Biografie Carl Laemmle – Der Erfinder von Hollywood  Lebenslauf

Er war ein Visionär, hatte eine Spürnase für Marktlücken und schaffte es, in den Vereinigten Staaten seine Träume zu verwirklichen – der Schwabe aus Laupheim: Carl Laemmle, der als Erfinder von Hollywood Furore machte und einer der ganz Großen im Filmgeschäft wurde.
Laemmle wurde am 17. Januar 1867 im oberschwäbischen Laupheim geboren. Die Familie lebte in ärmlichen Verhältnissen. Der Sohn Carl war das zehnte Kind. Insgesamt hatte er zwölf Geschwister, allerdings hatten acht von ihnen das Kindesalter nicht überlebt. Der Vater Karl, ein jüdischer Weinhändler, brachte das Geld für eine gute Schulbildung nicht auf. Der Sohn musste mit 13 Jahren, nach ein paar Jahren Lateinschule, eine Kaufmannslehre beginnen. Vielleicht hätte Carl Laemmle Laupheim nie verlassen, wenn nicht der frühe Tod der Mutter für ihn alles auf den Kopf gestellt hätte. Es hielt ihn nichts mehr in der Stadt, in der die Erinnerungen an die Mutter für ihn ständig präsent waren. So ging der gerade 18-Jährige zusammen mit einem Schulfreund nach Amerika. Sie hatten Laupheim am 28. Januar 1884 verlassen, in Bremerhaven den Dampfer „Neckar“ am 23. Februar erreicht und der brachte die beiden Auswanderer nach New York.
Zunächst hielt sich Laemmle als Laufbursche für einen Drugstore über Wasser, zog dann aber bald nach Chicago. Dort wohnte sein älterer Bruder Joseph. Auch sein jüngerer Bruder Louis war nach Amerika ausgewandert.
Laemmle hatte viele Ideen, musste sich jedoch erst einmal mit einfachen Arbeiten den Lebensunterhalt verdienen. Er war Zeitungsausträger, hatte es mit einem Tauschhandel probiert und erprobte sich ebenso als Farmarbeiter.
Nach zehn Jahren in verschiedenen Jobs wurde sein Durchhaltevermögen belohnt: Er erhielt eine Anstellung als Buchhalter in einem Textilunternehmen in Oshkosh, einer Stadt im US-Bundesstaat Wisconsin, in der eine große deutschsprachige Minderheit lebte. Hier konnte er erstmals einen Teil seiner Ideen umsetzen. Er präsentierte ungewöhnliche Werbestrategien und wurde befördert. Als Geschäftsführer einer Zweigstelle des Unternehmens verdiente er gut und sein Lebensstandard war ansehnlich.
Im Jahr 1898 heiratete er die aus Hessen stammende Jüdin Recha Stern, mit er bis zu deren Tod im Jahr 1919 lebte. Das Paar hatte zwei Kinder. Die Tochter Rosabelle E. Bergerman, die 1901 geboren wurde und den Sohn Carl Laemmle jr., der 1908 zur Welt kam.
Im Jahr 1906 setzte Carl Laemmle schließlich alles auf eine Karte. Er machte sich selbständig, investierte in ein 5-Cent-Filmtheater, ein Nickelodeon. Während die meisten Filmtheater heruntergekommen waren, auch innen nicht sehr einladend wirkten, setzte Laemmle auf Sauberkeit und Eleganz. Sein Nickelodeon erhielt eine weiße Fassade, einen weißen Innenraum und weißes Mobiliar. Es fiel auf, wurde Stadtgespräch. Noch im selben Jahr gründete er einen Filmverleih, mit dem er das Geschäft schnell ins Laufen brachte. In kurzer Zeit hatte er 50 Kinos in seinem Besitz. Zwei Jahre später war Laemmles Firma die größte ihrer Art in den Vereinigten Staaten und 1910 konnte er seine erste Filmproduktion gründen. Im Vorspann der Produktionen der Independent Motion Picture Company machte er mit „Carl Laemmle presents“ auf sich aufmerksam.
Laemmle tat das Gegenteil von der Konkurrenz: Er setzte von Anfang an auf namhafte Stars, womit er in der US-Filmindustrie der erste war. Im Jahr 1912 verband sich seine Firma mit anderen, aus dieser Fusion entstand die Universal Motion Picture Manufacturing Company, deren Leitung wieder Laemmle selbst übernommen hatte und die heute als Universal Studios weltbekannt sind.
Schon in den Anfängen produzierte Laemmle mehr als 400 Filme, ging dann mit seinen Produktionen von der Ostküste an die Westküste nach Kalifornien. Das bessere Wetter und die niedrigeren Löhne ermöglichten es, in kurzer Zeit mehr Drehtage zu realisieren.
In der Nähe von Los Angeles kaufte er 1915 ein 170 Hektar großes Areal, machte aus einer großen Hühnerfarm ein Gelände, in dem die Universal City Studios gewinnbringend arbeiteten. Andere Produktionsfirmen kamen nach und so etablierte sich dort ein gewaltiges Filmgelände. Laemmles Filmstadt hatte ein studioeigenes Krankenhaus, eine Feuerwehr, eine Polizeiwache, einen Zoo und vor allem Nachbauten der berühmtesten Gebäude, getreu nach seinem Motto: „Wenn der Vesuv nicht hier ist, dann bauen wir uns eben einen eigenen Vesuv!“
Mit zunächst 2000 Angestellten schuf Laemmle, ein Künstler der Selbstvermarktung, ein Filmimperium, das er selbst gern und überall als das „größte Filmunternehmen im Universum“ bezeichnete – Hollywood.
Die Film-Fabrik Hollywood produzierte durch alle Genres hindurch. Namhafte Regisseure arbeiteten für Laemmle und Schauspieler, die systematisch zu Stars aufgebaut wurden und deren Namen im Abspann zu lesen waren. Das war ebenfalls neu, denn meistens wurden diese Namen gänzlich unterschlagen.
Nun gab es allerdings einen echten Gegner, mit dem Laemmle zu kämpfen hatte – das war Thomas Edison. Der hatte zur damaligen Zeit die meisten Patente an der Filmtechnik und war der Kopf der Motion Picture Patents Company (MPPC). Ihre Gegner nannten die Firma angst- und respektvoll „Trust“. Diese Firma war marktbeherrschend. Filmverleiher, Theaterbesitzer und Produktionsfirmen schlossen normalerweise Verträge mit dem „Trust“ ab, um Filme und Technologie zu leihen. Das System war eingespielt, wer dagegen verstieß, konnte mit einer Klage rechnen. Laemmle ließ sich nicht davon beeindrucken. Er produzierte ohne Kamera-Lizenzen von MPPC, machte sich nicht von dieser Firma abhängig. Damit wurde er zu einem Vorreiter für alle Verleiher und Produzenten. Er wehrte sich gegen den „Trust“ mit allen Mitteln, die er als echtes PR-Talent zur Verfügung hatte und riss die Kollegen seiner Branche mit. Sie wurden sozusagen „Freiheitskämpfer“.
MPPC wehrte sich, teilweise mit handgreiflichen brutalen Mitteln. Die Arbeitsbedingungen für Laemmle und seine Mitarbeiter waren alles andere als friedlich. Doch Laemmle ließ sich nicht beirren, er wechselte Drehorte, änderte kurzfristig Termine oder versteckte Kameras in riesigen Eisboxen, damit sie nicht bei der nächsten Prügelei zerschlagen wurden. Der „Trust“ war gnadenlos.
Doch die abenteuerlichen Gegebenheiten ließen es dennoch zu, dass Laemmle drei Filme pro Woche produzierte. Letztendlich gewann er den Krieg gegen Edison. Im Jahr 1912 hatte der Oberste Gerichtshof erklärt, dass MPPC keine normale und natürliche Entwicklung des Marktes gewesen sei.
1914 zog Laemmle dann endgültig in das noch unbekannte Hollywood und die Filmstadt wuchs und wuchs…, Laemmle hatte den Slogan dazu: „Universal Entertainment for the Universe!“
Als sich dann die USA im Krieg mit Deutschland befanden, war Laemmle sofort bereit, für seine Heimat Gutes tun. Er unterstützte Laupheim mit großzügigen Spenden. Dennoch sah er sich gezwungen, auch antideutsche Propagandafilme zu produzieren, denn die zunehmende Deutschfeindlichkeit in den USA war dabei, seinem Hollywood zu schaden.
Nach dem Ersten Weltkrieg half Laemmle erneut mit Spenden für den Aufbau von Laupheim, dessen Ehrenbürger er 1919 geworden war.
Als in Deutschland die Nationalsozialisten an die Macht kamen, war Laemmle nicht mehr nur „der Onkel aus Amerika“. Schon 1930 hatte für seinen Film „Im Westen nichts Neues“ einen Oscar bekommen. Produziert hatte den Welterfolg sein Sohn Carl Laemmle junior, der 1929 in die Fußstapfen seines Vaters getreten war. Laemmle senior wurde der „Filmjude“ und erhielt keine Einreisegenehmigung mehr nach Deutschland, wo seit 1929 die „Deutsche Universal Film- Aktiengesellschaft“ als europäische Tochterfirma gegründet worden war. Außerhalb Deutschlands wurden der Film und Laemmle bejubelt. In deutschen Kinos war der Film seit dem Ende 1930 verboten.
Als es 1933 nach der Machtergreifung Hitlers zum Judenboykott am 1. April kam, stellte Carl Laemmle die Produktion der Firma ein.
Er tat noch mehr. Dank seiner Hilfe konnten mehr als 300 verfolgte Juden vor dem Tod in der Gaskammer bewahrt werden. Er verhalf ihnen zur Einreise in die Vereinigten Staaten, indem er offizielle Bürgschaften übernahm.
In der Mitte der 1930er Jahre geriet Laemmles Firma Universal immer mehr in Schwierigkeiten. Wegen finanzieller Schwierigkeiten musste er schließlich verkaufen.
Am 24. September 1939 starb Carl Laemmle in Beverly Hills. In seiner US-amerikanischen Wahlheimat wird er immer noch als „Vater der Filmindustrie“ geehrt.
Und auch in Laupheim erinnert man sich an den großen Sohn der Stadt. Es gibt beispielsweise ein Carl-Laemmle-Gymnasium, einen Platz, der nach ihm benannt wurde und es gibt sein Geburtshaus in der Radstraße 9. Im Schloss Großlaupheim sind im Museum zur Geschichte von Christen und Juden vier Ausstellungsräume und ein Mini-Kino eingerichtet worden, um sein Werk zu würdigen.

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