Bashar al-Assad Lebenslauf
Der zeitweise als vorsichtiger
Reformer des von seinem Vater Hafiz
al-Assad aufgebauten diktatorischen
Herrschaftssystems in
Syrien geltende Bashar al-Assad enttäuschte als
Nachfolger seines Vaters diese in ihn
gesetzten Hoffnungen eines moderaten
Kurswechsels spätestens mit Ausbruch des
brutal geführten, 2011/12 ausgebrochenen
Bürgerkriegs.
Bashar al-Assad kam am
11. September
1965 als Sohn des späteren syrischen
Präsidenten Hafiz al-Assad (1930–2000)
und dessen Ehefrau Aniseh Makhluf in
Damaskus auf die Welt. Das 1958
vermählte
Ehepaar hatte neben Bashar vier weitere
Kinder: Bouchra (geb. 1960), Basil
(1962–1994), Majd (1966–2009) und Maher
(geb.
1968). Vater Hafiz, der einer im
westsyrischen Küstengebiet lokal
angesehenen, aber nicht wohlhabenden,
Bauern-Familie entstammte, gehörte wie
seine Kinder der etwa drei Millionen
Anhänger zählenden Religions-Gruppe der
Alawiten an. Die Frage der Zugehörigkeit
der Alawiten zum Islam war unter anderem
in den 1980er Jahren Streitpunkt
heftiger Debatten innerhalb der
islamischen Gemeinschaft. Etliche
sunnitische Rechtsgelehrte vertraten den
Standpunkt, dass es sich bei den
Alawiten um eine häretische Sekte
handeln würde.
Luftwaffen-Offizier Hafiz al-Assad
gelang es als Folge von Putsch (1961,
1970) und Revolution (1963) in mehreren
Schritten ein auf Armee, Geheimdienst
und Baath-Partei sowie alawitische Clans
und Netzwerke gestütztes diktatorisches
Regime zu errichten.
Bis 1994 führte Präsidenten-Sohn Bashar
al-Assad ein weitgehend unauffälliges
Leben. Nach der Schulzeit in Damaskus
begann Assad
1982 ein Medizinstudium an
der Universität seiner Geburtsstadt, das
er 1988 abschloss. In den nächsten vier
Jahre arbeitete er als Arzt im
Tishrin-Militärhospital nahe der
Hauptstadt. Der IT-begeisterte Assad
gründete 1989 die Syrian Computer
Society (SCS), die es sich zum Ziel
gesetzt hatte, den Anschluss Syriens an
die globale Internet- und PC-Technologie
zu fördern.
1992 hielt sich Assad einige Monate im
London auf, um sich am Western Eye
Hospital Spezial-Kenntnisse in
Augenheilkunde anzueignen. In
Großbritannien lernte Assad seine
spätere Ehefrau, die in England geborene
(1975) und aufgewachsene,
syrisch-stämmige Finanzexpertin Asma
„Emma“ al-Akhras kennen.
Der eigentlich als Nachfolger
vorgesehene älteste Sohn von Hafiz al
–Assad, Basil, kam 1994 bei einem
Verkehrsunfall ums Leben. Daraufhin
wurde der zweite Sohn, Baschar,
systematisch zum Kronprinzen aufgebaut.
Durch Dienst bei der Armee und in der
Republikanischen Garde und vor allem
durch die gezielte Personalpolitik,
wichtige Kommadoposten mit jüngeren,
Bashar al-Assad gegenüber loyalen und
verpflichteten Offizieren mit zumeist
alawitischen Hintergrund zu besetzen,
wurde dem Präsidenten-Sohn der
notwendige Rückhalt beim Militär
geschaffen. Parallel dazu profilierte
sich Bashar al-Assad in der syrischen
Öffentlichkeit als treibende Kraft bei
Anti-Korruptions-Kampagnen und erhielt
durch seine Kritik am Verwaltungsapparat
das positive Image eines gemäßigten
Reformers. Der offiziell als
Präsidenten-Berater fungierende Assad
entledigte sich im Zusammenhang mit
seiner 1998 übernommenen Aufgabe, im von
Syrien als Nebenland beherrschten (1976
- 2005) Libanon zu regieren, unliebsamer
Rivalen um die Macht.
Scheinwahlen nach dem Tod des Vaters
Nach dem Tod seines Vaters (10. Juni
2000) wurde Assad in einer Schein-Wahl
mit 97% der Stimmen vom Wahlvolk zum
Präsidenten gewählt. 2007 wurde seine
Präsidentschaft, abermals mit mehr als
95% der Stimmen, für weitere sieben
Jahre bestätigt. Mit dem Machtantritt
Assads begann eine – kurze – Phase von
Reformwilligkeit, die als „Damaszener
Frühling“ in die syrische Geschichte
einging. Von Assad ermutigt, äußerten
einheimische Bürger Kritik an Mängeln im
Verwaltungssystem. Als die Kritiken aber
in Proteste umschlugen, nahm Assad,
möglicherweise auf Druck von
einflussreichen Hardlinern in der Armee,
die neue Freiheit wieder zurück. Etliche
Regime-Kritiker wurden vor Gericht
gestellt und verurteilt. Vom Anfang
seiner Regierungszeit an wurde Assad,
wie sein Vater, außenpolitisch von dem
im
syrischen Tartus seine einzige
Mittelmeer-Marinebasis unterhaltenden
Russland unterstützt. Auch unter Bashar
al-Assad blieb Syrien auf striktem
Anti-Israel- und Anti-USA-Kurs.
Kurz nach dem Tod seines Vaters
heiratete Assad im Dezember 2000 Asma
al-Akhras. Das Paar bekam 2001 mit Hafiz
den ersten Sohn. Es folgten Zein (2003)
und Karim (2004).
Bei Beginn der Proteste des „Arabischen
Frühlings“ äußerte sich Assad Anfang
2011 zunächst noch zurückhaltend
wohlwollend bei der Beurteilung der
Demonstrationen in Ägypten und anderen
arabischen Staaten. Als aber auch in
Syrien Oppositionelle auf die Straße
gingen und die Machtposition von Assad
in Frage stellten, schlug der syrische
Sicherheitsapparat mit aller Härte
zurück. Die von
Menschenrechtsverletzungen bestimmten
staatlichen Unterdrückungsaktionen
trugen wesentlich zur Eskalation der
Situation bei. Spätestens Anfang
2012
war die Schwelle zum Bürgerkrieg
überschritten. In Folge lieferten sich
Assads Militär- und Sicherheitsapparat
und die bewaffneten Kräfte der
heterogenen Opposition blutige Kämpfe
mit unzähligen, zumeist zivilen Opfern.
Assad konnte sich dabei vor allem auf
Gruppen in der Bevölkerung verlassen,
die bei einem Sieg einer möglicherweise
islamisch-fundamentalistischen
Opposition brutale Vergeltungs- und
Diskriminierungsakte befürchteten.
Durch einen wahrscheinlich von Assad zu
verantwortenden, von ihm aber
bestrittenen Giftgas-Einsatz gegen
Bürgerkriegsgegner Ende August 2013 sah
sich Assad einer massiven Reaktion auf
UN-Ebene und vor allem von der
Obama-Administration gegenüber.
Lediglich Assads Zugeständnis, syrische
Giftgas-Bestände erfassen und vernichten
zu lassen, haben sein Regime, zumindest
vorläufig, im September 2013 vor einem
Militärschlag der USA bewahrt.