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Politjahr 1901
Politik in Deutschland
Wilhelm Bock wird zum
Vizepräsidenten gewählt (Januar / Februar / März)
Die schlechte Wohnsituation in Berlin soll
verbessert werden. Somit gründet die
Stadtverordnetenversammlung in Berlin am 11. Januar
die König-Friedrich-Stiftung und stellt eine Million
Mark zur Verfügung. Die viertägige Lesung der
Kanalvorlage beginnt am 4. Februar. Im Frühjahr wird
sie durch den Widerstand der Agrarier im preußischen
Abgeordnetenhaus scheitern. Am 19. März wird Wilhelm
Bock im Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha zum
Vizepräsidenten gewählt. Somit ist er der erste
deutsche Sozialdemokrat im repräsentativen
Parlamentsamt.
Diäten für Reichstagsabgeordnete werden bewilligt
(April / Mai / Juni)
Durch ein neues Fürsorgeerziehungsgesetz, dass am 1.
April in Preußen in Kraft tritt, werden dem Staat
weitgehende Eingriffsmöglichkeiten bei der
Verwahrlosung von Jugendlichen und Kindern geboten.
Das Gesetz zur Versorgung von Kriegshinterbliebenen
und Kriegsinvaliden wird am 4. Mai vom Reichstag
verabschiedet.
Am 8. Mai werden den
Reichstagsabgeordneten Diäten bewilligt. Zuvor wurde
eine Zahlung von Diäten von Bismarck verweigert, da
die Teilnahme von sozialdemokratischen Abgeordneten
an den Reichstagsitzungen erschwert werden sollte.
Allerdings war der Reichstag unfähig einen Beschluss
zu fassen, da auch andere Abgeordnete des
Reichstages oft abwesend waren. Eine einheitliche
Rechtschreibung wird am 17. Juni von Vertretern
Österreich-Ungarns und der deutschen Bundesstaaten
auf einer Konferenz in Berlin beschlossen. Das
"Vollständige orthographische Wörterbuch der
deutschen Sprache" von Konrad Duden aus dem Jahr
1880 wird als Grundlage der Reform genutzt. Am 25.
Juni bricht die Leipziger Bank zusammen und Sachsen
wird in eine Regierungs- und Wirtschaftskrise
gestürzt. Viele Handelsunternehmen,
Industrieunternehmen und Banken müssen in Folge
dessen Konkurs anmelden.
Entwürfe für neues Zolltarifgesetz werden
vorgestellt (Juli / August / September)
Entwürfe für ein neues Zolltarifgesetz werden am 26.
Juli im "Reichs-Anzeiger" veröffentlicht. Starke
Erhöhungen der Einfuhrzölle für Agrarprodukte werden
erhoben. Auch einige Industriezölle sollen angehoben
werden. Dadurch ist eine Preissteigerung für
Lebensmittel zu erwarten, weshalb es es zu
zahlreichen Demonstrationen gegen das
Zolltarifgesetz kommt. Am 22. September beschäftigt
sich der Parteitag der Sozialdemokratischen Partei
Deutschlands in Lübeck mit den Auffassungen des
Revisionisten Eduard Bernstein. Weiterhin werden die
Zolltarife und deren Erhöhung besprochen.
Petition mit 3,5 Millionen Unterschriften gegen
neues Zolltarifgesetz wird eingereicht
Eine bessere politische Bildung wird am 3. Oktober
von der Generalversammlung Fortschrittlicher
Frauenvereine in Berlin gefordert. Weiterhin wird
eine Verbesserung des Arbeitsschutzes für Frauen und
eine bessere Erziehung gefordert. Helene Stöckler
und Minna Cauer sind Wortführerinnen des Kongresses.
Eine Reichsauskunftsstelle für Auswanderer wird am
24. Oktober eingerichtet. Diese wird von der
Deutschen Kolonialgesellschaft getragen. 22.073
Bürger wandern in diesem Jahr aus dem Deutschen
Reich aus. In Kamerun wird ein Stammesaufstand von
deutschen Truppen am 19. November verhindert.
Weiterhin wird das Kolonialgebiet des Deutschen
Reiches weit in die westafrikanische Region
ausgedehnt. Eine Petition mit über 3,5 Millionen
Unterschriften gegen die veranschlagten
Zollerhöhungen wird am 5. Dezember dem Reichstag
überreicht.
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