Chronik Edeka Geschichte
Der vor allem auf den Handel mit Lebensmitteln
spezialisierte, als kleine Selbsthilfeorganisation
von Einzelhändlern gegründete Unternehmensverbund
Edeka (Eigenschreibweise: EDEKA) konnte 2016 bei
einem Umsatz von 50 Milliarden Euro den Spitzenplatz
in seiner Branche (Marktanteil: 25 %) erfolgreich
verteidigen.
Die sowohl von Erfolgen als auch von Krisen
begleitete Geschichte von Edeka begann im Jahr 1898.
Damals standen insbesondere in den Großstädten die
Lebensmittel-Einzelhändler mit ihren
„Tante-Emma-Läden“ im harten Konkurrenzkampf zu den
Lebensmittelabteilungen der Großkaufhäuser sowie zu
den Arbeiter-Konsumgenossenschaften. Der
Zusammenschluss zu größeren Einheiten versprach eine
bessere Position bei Preisverhandlungen mit
Lebensmittelproduzenten.
Großen Anteil an der Frühgeschichte der Edeka hatte
der 30-jährige Berliner Kolonialwaren-Kaufmann Fritz
Borrmann (1869 – 1942). Auf seine Initiative hin
schlossen sich er und 20 weitere Kaufleute im
südwestlichen Berlin zu einer Einkaufsgenossenschaft
zusammen: der „Einkaufsgenossenschaft der
Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu
Berlin“ (abgekürzt: E. d. K.). Mit dem spätestens
seit den
1980er Jahren aus dem allgemeinen
Sprachgebrauch verschwundenen Begriff
„Kolonialwarenhändler“ wurden um
1900 und in den
Folgejahrzehnten Einzelhändler bezeichnet, in deren
Warenangebot Kolonialwaren, also überseeische
Produkte wie indischer Tee, karibischer Rum oder
afrikanischer Kakao, waren. Trotz der exotischen
Bezeichnung „Kolonialwarenhändler“ waren in der
Regel aber heimische Produkte wie Kartoffeln und
Mehl in den Regalen der E. d. K-Mitglieder
vorherrschend.
In der Zeit vor dem
Ersten Weltkrieg entstanden
überall in Deutschland weitere
Einkaufsgenossenschaften von Lebensmittelhändlern.
Im Oktober 1907 schlossen sich unter dem Motto
„Gemeinsam sind wir stark“ 23 davon, darunter auch
die E. d. K., zum „Verband deutscher kaufmännischer
Genossenschaften“ zusammen. Sie konstituierten einen
Monat später die als eGmbH eingetragene
„Zentraleinkaufsgenossenschaft des Verbandes
deutscher kaufmännischer Genossenschaften“. Diese
Genossenschaft erhielt 1911 ableitend von der
Bezeichnung „E. d. K.“ die lautmalerische
Entsprechung „Edeka“.
Das Edeka-Konzept beschränkte sich nicht nur auf
einen gemeinsamen Einkauf von Waren, sondern
beinhaltete auch Aspekte bestimmter von allen
Edeka-Mitgliedern einzuhaltender Vorgaben bei der
Ladengestaltung, dem Logo und der Werbung. Das
damals entwickelte Prinzip „Edeka“ versuchte die
Elemente „Selbständiger Händler vor Ort“ und
„Zentral gesteuerte Rahmenbedingungen“ zu vereinen.
Dazu gehörte u. a. das
1908 zum ersten Mal
erschienene Informationsblatt „Deutsche
Handelsrundschau“ sowie die am 9. November 1914
gegründete Edeka-Bank. Diese Genossenschaftsbank
sollte den Edeka-Mitgliedern in der Krisenzeit des
Ersten Weltkriegs vor allem weiterhin die
Möglichkeit der Kreditbeschaffung sichern. Die
1952
ihren Sitz von Berlin nach Hamburg verlegende Bank,
erhielt in den 50er Jahren die Zulassung als
Universalbank.
Wichtig war auch die Lancierung von
Edeka-Eigenmarken, die in allen Läden der Mitglieder
verkauft wurden. Diese Marken wurden in eigenen
Produktionsstätten wie der
1925 ihren Betrieb
aufnehmenden Ostdeutschen Eiernudelfabrik (Breslau)
hergestellt. 1925 boten die etwa 700
Edeka-Mitglieder ihren Kunden ungefähr 25
Edeka-Eigenmarken (z. B. Salz, Haferflocken) an.
Fritz Borrmann leitete von 1921 bis 1937 als
GenerEdekarektor die Geschicke der Edeka. Der
umtriebige Borrmann vertrat während der Weimarer
Republik seine Ansichten von der Förderung des
Mittelstandes auch auf politischer Ebene als
Generalsekretär (1921/22) und als
Reichstagsabgeordneter (1924-1932) der gegen
Konzerne und Konsumgenossenschaften eingestellten
Wirtschaftspartei. Borrmanns Nachfolger wurde der
bis 1966 amtierende Paul König. Die Rolle der Edeka
während der NS-Zeit als Spiegelbild des zum großen
Teil das mittelstandsfreundliche Hitler-Regime
begrüßenden Einzelhandels wurde lange verdrängt und
erst spät kritisch thematisiert. Nach neueren
Erkenntnissen ist allerdings auch festgestellt
worden, dass es ebenso vereinzelt Edeka-Händler
gegeben hat, die den Mut aufbrachten, Widerstand
gegen die Nazis zu leisten.
Im Krisenjahr 1931 gehörten 27.000 Geschäfte zum
Edeka-Genossenschaftsverbund, 1939 waren es 45.000
Geschäfte. Nach dem
Zweiten Weltkrieg erhielt die
Edeka endgültig ihre dreigliedrige Struktur mit der
Edeka-Zentrale in Hamburg an der Spitze sowie den
seit 1972 zwölf und seit 2001 sieben
Regionalgenossenschaften (Edeka Nord, Edeka
Minden-Hannover, Edeka Rhein-Ruhr, Edeka Nordbayern,
Edeka Hessenring, Edeka Südwest und Edeka
Südbayern). Die Zahl der die Basis des Edeka-Systems
bildenden Einzelhandelsgeschäfte schrumpfte im
Zusammenhang mit dem Aufkommen des Discounter-Wesens
und durch Konzentrationsprozesse von 43.000 (1960)
dramatisch auf etwa 25.000 (1970). Als Reaktion
darauf wurde der Edeka-Verbund Anfang der 1970er
organisatorisch reformiert. U. a. wurden die
Zentrale, die bisher die Rechtsform einer eGmbH
hatte, 1972 in eine Aktiengesellschaft (später AG &
Co KG) umgewandelt sowie Rationalisierungspotenziale
gefördert. Zu dem Neukonzept gehörte auch die
Förderung der Vergrößerung der Verkaufsflächen auf
das Niveau der als Konkurrenz deutlich
wahrgenommenen Discounter, die im Vergleich zu Edeka
ein geringeres Artikel-Angebot vorhielten.
Die Anzahl der durch vielfältige
Vertragsbestimmungen mit der Edeka in ihren
Handlungsspielraum zwar begrenzten, aber
grundsätzlich in Eigenregie handelnden
Edeka-Kaufleute fiel bis 2004 auf 3.800 (2016: etwa
4.000).
Da aber fast jeder dieser Kaufleute mindestens eine
Filiale betrieb, trugen 2016 fast 12.000
Lebensmittelmärkte mit ergänzenden
Non-Food-Sortimenten das gelb-blaue Edeka-Logo.
Edeka expandierte ständig: So übernahm die
Edeka-Gruppe z. B. 2005 die Handelskette SPAR
Deutschland mit etwa 2.000 Märkten sowie
Deutschlands drittgrößten Discounter NETTO
Marken-Discount mit mehr als 4.000 Filialen. Im
Januar 2017 gingen die etwa 500 Filialen der
Kaiser´s-Tengelmann-Supermarkt-Kette nach
mehrjährigen kartellrechtlichen Auseinandersetzungen
durch Kauf ebenfalls an die Edeka-Gruppe.
2016 arbeiteten mehr als 350.000 Mitarbeiter,
darunter 16.000 Auszubildende, in den Märkten der
Edeka-Gruppe. Damit gehörte Edeka in jenem Jahr
zusammen mit Unternehmen wie Volkswagen und Deutsche
Post zu den größten privaten Arbeitgebern in
Deutschland.
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