Adolph Freiherr von Knigge Lebenslauf
Die Tischregeln und richtigen
Essmanieren, mit denen die westliche Zivilisation
einander in Gesellschaften und auch privat begegnet,
sind heutzutage unter dem einfachen Begriff "Knigge"
zusammengefasst und bekannt. Sowohl die richtige
Anordnung des Bestecks als auch all das, was sich nicht
gehört, werden als Benimmregeln Knigge zugeordnet. So
weiß ein zivilisierter Mensch, dass er die Serviette
nicht zum Naseputzen benutzen darf, was damals durchaus
üblicher war, als es heute zum
Lachen bringt. Jedes
Besteck ist für eine bestimmte Speise, die Gläser für
einen bestimmten Wein gedacht. Man kaut mit
geschlossenem Mund, pflegt die Unterhaltung, tritt
würdevoll auf. All das fällt unter die Bezeichnung
"Knigge", dennoch hat dies alles fast nichts mit dem
tatsächlichen "Knigge" zu tun, denn Adolph Freiherr von
Knigge war vielmehr ein deutscher
Schriftsteller und
Aufklärer.
Während er heute als Festleger von Anstandsregeln gilt,
war Knigge ganz im Gegenteil ein eher rastloser Mensch,
ein Charakter, der sich auch autobiografisch in seinen
Werken widerspiegelt. Er verfasste philosophische,
politische, fiktive, dramatische, satirische Werke,
schrieb über seine Reisen und über das Freimaurertum.
Sein bekanntestes Werk "Über den Umgang mit Menschen"
hat die Zivilisation mitgeprägt und sich auf eigenartige
Art und Weise verwandelt. Es ist dabei auch noch nicht
in all seinen Teilen veröffentlicht und erschlossen,
wartet weiterhin auf eine Wiederentdeckung.
Die erste Auflage erschien
1788. Knigge dachte sich sein
Werk als Aufklärung im Umgang der Menschen, die einander
mit Taktgefühl und Höflichkeit begegnen sollten. Sein
Werk sollte der Entwicklung der nächsten Generationen
dienen, sowohl Erleichterung verschaffen als auch
Enttäuschungen ersparen. Das, was er in Zeilen
festhielt, lässt sich durchaus als Soziologie verstehen,
da er auf viele Bereiche der gesellschaftlichen Schicht
eingeht, darunter auch die Erziehung, den Jähzorn oder
den Umgang mit Verbrechern näher betrachtet.
Später wurde sein Buch dann missverstanden und mutierte
zu einer Art Benimmbuch. Niemand hatte es gelesen, aber
alle wussten, was der "Knigge" war. Dieser Irrtum
gründet in der Herausgabe des Werkes durch den Verlag,
der nach dem Tod Knigges den Inhalt um Anstandsregeln
erweiterte. Auch wurden alle zehn Jahre neue und
veränderte Ausgaben herausgegeben, die z. B. Regeln über
die
richtige Bekleidung enthielten. Was heute als die
richtige Anordnung der Gläser unter den Begriff "Knigge"
fällt, hat der Freiherr in seiner Schrift zumeist als
unwichtiges Thema abgetan.
Freiherr Adolph Franz Friedrich Ludwig Knigge wurde am
16. Oktober 1752 in Bredenbeck in einer verarmten
Adelsfamilie als Sohn von Carl Philipp Freiherr von
Knigge und Louise Wilhelmine geboren. Als der Junge elf
Jahre alt war, starb seine Mutter, als er das Alter von
vierzehn Jahren erreichte, auch sein Vater. Was sie ihm
hinterließen, war eine beachtliche Summe an Schulden.
Das Anwesen, auf dem er aufgewachsen war, wurde
beschlagnahmt, zwangsverwaltet und ihm lediglich eine
jährliche Rente zugestanden.
Seine Erziehung und Ausbildung fand durch
Privatunterricht in Hannover durch einen Vormund statt.
In Göttingen studierte er Jura und Kameralistik und
gehörte einem Studentenorden an.
Vom Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Kassel wurde
Knigge zum Hofjunker ernannt, bis er sich durch
gesellschaftlich nicht angebrachtes Verhalten unmöglich
machte und das Amt wieder verlor. Seine Heirat mit
Henriette Baumbach soll aufgrund eines Scherzes mehr
unfreiwillig stattgefunden haben, da er sie durch das
Entwenden ihres Schuhs am Hofe bloßgestellt hat. Sie
bekamen eine gemeinsame Tochter.
Nach dem Rückzug auf das Landgut Baumbach in
Nentershausen wurde Knigge erneut Höfling, verachtete
aber diese Gesellschaft und scheute sich nicht, seine
Eindrücke in einem satirischen Roman festzuhalten.
Bald darauf zog er nach Frankfurt am Main und widmete
sich
1780 ganz seiner Schriftstellerei. Auch arbeitete
er an einem Werk über Logen und Geheimbünde, da er
selbst zu einer Freimaurerloge gehörte, jedoch aufgrund
seiner bescheidenen Geldmittel innerhalb der Loge nicht
aufsteigen konnte. In ihrem Dienst war Knigge viel auf
Reisen. Rastlos zog er durch das Land und wechselte auch
häufig den Wohnort, lebte in Heidelberg und erneut in
Hannover. Bis zu seinem Tod ließ er sich dann in Bremen
nieder, widmete sich dem Kulturleben und Theater und
starb schließlich am
6. Mai 1796 an Nervenfieber, im
Alter von vierundvierzig Jahren.
Adolf Freiherr von Knigge
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