Die Krawatte
Den schmückenden Aspekt, den die Krawatte heutzutage
mit sich bringt, hatte sie in ihrer Geschichte nicht
immer. Tatsächlich diente sie am Anfang ihrer ersten
Verwendung noch als Schutz gegen die Kälte, wurde
demnach im praktischen Sinne verwendet.
Die ersten Träger waren chinesische Soldaten unter
dem Kaiser Qin Shihuangdi, dessen Regierungszeit
etwa um 220 v. Chr. war. Die Armee wurde mit einem
um den Hals gebundenen Tuch versorgt, ebenso Redner,
die ihre Stimme schonen mussten. Dieses Tuch war
eine Vorform der Krawatte.
In ähnlicher Weise war die Verwendung eines
verknoteten Tuchs bei anderen Soldaten Brauch,
so zum Beispiel in Frankreich, unter der
Regierungszeit des Königs Ludwig XIV., der
kroatische Soldaten rekrutieren ließ, die diese Art
Schal traditionell trugen, und die Legende
mitprägten, dass sich das französische Wort für die
Krawatte aus dem Zusammenhang zum kroatischen
Soldaten gebildet hatte.
So zeigte sich der König von diesem kroatischen
Soldatentuch bei einer Truppenparade in Versailles
angetan und es wurde für die eigene Mode
wiederentdeckt. Hier dann durchaus mit schon eher in
Richtung Schmuck tendierender Wirkung.
Es ist bekannt, dass der Sonnenkönig sich schnell
langweilte und unterhalten werden wollte. Am Hof
fand dementsprechend ein ewiger Wettstreit um die
Eleganz der Kleidung statt. Das gewagteste Kostüm
war Hofgespräch, so versuchten die Adligen sich
gegenseitig zu überbieten, um den Launen ihres
Königs zu entsprechen. Das geschlungene und häufig
kunstvoll gefaltete Tuch wurde bald überall am Hof
getragen, je edler der Stoff, je ausgefallener
gebunden, desto besser. Für die korrekte Technik des
Bindens gab es sogar Lehrbücher, um in die Kunst des
Krawattentragens Einblick zu gewinnen. Der Trend
verbreitete sich weltweit.
Mit dem Wechsel der Könige und dem Beginn der
Französischen Revolution, wurde die Krawatte dann
bald auch Sinnbild dafür, auf welcher Seite die
Kämpfenden standen. Der so bezeichnete Freigeist und
Mann des einfachen Volkes weigerte sich von da an,
eine Krawatte oder Halsbinde zu tragen, während die
Schicht, die zum Adel gehörte oder sich zu diesem
bekannte, immer noch der Mode folgte und
Seidenkrawatten trug. Mit dem Voranschreiten der
Revolution wurde die Krawatte dann erneut zum
Erkennungsmerkmal politischer Überzeugungen. Das
Proletariat trug von da an bunte oder rote
Baumwolltücher.
Später hatte dann die industrielle Revolution
Einfluss auf den Textilbereich. Der Schmuck der
Krawatte und ihre spätere symbolische Wirkung wurden
durch Zweckmäßigkeit abgelöst. Die Spitzen- und
Seidenstoffe wurden gegen einfachere und billigere
getauscht, die Form geriet schmal und lang. Dieser
Stil nannte sich „Regate“ und diente als Basis der
Krawatte, wie man sie heutzutage kennt.
In New York hatte schließlich der Schneider Jesse
Langsdorf 1926 die Idee, das Tuch der Krawatte quer
über den Stoff und diagonal zur Webrichtung, aus
drei einzelnen Teilen zuzuschneiden und
zusammenzusetzen. Diese Form war praktischer und
ermöglichte eine einfachere Bindung und Lösung des
Knotens. Sie legte das Grundmuster für alle
Krawatten fest, die bis heute nach gleicher Art
geschneidert und vom Schulkind bis zum Geschäftsmann
weltweit getragen werden.
Das 20. Jahrhundert