ferry Porsche und sein Vater
unter dem Vorwurf, Kriegsverbrechen begangen zu haben,
von französischen Stellen verhaftet. Im März 1946 kam
Ferry Porsche wieder frei. Er nahm Entwicklungsaufträge
des italienischen Unternehmens Cisitalia an, darunter
auch das Projekt, einen Rennwagen zu entwickeln. Das
Cisitalia-Rennwagen-Projekt zerschlug sich zwar bald,
aber es regte Ferry Porsche an, einen Porsche-Sportwagen
zu
konzipieren. Ergebnis folgender Anstrengungen war der
erste Wagen, der unter dem Namen „Porsche“ gebaut wurde:
Der 1947/48 produzierte, maximal 140 km/h schnelle
Roadster 356
Nr.1 wurde der Vorläufer der zwischen
1948 und 1965 vor
allem in Stuttgart produzierten etwa 75.000
Serien-Sportwagen Porsche 356 (185 km/h
Spitzengeschwindigkeit).
Ferry Porsche widmete sich in den folgenden Jahrzehnten
zunehmend der geschäftlichen
Leitung des Porsche-Unternehmens. Bis 1972 wirkte er als
Geschäftsführer der Dr. Ing. h. c. F. Porsche KG und
danach bis 1990 als Vorsitzender des Aufsichtsrats,
dessen Ehrenvorsitzender er bis zu seinem Tod blieb.
Unter seiner Leitung pflegte Porsche intensive
geschäftliche Verbindung zur Volkswagen-Gruppe. Als
Hauptaktionäre der 2011 an die Volkswagen AG verkauften
Porsche Holding gehörten Ferry Porsche und seiner
Schwester Louise Piëch zu den wichtigsten Größen im
deutschen Fahrzeughandel.
Ferry Porsches Konstrukteur-Talent kam Anfang der 1960er
noch einmal einem legendären Porsche-Klassiker zugute.
Ferry Porsche war maßgeblich an der Entwicklung des ab
1963 als Nachfolger des 356 produzierten Porsche 911
beteiligt. Der „911“ wurde weltweit zum Synonym für die
Marke Porsche.
Für den großen Erfolg des 911er war auch die
Design-Gebung ausschlaggebend, für die vor allem Ferry
Porsches Sohn Ferdinand „Butzi“ (1935 – 2012)
verantwortlich zeichnete. Butzi Porsche war der älteste
der vier Söhne von Ferry Porsche und seiner Frau
Dorothea Porsche, geborene Reitz, (1935 – 1985).
Ferry Porsche ist am 27. März 1998 in Zell am See im
Salzburger Land gestorben.