Juni 1938 - Der Madagaskar-Plan

Kalender Juni 1938
Am 6. Juni 1938 fand die Flüchtlingskonferenz der europäische und amerikanischen Staaten am Genfer See in Frankreich statt. Der Leiter des Außenpolitischen Amtes Alfred Rosenberg schlug vor, die Insel Madagaskar als Auswanderungsland für die Juden zu bestimmen. Madagaskar sei groß genug und habe zudem ein subtropisches Klima. Außerdem gehöre die Insel Frankreich, die ja die Emanzipation der Juden begonnen hatten. Am 13. Juni 1938 wird angeordnet dass  Asoziale, und vorbestrafte Juden dem Konzentrationslager Buchenwald zuzuführen sind.
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Wichtige Ereignisse im Juni 1938

1. Juni
Weil ein tschechoslowakischer Soldat sich angeblich in einer Gaststätte in Eger bedroht fühlte, feuerte er zwei Schüsse ab und verletzte zwei Sudetendeutsche.
1. Juni
In Österreich errichtete Reichsbauernführer Richard Walther Darré drei Landesbauernschaften in Linz, Salzburg und Graz.
1. Juni
In Epson fand das 159. englische Galoppderby statt, das zum ersten Mal im Fernsehen übertragen wurde. Es endete mit dem Sieg des 20:1 Außenseiters Bois Russell mit Jockey James Elliot.
2. Juni
Der Nachrichtendienst der britischen Zeitung „The Times“ meldete, dass in Wien rund 200 Straßenmusiker und 50 Arbeitslose aus den Nachtasylen heraus verhaftet und zu Kanalarbeiten nach Bremen verbracht wurden. Kurz davor waren rund 700 Personen, meist Juden, ins Konzentrationslager Dachau geschafft worden.
2. Juni
Zur Situation der Presse in Wien berichtete der „Völkische Beobachter“, dass durch den energischen Einsatz reichsdeutscher Schriftleiter „die Judenherrschaft der Wiener Presse“ beseitigt worden sei.
3. Juni
Der Leiter der Privatkanzlei von Führer und Reichskanzler Adolf Hitler, Martin Bormann, wurde als Adjutant in den Stab des Führers berufen. Er gliederte die Privatkanzlei Adolf Hitlers als eigenes Amt in die Kanzlei des Führers der NSDAP ein.
3. Juni
Das Reichsgericht in Leipzig entschied, dass ein Jude oder ein Mischling 1. Grades sich strafbar macht, wenn er bei der Stellensuche seine Abstammung unklar oder falsch angibt.
3. Juni
Ernst Eiselohr, der deutsche Gesandte in Prag, protestierte offiziell gegen die Entfernung einer Hakenkreuzfahne aus der Wohnung eines reichsdeutschen Ehepaars in Nieder-Ullersdorf.
3. Juni
Der 82-jährige Arzt und Psychologe Sigmund Freud, der nach längerem Warten nach Zahlung einer Reichsfluchtsteuer von 16 000 Reichsmark aufgrund britischer und französischer Intervention ein Ausreisevisum erhalten hatte, verließ Wien und begab sich nach London.
4. Juni
Die Vorrundenspiele zur III. Fußball-Weltmeisterschaft, die bis zum 19. Juni dauerte, begannen in sieben französischen Städten. Die großdeutsche Fußball-Nationalmannschaft und die Schweiz spielten in Paris 1:1 nach Verlängerung.
5. Juni
Die sowjetische Regierung versuchte mit Sammelinseraten in großen Zeitungen den Bedarf an Hochschullehrern für die 40 Universitäten und pädagogischen Hochschulen des Landes zu decken. Es fehlten mehr als 1000 Hochschullehrer, vor allem wegen der zahlreichen Entlassungen aus politischen Gründen.
5. Juni
Generalmajor Erich Udet stellte auf einem Henckel-Jagdflugzeug mit 634,37 km/h einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf.
6. Juni
Die chinesische Stadt Kaifeng an der Lunghaibahn wurde von japanischen Truppen besetzt.
6. Juni
Auf einer Kundgebung in Preßburg, die als Bauerntag angekündigt worden war, betonte der tschechoslowakische Ministerpräsident Milan Hodža seinen Willen zur Erhaltung der tschechoslowakischen Republik. Am Vortag hatte Andrej Hlinka, Führer der Slowakischen Volkspartei, an gleicher Stelle Autonomie für die Slowakei gefordert.
7. Juni
Der New Yorker Fernsehsender W2XBS strahlte die erste Broadway-Produktion „Susan and God“ von Rachel Crothers im Fernsehen aus.
8. Juni
Dem tschechoslowakischen Ministerpräsident Milan Hodža wurde von der Sudetendeutschen Partei (SdP) von Konrad Henlein ein Memorandum mit der Zusammenfassung ihrer Karlsbader Punkte vom 24. April übermittelt.
8. Juni
Eine Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei wurde in Kronenburg in der Eifel eröffnet. Wie bei mittelalterlichen Formen der Künstlerausbildung wurden 12 bis 15 Studierende, darunter auch drei Ausländer arischer Abstammung, in Lehrlinge, Gesellen und Meisterschüler eingeteilt.
9. Juni
Die Leiche des zwei Wochen zuvor entführten 6-jährigen Jimmie Cash wurde in der Nähe seines Heimatortes Princetown im US-Bundesstaat New Jersey gefunden. Als Täter und Erpresser des Lösegelds von 10 000 US-Dollar (24 000 Reichsmark) wurde der 21-jährige Franklin MacCall verhaftet.
9. Juni
Im Wiederholungsspiel der Vorrunde zur Fußball-Weltmeisterschaft verlor in Paris die großdeutsche Fußball-Nationalmannschaft mit 2:4 gegen die Schweiz und schied damit aus dem Turnier aus.
10. Juni
In Hamburg fand die vierte Reichstagung der Organisation Kraft durch Freude (KdF) statt. Der Leiter der Deutschen Arbeitsfront (DAF), Robert Ley, kündigte in einer programmatischen Rede Urlaubsfahrten nach Griechenland und Jugoslawien an. Die Tagung endete mit einem großen Umzug am 12. Juni.
11. Juni
In Wien fand der internationale Kongress der Werbewirtschaft statt. Zu Abschluss erklärte Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, Propaganda sei für den Nationalsozialismus Erziehungsarbeit, „nicht nur für heute und morgen, sondern nach unserem Willen für Jahrzehnte und Generationen“.
11. Juni
In Saarbrücken fand der 69. Deutsche Sängertag statt.
11. Juni
In China verursachte der Bruch der Dämme des Hwangho (Gelber Fluss) in der Provinz Honan eine Überschwemmungskatastrophe. Japaner und Chinesen beschuldigten sich gegenseitig für den Dammbruch verantwortlich zu sein. Dieser hatte das Vordringen der japanischen Truppen verlangsamt.
12. Juni
In Wien begann die Reichstheaterfestwoche 1938 mit einer Aufführung von „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss im Opernhaus.
12. Juni
Auch bei der dritten und letzten Runde der Gemeindewahlen in der Tschechoslowakei erreichte in den sudetendeutschen Gebieten die Sudetendeutsche Partei (SdP) über 90 Prozent der deutschen Stimmen und kam insgesamt auf 91,4 Prozent.
12. Juni
Auf den Gauparteitag der NSDAP Pommerns in Stettin erklärte Rudolf Heß, der Stellvertreter des Führers, die Tschechoslowakei sein ein „Gefahrenherd für den Frieden Europas“.
13. Juni
Reichspropagandaminister Joseph Goebbels hielt in der Wiener Staatsoper eine Rede über den Weg zum National- und Volkstheater. Er sprach u. a. den Mangel an dramatischen Stücken zeitgenössischer deutscher Autoren an und proklamierte die Gründung einer Theaterakademie und die Einführung bezahlten Urlaubs für Bühnenkünstler von zwei Tagen je Beschäftigungsmonat.
13. Juni
Nationalspanische Truppen erreichten die Stadt Castellon nördlich von Valencia. 37 der 50 Provinzen Spanien waren nunmehr im Besitz der Nationalspanier, die von Francisco Franco Bahamonde geführt wurden.
14. Juni
Zum Auftakt der baulichen Umgestaltung Berlins wurde der Grundstein für das Haus des Deutschen Fremdenverkehrs am zukünftigen Schnittpunkt der Potsdamer Straße mit der Nordsüdachse gelegt.
14. Juni
Mit einem feierlichen Appell am Schlachtendenkmal in Tannenberg endete eine Ostpreußen Reise von 2500 Fähnrichen der deutschen Kriegsschulen.
14. Juni
In Prag wurden die Gespräche über die Gewährung der Autonomie zwischen der tschechoslowakischen Regierung und der Sudetendeutschen Partei (SdP) fortgesetzt. Grundlage sollten die Vorschläge der Regierung und die Karlsbader Punkte der SdP vom 24. April sein.
15. Juni
Gustav V., der seit 1907 König von Schweden war, beging seinen 80. Geburtstag mit einem großen Bankett in Stockholm.
15. Juni
Die chinesische Stadt Kanton wurde zum wiederholten Mal von japanischen Flugzeugen bombardiert.
16. Juni
Der Übertritt von Angehörigen der uniformierten Ordnungspolizei in die Schutzstaffel (SS) wurde durch einen Rund-Erlass des Reichsführers SS und Chefs der deutschen Polizei, Heinrich Himmler, erleichtert.
16. Juni
Zum 400-jährigen Bestehens des „Schütting“, des Hauses der Bremer Kaufmannschaft, erklärte Reichswirtschaftsminister Walther Funk in einer Rede, nach völkerrechtlicher Sicht könne eine Übernahme der österreichischen Bundesschulden durch das Deutsche Reich nicht verlangt werden.
16. Juni
Der britische Innenminister Samuel Hoare gab die bevorstehende Gründung eines freiwilligen Frauendienstes für den Luftschutz bekannt.
17. Juni
Sigismund Waitz, der Erzbischof von Salzburg, wandte sich in einem Zeitungsartikel mit dem Titel „Nochmals: Die Auslandskritik am österreichischen Episkopat“ gegen die vor allem aus der katholischen Kirche Frankreichs kommenden Vorwürfe gegen die Erklärung der österreichischen Bischöfe zum „Anschluss“ vom 27. März.
17. Juni
In Frankfurt am Main fand die Hauptversammlung der I.G. Farbenindustrie AG statt. Der Geschäftsbericht für das Jahr 1937 zeigte eine zufriedenstellende Entwicklung.
18. Juni
Im Deutschen Reich ging eine fünftägige Sonderaktion gegen Juden und asoziale Personen zu Ende.
18. Juni
In Berlin fand eine Feier zum fünfjährigen Bestehens der Akademie für deutsches Recht statt. Reichsjustizminister Hans Frank bekannte sich zum Führerstaat. Die Unabhängigkeit der Rechtspflege bedeutete nach Franks Worten die „Anwendung der Führervollmacht“ zur „Verwirklichung des Nationalsozialismus“.
18. Juni
Die am 21. Mai einberufenen Reservisten wurde in der Tschechoslowakei wieder entlassen.
19. Juni
Italien gewinnt die Fußball-Weltmeisterschaft 1938 in Frankreich
20. Juni
Karl Bode fliegt mit seinem Hubschrauber Focke-Wulf Fw 61 230,3 km Weltrekord
21. Juni
Der Berliner NSDAP-Gauleiter und Reichspropagandaminister Joseph Goebbels warnte auf der Sonnenwendfeier im Berliner Olympiastadion alle Juden vor dem Zuzug nach Berlin: „Sie sollen dahin gehen, woher sie gekommen sind, und sie sollen uns nicht noch weiter lästig fallen“.
21. Juni
Das Deutschen Reich und Italien nahmen die Wiederherstellung der integralen Neutralität der Schweiz durch die Erklärung des Völkerbundes vom 14. Mai zur Kenntnis und erklärten, sie respektieren zu wollen. Das bedeutete jedoch keine formelle Anerkennung der Schweizer Neutralität.
22. Juni
Um den Arbeitskräftebedarf für Aufgaben besonderer staatspolitischer Bedeutung sicherzustellen, wurde im Deutschen Reich eine Verordnung erlassen. Damit sollten mehr Arbeitskräfte für den Bau der Westbefestigungen aufgeboten werden.
22. Juni
In Prag fand die Uraufführung des Bühnenwerks mit Musik in zwei Teilen „Karl V.“ des in Wien geborenen Komponisten Ernst Krenek statt. In der Titelrolle war Pavel Ludikar zu sehen.
22. Juni
Der deutsche Schwergewichtsboxer Max Schmeling unterlag in New York im Titelkampf um die Weltmeisterschaft im Schwergewichtsboxen dem schwarzen US-Amerikaner Joe Louis in der ersten Runde durch K.o.
22. Juni
Der Reichsinnenminister ordnete die Unterbringung von Juden in Krankenhäusern in separate Zimmer an, „damit keine Gefahr der Rassenschande entstehen soll".
23. Juni
Die erste Reichslautsprechersäulenanlage wurde in Breslau in Betrieb genommen.
23. Juni
Um die unbefriedigenden Ernteerträge zu erhöhen, erließ die sowjetische Regierung Maßnahmen für die Ernteeinbringung.
24. Juni
Reichspropagandaminister Joseph Goebbels rief über alle deutschen Sender zu mehr Disziplin im Verkehr auf. Bis zum 30. Juni fanden im gesamten Reichsgebiet Aktionen zur Unfallverhütung statt.
24. Juni
Die Brüder Max und Walter Götze wurden vom Berliner Sondergericht II mehrfach zum Rode verurteilt. Sie hatten 1936 und 1937 in Berlin durch Straßenfallen Autos zum Stoppen gezwungen und die Insassen ausgeraubt. Während Walter Götze auch des Mordes überführt werden konnte, erfolgte das Todesurteil gegen Max Götze aufgrund eines am 22. Juni 1938 erlassenen Gesetzes „gegen Straßenraub mittels Autofallen“, das rückwirkend zum 1. Januar 1936 in Kraft trat.
25. Juni
Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei, Heinrich Himmler, ordnete die Auflösung aller katholischen Studenten- und Altherrenverbände im Reich an.
25. Juni
Der Film „Heimat“ von Carl Froehlich mit Zarah Leander und Heinrich George in den Hauptrollen wurde in Danzig uraufgeführt.
25. Juni
US-Präsident Franklin D. Roosevelt unterzeichnete den Fair Labor Standard Act, der Mindestlöhne und eine Höchstarbeitszeit vorsah.
25. Juni
In Heidelberg endete der erste Deutsche Studententag mit einer Großkundgebung in de Stadthalle.
26. Juni
Im Berliner Olympiastadion fand vor 100 000 Zuschauern das Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft 1938 statt. Titelverteidiger FC Schalke 04 und Hannover 96 trennten sich 3:3 nach Verlängerung. Das Wiederholungsspiel fand am 3. Juli in Berlin statt.
26. Juni
Auf der Galoppbahn in Hamburg-Horn gewann der Außenseiter Orgelton vom Gestüts Schlenderhahn das 70. Deutsche Galoppderby.
27. Juni
Die Affäre um den des Geheimverrats verdächtigten Duncan Sandys, konservativer Unterhausabgeordneter und Schwiegersohn von Winston Churchill, löste in Großbritannien eine Debatte um die Rechte des Parlaments aus.
28. Juni
Vom 27. bis zum 30. Juni fand in Prag der 16. Internationale PHON-Kongress statt. Die Teilnehmer wurden vom tschechoslowakischen Staatspräsidenten Eduard Bene empfangen.
29. Juni
Einem zweimotorigen sowjetischen Flugzeug gelang erstmals ein Nonstop-Flug von Moskau nach Wladiwostok. Für die 7600 km lange Strecke brauchte das Flugzeug 24,5 Stunden.
30. Juni
Großbritannien und das Deutsche Reich vereinbarten eine Revision des Flottenabkommens von 1936. Damit durften deutsche Schlachtschiffe von bis zu 45 000 t (bisher 35 000 T) gebaut werden.
30. Juni
Die Verträge der Berufsspieler der Wiener Fußballvereine, die am 1. Juni gekündigt worden waren, liefen aus. Nun gab es ebenso wie im alten Reichsgebiet in Österreich nur noch Amateurfußballer, die u. a. durch die Stadt Wien, in einen bürgerlichen Beruf überführt wurden.

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