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Das Modejahr 1928 Mode – Kleine Veränderungen
Die Mode mit ihrer geraden Silhouette hatte die
letzten Jahre erfolgreich bestimmt. Viel sollte sich
auch in diesem Jahr nicht ändern. Mit dem
Vorhandenen ließen sich sehr kleidsame Ensembles
zusammenstellen. Kleinigkeiten konnten der Garderobe
jederzeit einen raffinierten Pfiff geben. Und einen
neuen Hut, selbst wenn er im Stil des bereits
Vertrauten gearbeitet war, entzückte jede Frau aufs
Neue. Dass die Schnitte der Bekleidung ganz
allmählich und fast unmerklich etwas femininer
wurden, bemerkten wohl zunächst nur die
„Mode-Füchse“.
Das Jumperkleid hatte den Weg aus dem sportlichen in
den sogenannten grauen Alltag gefunden und war
ein echter Gewinn. Zwar blieb auch hier die gerade
Linie gewahrt, doch die Mischung aus einem Oberteil,
das einer Bluse glich und einem schlichten Rock, sah
dennoch sehr elegant aus. Den tatsächlichen Schick
bekam die Kombination durch besondere Verzierungen.
Nähte und Blenden stachen hervor, die Muster waren
auffallend und von der Geometrie inspiriert. Sie
nahmen dem Kleid jedoch nicht die aparte
Schlichtheit. Zudem waren Accessoires unentbehrlich.
Das konnte entweder eine Blume aus Stoff sein, die
geschickt an das Kleid drapiert wurde. Es konnte
auch eine Perlenkette sein, die, je nach Anlass, dem
Ganzen eine völlig andere Note gab. Hut, Handtasche
und Handschuhe waren sowieso ein Zubehör, auf dessen
komplettierende Wirkung Frau nicht verzichtete.
Vorherrschend waren bei diesen Kleider sonnige
Gelbtöne, die in vielen Nuancen variierten. Schals
mit farbigen Drucken oder Lackleder-Gürtel waren
gleichsam sehr beliebt. Die Röcke und Kleider hatten
eine nie gekannte Länge, besser gesagt: Kürze. Eine
Veränderung gab es lediglich in der Abendgarderobe,
bei der der Saum hinten bis an die Waden
reichte und
zum sogenannten Pfauenschweif wurde. Ein
Rückenausschnitt bis zur Taille sorgte für ein
zusätzliches, kapriziöses Quäntchen Ausgefallenheit.
Die Kleider für den Nachmittag und für
gesellschaftliche Anlässe verdeutlichten den Trend
zu einer beschwingten Weiblichkeit am ehesten.
Besonders die Modelle aus Seide, mit oder ohne
Muster, wirkten
graziös und strahlten Lebensfreude aus. Der
raffinierte Fall – eine Vorlage aus Paris von
Madeleine Vionnet – wurde durch den Schnitt erzeugt,
der diagonal zum eigentlichen Fadenlauf verlief.
Nicht allein der Aufputz mit Schleifchen oder
Faltenwürfen war ein Zeichen für eine kleine
Hinwendung zum Femininen; es waren auch die
auffallenden Ärmelöffnungen.
Noch behielten die sportlichen Mäntel die gerade
Silhouette im Garçonne-Stil bei. Doch sie waren
bereits ein wenig ausgefallener. Die Stoffbahnen
wurden in geometrischer Anordnung verarbeitet.
Zusammen mit einigen Biesen als Schmuck bekamen sie
eine neuartige Raffinesse. Eine Besonderheit kam in
Form weiter Mäntel auf, die aus englischen Stoffen
mit Mustern und vor allem mit sehr großen Taschen zu
sehen waren.
In der Herrenmode war alles geblieben, wie es war.
Veränderungen zeichneten sich nicht ab. Diese gab es
dafür auf kulturellem Gebiet. Sie waren nachhaltig
und ihr Erfolg sollte bis in die heutige Zeit
gewahrt bleiben. Die Theater bekamen mit Bertolt
Brechts „Dreigroschenoper“ eine Sensation und in
Paris bejubelte das Publikum Maurice Ravels
„Bolero“. Und während Max Schmeling den Titel eines
Deutschen Schwergewichtsmeisters errang, plagten
sich die an Sport weniger interessierten Herren mit
der neuen Skatordnung herum.
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