Die Mode des 13. Jahrhunderts
Für die europäische Mode im 13. Jahrhundert galt das
Motto „Kleider machen Leute“, denn die Kleidung
spiegelte den Platz der jeweiligen Person in der
mittelalterlichen Ständegesellschaft wider. Die
Qualität und Fülle der Gewänder sowie die modischen
Accessoires waren ein gut sichtbares Symbol für
Reichtum und Macht seines Trägers. Die Kleidung war
demnach nicht nur zum Wärmen da, sondern auch zum
Repräsentieren.
Farben, edle und teure Stoffe, wertvolle Pelze und
Verzierungen waren damals den höheren Ständen
vorbehalten, was vielerorts durch strenge
Kleiderordnungen geregelt war. Die Stadt Hannover
war um 1300 beispielsweise eine der ersten deutschen
Städte, die für ihre Bürger eine eigene Kleider- und
Schmuckordnung erließ. Aber auch innerhalb des
Adels gab es klare Gewandregeln, um die einzelnen
Adelsstufen nach Form und Farbe ihrer Kleidung
unterscheiden zu können. Auch modische Neuerungen
wie Verschlüsse oder Knöpfe galten damals als
Standesabzeichen. Wer die Regeln nicht einhielt, dem
drohten oft sogar Strafen.
Während die Arbeitskleidung der niedrigeren Stände
jahrhundertlang kaum Veränderungen unterlag,
orientierte sich die Mode des Adels häufig an den
neuesten Einflüssen, die vorwiegend aus Frankreich
und Byzanz kamen. So waren im 11. und 12.
Jahrhundert teilweise bodenlange Hängeärmel,
überbodenlange Schleppen und weit schwingende Säume
- teilweise bis zu sechs Metern - bei der feinen
mittelalterlichen Damenwelt in Mode. Ab dem 13.
Jahrhundert wurde der Kleidungsstil dann schlichter,
aber in Adelskreisen nicht weniger kostbar und
würdevoll.
Allerorts wurde nun der gotische Einfluss sichtbar -
auch in der Mode. In der Frühgotik näherte sich
zudem die weibliche und männliche Mode immer weiter
an. Sowohl Männer wie Frauen trugen lange, fließende
Oberbekleidungen, „Cotte“ genannt. Die Silhouette
war schmal und hoch aufragend - in Anlehnung an die
gotische Architektur. Gegen Ende des 13.
Jahrhunderts nahm die modische Formenvielfalt dann
wieder zu.
Ab dem 13. Jahrhundert wurde von den Männern unter
der Oberbekleidung erstmals die so genannte
„Bruche“, eine Art Wickelunterhose, getragen. Sie
wurde in der Taille von einem Bruchengürtel
zusammengehalten und reichte von der Hüfte bis
mindestens zur Wadenmitte. Die Bruche war
faltenreich und sackartig und bei körperlicher
Betätigung wurden die Hosenbeine einfach
hochgebunden, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben.
Das Material der Bruche war ähnlich dem Leibhemd in
der Regel aus naturfarbenem oder gebleichtem Leinen
oder
Hanf. Was die weibliche Unterwäsche betrifft,
so zeigen die Quellen - meist mittelalterliche
Abbildungen - hier im 13. Jahrhundert keinerlei
konkrete Anhaltspunkte.
Als Beinkleider trugen die Männer in der Gotik eng
anliegende Strümpfe - mittelhochdeutsch „hose“
genannt, die bis zu den Oberschenkeln reichten und
an der Bruche befestigt wurden. Da der Begriff
„Hose“ heute anders verwendet wird, hat sich zur
besseren Unterscheidung für die mittelalterlichen
Beinkleider die Bezeichnung „Beinlinge“
eingebürgert. Die Füße steckten in weichen
Schnabelschuhen unterschiedlicher Länge.
Über Bruche, Beinlingen und Leibhemd trugen die
männlichen Adligen ein etwa knielanges, hemdartiges
Unterkleid, auch Rock genannt, das die Bruche
verdeckte. Die ehemals weiten Ärmel wurden im Laufe
des 13. Jahrhunderts immer enger. Später entwickelte
sich das Unterkleid zu einem kurzen, engen Oberteil,
teils mit Stehkragen und kunstvoll gefaltetem
Rücken, das „Schecke“ genannt und vorne mit Bändern
oder Knöpfen geschlossen wurde. Das Hemd der Bauern
war aus arbeitstechnischen Gründen immer relativ
kurz und eventuell störende lange Zipfel wurden in
den Bruchengürtel gesteckt.
Über dem hemdartigen Unterrock wurden - zumindest
vom Adel - Überröcke getragen, die relativ schmal
geschnitten waren und oft in auffälligen,
kontrastierenden Farben für ein prächtiges Aussehen
sorgten. Sie waren - ähnlich den Überröcken der
Frauen - teilweise knöchellang. Teils waren sie ohne
Ärmel, mit halbem Arm oder mit Scheinärmeln, die
frei an der Seite herunterhingen. Oft waren die
Überkleider der Männer - auch „Surkots“ genannt -
seitlich, vorn oder hinten geschlitzt und ließen so
meh
Bewegungsfreiheit zu. Gegen Ende des
Jahrhunderts wurden die Schlitze dann teilweise
geknöpft.
Gegen die Kälte, auf Reisen oder einfach nur zum
Repräsentieren wurden Mäntel unterschiedlicher Länge
getragen. Die Form war entweder halb- oder
dreiviertelkreisförmig, mit Fibeln zusammengehalten
oder komplett geschlossen. Wenn der Mantel oder
Umhang eine Kapuze besaß, wurde er auch „Kappa“
genannt. Die Mäntel der Bauern und niederen Stände
waren aufgrund der größeren Bewegungsfreiheit und um
Stoff zu sparen eher möglichst kurz gehalten.
Die mittelalterliche Weiblichkeit trug ebenfalls ein
langärmliges, fußlanges Unterkleid, eine „Cotte“,
die häufig aus Leinen oder Seide gefertigt wurde.
Darüber wurde der Surkot als lockeres, langes
Überkleid getragen. Dieser war boden- oder
überbodenlang und schwingend und zumeist aus
kostbaren Stoffen und mit reichlich Zierrat
versehen. Auch hier konnte über das eigentliche
Kleid, das Oberkleid, noch ein weiteres Überkleid
getragen werden. Beliebte Stoffe waren importierte
Seide, golddurchwirkter Brokat oder Damast und
Pelzstreifen, mit denen die Säume verziert wurden.
Auch reich verzierte Gürtel waren bei beiden
Geschlechtern sehr begehrt.
Als Kopfschmuck entwickelte sich bei den Damen im
13. Jahrhundert das so genannte „Gebende“, das sehr
oft mit einem Stirnreif oder einem Schleiertuch
getragen wurde und das Kinn umschloss. Daneben gab
es viele weitere Kopfbedeckungen. Zum Beispiel
Bundhauben aus Leinen oder die „Rise“, ein
gefaltetes Kopftuch für verheiratete Frauen. Aus
Burgund kam in dieser Zeit die so genannte „Hennin“,
eine kegelförmige Kopfbedeckung, die bis zu einem
Meter hoch und mit einem Schleier versehen war.
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