Anna Freud Lebenslauf
Die österreichisch-britische Psychoanalytikerin Anna
Freud, die sich große Verdienste im Bereich der
Kinderanalyse erwarb, trat mit ihren Arbeiten als
Vorreiterin der Kinderanalyse aus dem Schatten ihres
berühmten Vaters –
Sigmund Freud (1856-1939) – heraus
und ist dennoch kaum bekannt.
Anna Freud wurde als jüngstes von sechs Kindern am
3.
Dezember 1895 in Wien, im Vielvölkerstaat
Österreich geboren. Ihre Mutter war Martha Freud
(1861-1951) und ihr Vater
war der Psychoanalytikerin
Sigmund Freud. Die Tochter Anna war seine
Lieblingstochter.
Zunächst arbeitete Anna Freud als Volksschullehrerin,
wurde zu einer Vorreiterin der Kinderanalyse und all
das, während sie sich 16 Jahre lang um den schwerkranken
Vater bemühte. 1936 erschien ihr Buch „Das Ich und die
Abwehrmechanismen“, das nach wie vor zu den
Standardwerken der Psychoanalyse zählt. Mit diesen
veröffentlichten Erkenntnissen leitete Anna Freud den
Übergang der Psychoanalyse von der puren
Triebpsychologie des „Es“ zur differenzierter
verfahrenden Psychologie des „Ich“ ein.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich
floh die Familie 1938 nach
London und erlangte dort die
britische Staatsbürgerschaft. Zusammen mit ihrer
Lebenspartnerin Dorothy Burlingham (Eine Liebesbeziehung
wurde von beiden Frauen stets bestritten.) gründete sie
die Hampstead War Nursery, ein Pflegeheim für
Kriegskinder und Kriegswaisen. Nach dem Zweiten
Weltkrieg wurde das Heim eine Klinik. Heute gilt es als
eines der angesehensten Lehrinstitute der Kinderanalyse
und heißt Anna Freud Centre. Ab dem Jahr 1952 war Anna
Freud Direktorin dieser Klinik.
Im Jahr 1993 starb Annas Freuds Vater. Zeitgleich kam es
zwischen ihr und der österreichisch-britischen
Psychoanalytikerin Melanie Klein (1882-1960) und den
jeweiligen Anhängern zu kontroversen Disputen, die über
die Kinderanalyse weit hinausgingen.
1945 war Anna Freud
eine der Mitbegründerinnen der Zeitschrift „Psychoanalytic
Study of the Child“.
Wenngleich sich Anna Freuds Arbeiten auf Kinder und
Jugendliche konzentrierte, analysierte sie auch
Erwachsenen, zu denen u. a. die Hollywood-Schauspielerin
Marilyn Monroe gehörte.
Anna Freud wurde 1975 mit dem Großen Goldenen
Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
ausgezeichnet.
Die Kinderanalytikerin, die nach Sigmund Freuds Tod ein
großes Erbe übernahm, wurde zu einer führenden
Persönlichkeit der Psychoanalyse, hielt Vorträge und
sprach auf Kongressen. Bis zu ihrem Tod, am 9. Oktober
1982, bewohnte sie in London das Freud-Haus. Ihrem
Wunsch entsprechend wurde es nach ihrem Ableben ein
Museum.
Anna Freud ist gemeinsam die mit ihrem Vater seit 2014
die Namensgeberin des Freudplatzes in Wien Leopoldstadt.