Vom Pyjama zum Business-Zwirn
Die Wurzeln des Hemdes gehen weit in die Geschichte
zurück. Bereits 1000 vor Christus konnte man die
ersten hemdähnlichen Oberbekleidungen ausmachen,
auch, wenn der Zweck dieses artverwandten Stücks
noch ein anderer war. Zwar wurde die erste aller
Hemdvarianten auch am Oberkörper getragen, zu
feierlichen Anlässen hingegen hätte man zu dieser
Zeit wohl mit einem derartigen Zwirn Hohn und Spott
abbekommen und einen eher unpassenden Eindruck
hinterlassen.
Der vom althochdeutschen Wort „Hemedi“, was
übersetzt so viel wie Haut heißt, abstammende
Klassiker des Herrenschranks, wurde bis Vollendung
des 19. Jahrhunderts lediglich als Pyjama oder
Unterwäsche getragen. Der Look unterstrich diesen
Einsatzzweck nochmal deutlich. Kein enger und
körperbetonender Schnitt, lediglich ein langer, bis
zu den Füßen herabreichender Stoff, der keinerlei
Knöpfe hatte. „Mann“ musste somit regelrecht in das
Gewand hineinschlüpfen, um es tragen zu können.
Erst im Mittelalter fingen die Menschen an dem Hemd
mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung zuzusprechen.
Die ersten Spitzenverzierungen machten die bis dato
eher müde wirkenden Kleidungsstücke zu wahren
Hinguckern. Kragen konnten fortan ausgetauscht und
individuell angepasst werden. Das Hemd erlebte einen
Aufstieg und wurde innerhalb der viktorianischen
Epoche zu einem Symbol der Reichen und Schönen.
Verwendung verschiedener Stoffe
Auch
die geschichtliche Entwicklung der Hemdstoffe
lässt schnell erkennen, dass ein reger Wandel
vonstattenging. War der Fokus zu Anfangszeiten noch
auf Leinen gerichtet, wurde das eher robust wirkende
und schwere Material Anfang des 19. Jahrhunderts
durch die beliebtere Baumwolle abgelöst.
Baumwolle hatte nicht nur den Vorteil, dass es sich
komplikationsfrei beziehen lies, es war schlicht und
einfach auch der attraktive Preis, der die Leute zu
einem Umdenken bei der Materialauswahl bewegte.
Der Siegeszug der Baumwolle ist bis in die heutige
Zeit noch erkennbar, da noch immer viele Hemden aus
dem langlebigen und widerstandsfähigen Material
angefertigt werden. Es lässt sich hervorragend mit
Kunstfasern kombinieren, was wiederum eine
widerstandsfähigere Machart hervorrufen kann. Mitte
des 20. Jahrhunderts wurde das Materialportfolio
zudem durch Nylon erweitert.
Enganliegende Ausrichtung des 19. und 20.
Jahrhunderts
Es war das 19. Jahrhundert, welches dem Hemd ein
einzigartig elegantes Image verschaffte. Labbrig und
klobig wirkende Stofffetzen waren von gestern, der
Mann wollte zu diesem Zeitpunkt etwas
körperbetonendes haben. Vor allem weiße Hemden
galten als Symbol des Reichtums und der Eleganz.
An diesem Sinneswandel hat sich bis heute nicht viel
geändert. Zwar kam die uns allen bekannte und
geliebte vordere Knopfleiste erst Anfang des 20.
Jahrhunderts zustande, dafür hat sie aber bis heute
einen unverzichtbaren und wertvollen Status erlangt.
Mit Blick auf die heute vorherrschenden Kollektionen
kann man durchaus sagen, dass diese innovative Idee
sich in erstklassiger Manier durchgesetzt hat.
Heutzutage lassen sich im Geschäft und auch
online hochqualitative und stylische Hemden
finden, die vom Aufbau her die vielen
geschichtlichen Schritte der Vergangenheit erkennen
lassen. Die heute so beliebte optische Erscheinung
des Herrenhemds ist das Ergebnis von vielen
Entscheidungen, Wandlungen und Anpassungen, die das
Hemd erst zu dem gemacht haben, was es ist. Man kann
den Menschen im Jahre 1000 vor Christus nur ein
deutliches „Danke“ entgegenbringen, da ansonsten ein
zeitloses und optisch sehr ansprechendes Stück
Kleidung an der Menschheit vorbeigezogen wäre. Das
Herrenhemd – eine Oberbekleidung ohne Ablaufdatum.
Weitere Infos:
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