Geschichte
der Farbfotografie
"Die Menschen empfinden im
Allgemeinen eine große Freude an der Farbe. Das Auge
bedarf ihrer, wie es des Lichtes bedarf."
(Johann Wolfgang von Goethe)
Erste Experimente mit Farbfotografie wurden bereits
in den
1840er-Jahren unternommen. Man versuchte damals,
eine ominöse "Chamäleon-Substanz" zu identifizieren.
Dieser rätselhafte Stoff, so glaubte man, müsse nur
gefunden werden und dann würde sie die Farbe des auf
sie fallenden Lichts annehmen. Es konnten zwar auf
dem Gebiet einige Erfolge vermeldet werden, doch
letztlich blieben die Ergebnisse alles in allem
unbefriedigend: Die ganz frühe Farbfotografie war in
ihren Möglichkeiten extrem eingeschränkt, sie war
oft nur auf Primärfarben beschränkt, für schwache
Resultate war ein stunden- oder gar tagelanger
Aufnahmeprozess erforderlich.
Ein paar Jahre vor dem
1. Weltkrieg,
1912,
wurde das erste Patent für einen Farbfilm anmeldet.
Doch es dauerte weitere 20 Jahre, bis der erste
Kleinbildfilm für die Farbfotografie entwickelt
wurde. Diese neue Technologie war in ihren
Anwendungsgebieten noch begrenzt, so konnte der
Kleinbildfilm nur für
Fotoapparate von Contax und Leica genutzt
werden. Doch der Grundstein für den bis heute
andauernden Siegeszug der Farbfotografie war
gesetzt.
Der weltweit erste moderne Colorfilm kam aus
Deutschland und erschien Mitte der
1930er-Jahre unter dem Namen "Agfacolor Neu".
Maßgeblichen Anteil an dieser revolutionären
Entwicklung hatten die Chemiker Wilhelm Schneider
und Gustav Wilmanns. Das von ihnen entwickelte
Verfahren konnte auf Negative, Papierbilder, Dias
und sogar
Kinofilme angewendet werden. Grundlage dieser
neuen Technologie war das schon 1912 von Rudolf
Fischer erdachte Prinzip der subtraktiven
Dreifarbenfotografie. Diese Methode beruht darauf,
dass alle Farben in ihre spektralen Komponenten Rot,
Grün und Blau zerlegt werden.
Bis zum Ende der 1930er-Jahre wurde das sogenannte "Agfacolor
Negativ/Positiv-Verfahren" entwickelt. Diese Technik
verwendete bestimmte Farbstoffverbindungen, die als
"Farbkuppler" bezeichnet wurden und es ermöglichten,
Mehrschichtenfilme mit in den einzelnen Schichten
eingelagerten Farbkupplern herzustellen, die von
einem Negativ auf ein Positiv kopiert werden
konnten. Dies war zwar bei Schwarzweiß-Filmen schon
längere Zeit möglich gewesen, auf dem Gebiet der
Farbfilme war dies aber eine echte Pionierleistung.
Nach dem
2.
Weltkrieg wurde die Agfa-Fabrik durch
amerikanisches Militär besetzt und die technischen
Methoden, mit der die Firma ihre Farbfilme
hergestellt hatte, wurden bekannt. Etliche
Hersteller rund um die Welt, vor allem in den USA,
in Japan und in Europa, orientierten sich an dem von
Agfa erfundenen Verfahren und entwickelten es
beständig weiter.
Eine neuerliche Revolution im Bereich der
Farbfotografie, die vor allem für private Fotografen
großen Nutzen hatte, war das
1963 von dem
US-Unternehmen Eastman Kodak eingeführte Instamatic-System. Diese Technologie ermöglichte den
Fotografen eine bis dahin nicht für möglich
gehaltene Flexibilität und Anwenderfreundlichkeit.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt begann die bis heute
spannende Geschichte der Farbfotografie durch
Amateure, die dank der neuen Technologie viele
Schnappschüsse von sämtlichen Situationen des Lebens
machen konnte.
Der berühmte Fotokalender von Pirelli
Mit der voranschreitenden Entwicklung der Fotografie
wurden auch Fotokalender immer beliebter. Die
zunehmende Zahl an Fotografen brachte immer mehr
Motive mit sich, die für diese dekorativen Objekte
verwendet werden konnte.
Schon im Alten Rom und im frühen chinesischen Reich
hatten Menschen Kalender in Papierform verwendet. In
Anbetracht dieser Jahrtausende alten menschlichen
Tradition war es nur allzu naheliegend, dass
Farbfotografien auch Einzug auf bedruckten Kalendern
halten würden.
Wann genau der allererste Kalender verkauft wurde,
in den eine Farbfotografie eingearbeitet wurde,
lässt sich nicht mit hinreichender Sicherheit
feststellen. Blieben früher die Kalender mit eigenen
Fotos nur größeren Firmen vorbehalten, da sich der Druck nur in größeren
Stückzahlen lohnte, so kann heute jeder seinen
individuellen
Fotokalender bestellen. Das basteln von Kalender mit eigenen Fotos machte
man in den 80er und 90er per einkleben der eigenen Fotos in Kalendervorlagen.
Durch das Internet und die preiswerte Methode des Fotodrucks lädt man heute
einfach die Bilder hoch und stellt sich seinen eigenen Kalender, und auf Wunsch,
mit zahlreichen Effekten zusammen.
Der erste Fotokalender, der öffentliche
Aufmerksamkeit (und öffentliches Ärgernis) erregte,
war aber der
im Jahr 1964 erstmals erschienene
"Pirelli-Kalender", der über die Jahre zu einem
Synonym für erotische Fotografie wurde. Die
Akt-Fotografie, die für uns heute zur Normalität
geworden ist, war in den
1960ern ein gigantischer
Skandal. Und so war die Fotografie, wie die Kunst
als Ganzes so häufig, der gesellschaftlichen
Entwicklung immer ein kleines Stück voraus.
Alte Fotoapparate und Kameras