Geschichte der Taschen
Die Geschichte der Handtasche geht sehr weit in die
Vergangenheit zurück:
Schon in der
Steinzeit trugen Frauen kleine lederne
Beutel, um gesammelte Nahrungsmittel darin zu
verstauen.
Auch in der folgenden Zeit waren Handtaschen
überwiegend Gebrauchsgegenstände.
Im
Mittelalter wurden zum Beispiel Taschen mit
eingearbeiteten kleinen Beutelchen benutzt, in denen
man Geld, Amulette oder Reliquien aufbewahrte. Diese
waren aus Stoff oder Leder und wurden am Gürtel
angebracht. Die im 16. Jahrhundert populären
Stielbeutel enthielten sogar fünf aufgesetzte Beutel
für verschiedene Sorten von Münzen; sie dienten auf
diese Weise als praktischer Währungstrenner.
Im 17. Jahrhundert wurde durch diverse Verzierungen
auf Ledertaschen auch dem Stand des Trägers Ausdruck
verliehen; Gold- und Silberstickereien waren
ausschließlich dem Adel vorbehalten.
Um 1790 wurden in
Paris von den Damen der höheren
Gesellschaft die ersten Handtaschen als
Modeaccessoire getragen: Die „Ridicules“ (frz.
ridicule = lächerlich), auch Pompadours genannt,
waren sehr kleine, beutelartige Täschchen mit
Zugbändern; sie bestanden meist aus Seide und boten
nur Platz für wenige Dinge, z. B. Puder oder ein
Taschentuch.
Durch die Entwicklung der Mode des 19. Jahrhunderts
in Richtung engerer Schnitte und durchsichtigerer
Stoffe war der Gebrauch eines Täschchens zunehmend
wichtiger; die früher übliche Mitnahme kleiner
Gegenstände in eingenähten Taschen des Kleides trat
immer mehr in den Hintergrund. Als 1846 die ersten
Ledertaschen mit Metallrahmen, Henkeln und
Schnappverschluss hergestellt wurden, war es endlich
möglich, auch auf Reisen mehrere Bedarfsgegenstände
in einer Handtasche mit sich zu führen.
In den 1920ern, nach dem Ersten Weltkrieg, begann
der Kult um die Handtasche als wichtiges Accessoire
zur Mode. Da Leder teuer und nur sehr begrenzt
verfügbar war, wurden auch Taschen aus
Baumwollstoffen produziert.
1923 wurden Handtaschen mit Reißverschluss populär.
Etui-Taschen (Pochettes) galten ebenfalls als sehr
modern, und kleine, netzartige Täschchen aus
Metallgliedern erfreuten sich seit der Erfindung
einer Maschine zu ihrer industriellen Herstellung
großer Beliebtheit.
In den 1930er Jahren schließlich wurden Handtaschen
zum Massenphänomen.
Die arbeitenden Frauen benötigten sie, um ihre
persönlichen Dinge auch unterwegs immer bei sich
haben zu können. Neben Leder und Baumwolle wurden
nun auch Kunststoffe wie Bakelit oder Zelluloid
verwendet; diese synthetischen Materialien waren
günstiger in der Herstellung, was der gesunkenen
Kaufkraft Rechnung trug.
Der modische Trend ging weg von den bis dahin eher
geometrischen Formen hin zu verspielt
gestalteten
Taschen mit Stickereien, Applikationen aus Seide und Chenille sowie kunstvoll verzierten Bügeln und
Verschlüssen.
Neben Unterarmtaschen waren Abendtaschen mit
aufwändigen Motiven aus der antiken Kunst die
beliebtesten Modelle.
1935 schuf die damals eher auf die Produktion von
Sätteln und Reisegepäck festgelegte Firma Hermès
eine Handtasche für Damen und taufte diese „Petit
Sac Haut à Courroies“. Das Modell sollte nach seiner
Umbenennung
1956 als „Kelly Bag“ weltweit für Furore
sorgen.
Die ersten Umhängetaschen wurden Ende der 1940er
Jahre in Italien zum modischen Begleiter erkoren. Taschen wie diese hatten den Vorteil,
dass man die Hände frei hatte, dies überzeugte viele
Frauen, so dass sich die immer größer werdenden
Taschenmodelle schnell verbreiteten.
In den 1950er Jahren entwickelten die Hersteller in
den USA Taschen aus modernen Materialien wie Nylon,
PVC sowie Kunstleder.
Der Stil dieser Dekade war kantig; es gab sich nach
oben verjüngende Rahmenhandtaschen, kastenartige
Modelle mit Griffen oder Schlaufen; aus Italien
kamen die ersten modischen Korbtaschen aus Stroh.
Auch kleine Täschchen im Stil der Pompadours und
Etui-Taschen zur Abendgarderobe erlebten ein Revival.
Im Februar 1955 stellte das Pariser Modehaus Chanel
die „Chanel 2.55 Flap Bag“ vor, ein gestepptes
Täschchen mit Metallkette, das heute zum Klassiker
avanciert ist.
Ab den 1970er Jahren boten die großen Modehäuser und
Designer wie Louis Vuitton, Prada oder Yves Saint
Laurent zu ihren Modekreationen auch eine Kollektion
passender Handtaschen an.
1984 gelang Hermès mit der nach Jane Birkin
benannten „Birkin Bag“ ein weiterer Klassiker, der
zum Verkaufsschlager wurde.
In den letzten drei Jahrzehnten begannen schließlich
auch die Männer, die Vorzüge einer modischen
Handtasche zu erkennen.