Die Entstehung des Konsumismus

In der westlichen Welt leben sogenannte Verbraucher; sie sind die Bewohner einer Welt, die von Konsum regiert wird. Die Menschen verdienen relativ gut und können sich fast alles leisten, was ihr Herz begehrt – selbst Dinge, die sie nicht unbedingt benötigen. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

Der demonstrative Verbrauch: Der Ursprung des Konsumismus

Der Konsumismus blickt auf eine relativ junge Geschichte zurück. Ende des 19. Jahrhunderts wurde er geboren. Damals nannte man ihn noch einen demonstrativen Verbrauch.Der amerikanische Soziologe und Ökonom Thorstein Veblen war ein großer Freund der Erfinder; so sehr er sie schätzte, so stark verachtete er eine andere Gruppe: die Kapitalisten. Doch auch für seine Mitmenschen konnte Veblen relativ wenig empfinden, was man in seinem weltberühmten Werk The theory of the leisure class zu spüren bekommt. Er beschreibt, dass schon damals Menschen überflüssige Produkte konsumierten, um ihr Prestige zu verbessern. Die Gesellschaft investierte in (meist teure) Produkte, um ihren gesellschaftlichen Rang beizubehalten. Die Theorien von Veblen spielen auch heute noch eine große Rolle, insbesondere in der Volkswirtschaftslehre. Sein wohl größter Einfluss auf unsere Gesellschaft ist der sogenannte Veblen-Effekt: Demnach kann die Nachfrage nach einem Gut selbst bei einem Preisfall steigen – daran hat sich bis heute nichts geändert.

Vor dem Konsum war die Selbstversorgung

Bevor die heutige Konsumgesellschaft geboren wurde, mussten sich Menschen überwiegend selbst versorgen; sie lebten außerhalb der Städte, besaßen ein Stück Land und bauten Obst sowie Gemüse an. Jeder Verbraucher gehörte drei Gruppen an:

  1. Selbstversorger

  2. Produzent

  3. Konsument

Natürlich brachte die Selbstversorgung große Hindernisse mit sich. Zu nennen wären:

Durch die Industrialisierung übernahmen Unternehmen und Betriebe zunehmend die Produktion. Menschen wahren gezwungen, arbeiten zu gehen, um Essen zu kaufen – so begann auch die erste große Landflucht. Viele Verbraucher zogen in die Stadt; dort begannen sie, in Fabriken zu arbeiten.

Trotz der schlechten Arbeitsbedingungen in den damaligen Fabriken stieg langsam, aber sicher die Kaufkraft der Masse; genauso tat es der Konsum, der erstmals die Grundbedürfnisse überstieg.

In Deutschland entstand die Konsumgesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Einen genauen Zeitpunkt kann man nicht nennen, es gibt aber zwei Meinungen: Der Historiker Christian Kleinschmidt nennt die 1950er-Jahre, sein Kollege Wolfang König spricht von den 1960er-Jahren. In dieser Periode fanden Fernsehgeräte, Automobile sowie Waschmaschinen Einzug in deutsche Haushalte.

Menschen kaufen, was sie sich leisten können

Schon vor mehr als einem Jahrhundert kauften Menschen also Produkte, die sie sich leisten konnten. Ob sie einen Nutzen darstellten, spielte eine untergeordnete, ja sogar unwichtige Rolle.
Jeder Konsument erwarb Produkte, die seinem Budget entsprachen: Ein Mensch der Mittelschicht gab sich mit pflegeleichten Blumen zufrieden; jemand aus der Oberschicht wählte die anspruchsvollsten Blumen, weil er es sich leisten konnte, einen Gärtner mit der Pflege zu beauftragen.
Ende des 20. Jahrhunderts kam beim Thema Konsum ein neuer Faktor hinzu: die Bank. Es wurde immer einfacher, Kredite aufzunehmen und für teurere Güter zu zahlen. Der Ratenkredit hilft Konsumenten auch heute noch, an Produkte zu kommen, ohne mehrere Monate lang sparen zu müssen.

Unternehmen, die Produkte perfekt personalisieren

Durch die große Anzahl an Produkten reicht es längst nicht mehr aus, diese in ein Regal im Supermarkt zu stellen und zu hoffen, dass sie jemand kauft. Produzenten investieren viel Geld und Zeit in Marketing und, man mag es kaum glauben, Verpackungen.
Der Grund ist simpel: Die Verpackung ist der erste Kontaktpunkt eines Kunden mit einem Produkt. Er bemerkt ihr Design, fasst die Verpackung an und entscheidet, meist binnen Sekunden, ob er den Artikel kauft. Heutige Verpackungsdruckereien befassen sich umfassend mit dem Markenauftritt eines Unternehmens und versuchen, dessen Kundenzielgruppe genau anzusprechen. Es fließt viel Aufwand in die Erstellung der perfekten Produktverpackung, die sich praktisch selbst verkauft.

Die langfristigen Folgen des Konsumismus

Konsumismus hat einen Zeitpunkt erreicht, der nicht nur der Gesellschaft schadet, sondern auch unserem Planeten. Viele Menschen sind überschuldet, weil sie sich Produkte kaufen, die sich weder leisten können noch wirklich benötigen.
Auf der anderen Seite gibt es Unternehmen, die Menschen dazu bewegen, jedes Jahr ein neues Smartphone zu erwerben. Alte Produkte landen oftmals in der Mülltonne, ohne dass versucht wird, die verwendeten Ressourcen zu recyceln. Da viele der genutzten Ressourcen endlich sind, entsteht langfristig natürlich ein immenses Problem; irgendwann werden sie nicht mehr verfügbar sein.
Doch auch das Müllaufkommen durch Verpackungen ist problematisch. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) weist zum Beispiel auf den Verpackungsmüll bei Obst und Gemüse hin. Dieser ist jedoch kein Einzelfall, denn das steigende Müllaufkommen durch Konsumgüter ist ein Problem, welches seit Jahren längst Realität ist; in Zukunft wird es immer mehr Länder der Welt belasten.
Diesem Trend bekämpfen unter anderem Verpackungshersteller, indem sie Verpackungen entwickeln, die recycelt werden können oder sich selbst auflösen. Schwerer ist es jedoch, Ressourcen aus Elektrogeräten zu entnehmen und wiederzuverwenden; doch auch in diesem Bereich haben Unternehmen wie Apple gezeigt, dass es durchaus möglich ist.