Januar 1928 -

Kalender Januar 1928
Am
<< Dezember 1919   |   Februar 1928 >>


Wichtige Ereignisse im Januar 1928


2. Januar
Die britische Sportlerin Mercedes Gleitze wollte die Meerenge von Gibraltar durchschwimmen. Der Versuch musste wegen starken Wellengangs kurz vor Erreichen des Ziels abgebrochen werden.
2. Januar
In Nürnberg wurde der nationalsozialistische bayerische Landtagsabgeordnete Julius Streicher wegen Beleidigung des politischen Gegners zu einem Monat Gefängnis verurteilt.
2. Januar
Gregor Strasser, der bisher den Propagandaausschuss der NSDAP geleitet hatte, wurde Vorsitzer des Organisationsausschusses der Partei.
4. Januar
Parker Gilbert sollte in Washington US-Präsident Calvin Coolidge und US-Außenminister Frank Billings über die Einhaltung der Reparationsverpflichtungen des Deutschen Reiches Bericht erstatten.
4. Januar
Im Gloria Palast in Berlin fand die Uraufführung der Filmkomödie „Ein Frack – ein Claque – ein Mädel“ mit Aldophe Menjou statt.
5. Januar
Der argentinische Außenminister Angel Gallardo stattete dem Deutschen Reich in Berlin einen Staatsbesuch ab.
5. Januar
Bei dem Einsturz eines Gebäudes starben in Berlin 17 Menschen.
8. Januar
Eine Protestkundgebung gegen das bevorstehende Hochverratsverfahren gegen den Schriftsteller Johannes R. Becher fand in Theater am Nollendorfer Platz in Berlin statt.
8. Januar
Als erste Station seiner mehrwöchigen Europareise traf König Aman Ullah von Afghanistan in Rom ein. Am 12. Januar empfing ihn Papst Pius XI..
9. Januar
Die irakische Regierung unter Ministerpräsident Dscha‘far Pascha al‘Askari trat zurück. Sie war wegen ihrer nachgiebigen Haltung gegenüber der Mandatsmacht Großbritannien kritisiert worden. Eine neue Regierung unter Ministerpräsident Abd al-Muhsin Bey al Sa‘dun wurde am 14. Januar gebildet.
9. Januar
Johann Koplenig, der Reichssekretär der kommunistischen Partei Österreichs, der wegen Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung angeklagt war, wurde freigesprochen. Die Anklage war wegen seiner Rede bei der Beisetzungsfeier für 65 Demonstranten, die bei den Juli-Unruhen in Wien 1927 von Polizisten erschossen worden waren, erhoben worden.
10. Januar
Fernand Bouisson, der bisherige Präsident der Deputiertenkammer des französischen Parlaments, wurde zur Eröffnung der Parlamentssession mit großer Mehrheit wiedergewählt.
10. Januar
Leonhard Frank, Alfred Mombert, Theodor Däubler und Fritz von Unruh wurden von der Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste in Berlin zu neuen Mitgliedern gewählt.
11. Januar
Vom burgenländischen Landtag wurde der christlich soziale Politiker Anton Schreiner mit 28 von 29 Stimmen zum neuen Landeshauptmann des Burgenlandes gewählt.
11. Januar
Die musikalische Tragödie „Antigone“ des schweizerischen Komponisten Arthur Honegger wurde im Essener Opernhaus zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt. Das Libretto stammte von Jean Cocteau nach dem antiken Drama von Sophokles.
12. Januar
Zwischen Polen und dem Deutschen Reich wurden die Handelsvertragsverhandlungen, die wegen des oberschlesischen Schulstreits abgebrochen worden waren, wieder aufgenommen.
14. Januar
Reichswehrminister Otto Geßler (parteilos) reichte seinen Rücktritt ein. Er war im Zusammenhang mit geheimen, den Bestimmungen des Versailler Friedensvertrags von 1919 widersprechenden Finanzgeschäften der Marine und der Reichswehr ins Zwielicht geraten.
14. Januar
Bis zum 16. Januar fanden zwischen dem Deutschen Reich und Österreich Verhandlungen über ein einheitliches Strafrecht statt. Die Teilnehmer verständigten sich in Berlin darauf, alle voneinander abweichenden Strafrechtsbestimmungen bei den Staaten generell anzugleichen.
15. Januar
Als protestantisches Pendant zum katholischen Zentrum gründete der ehemalige Hofprediger Bruno Doehring die Deutsche Reformationspartei.
15. Januar
Der Vorsitzende des Gewerkschaftsvereins christlicher Bergarbeiter Deutschlands, Heinrich Imbusch, kritisierte in einer Rede in Oberhausen die Zustände in seiner Partei, dem Zentrum. Die Arbeiter hätten nicht mehr den ihnen gebührenden Einfluss in der Partei.
17. Januar
Der Chef der KPdSU, Josef W. Stalin, verbannte den sowjetischen Politiker Leo D. Trotzki nach Alma Ata.
17. Januar
Das Deutsche Reich und Norwegen unterzeichneten in Oslo ein Abkommen zur Aufhebung des Visumszwangs.
18. Januar
Vom 16. Januar an fand in Berlin die Länderkonferenz für Reichs- und Verwaltungsreform statt. Sie war zusammengetreten, um über eine Neuaufteilung der Kompetenzen zwischen Ländern und Reich zu beraten und endete ohne konkretes Ergebnis.
18. Januar
Im Reichstag in Berlin fand die Reichsgründungsfeier statt.
19. Januar
Generalleutnant a. D. Wilhelm Groener (parteilos) wurde als neuer Reichswehrminister vereidigt. Der Nachfolger Erich Ludendorffs als Generalquartiermeister der Obersten Heeresleitung (1918) galt als loyal gegenüber der republikanischen Verfassung.
19. Januar
Finanzminister Heinrich Franz Köhler (Zentrum) eröffnete die mehrwöchige Debatte über den Reichshaushalt 1928 im Reichstag in Berlin mit einer Rede.
20. Januar
In Berlin wurde der zweite Teil des Films „Der alte Fritz“ mit Otto Gebühr in der Hauptrolle zum ersten Mal gezeigt.
21. Januar
Die neue lettische Regierung unter Ministerpräsident Peter Jurasevski (Demokraten) konnte sich auf alle bürgerlichen Parteien im Parlament unter Einschluss der deutschen Fraktion stützen.
21. Januar
In Japan löste Kaiser Hirohito auf Wunsch von Ministerpräsident Gichi Baron Tanaka das Parlament auf. Neuwahlen sollten am 20. Februar stattfinden.
22. Januar
In Dresden fand eine Protestkundgebung gegen die Pläne der Reichsregierung zur Reform des Schulwesens statt. Die Regierungskoalition zog eine Verfassungsänderung zur Stärkung der Konfessionsschulen gegenüber den bekennenden Schulen in Betracht.
22. Januar
Der Evangelische Bund veröffentlichte eine ablehnende Stellungnahme zur Enzyklika des Papstes vom 6. Januar.
23. Januar
Der Deutsche Schulverein hatte sich für die Einführung eines deutschen Realexamens und eines deutschen Abiturs an mindestens einer Schule im zu Dänemark gehörenden Nordschleswig ausgesprochen. Eine entsprechende Eingabe wurde vom dänischen Unterrichtsministerium abgelehnt.
23. Januar
Die dramatisierte Fassung des Romans „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ von Jaroslav Ha hatte auf der Piscator-Bühne am Nollendorfplatz in Berlin ihre Uraufführung. In der Hauptrolle war Max Pallenberg zu sehen.
24. Januar
Ein Warschauer Musikprogramm wurde im Berliner Rundfunk zum Auftakt eines geplanten regelmäßigen Programmaustausches zwischen den Rundfunksendern in Warschau, Wien und Berlin ausgestrahlt.
24. Januar
Der Film „Donna Juana“ hatte seine Uraufführung in Berlin. Paul Czinner führte Regie und Elisabeth Bergner spielte die Hauptrolle.
25. Januar
Von einem Gericht in Istanbul wurden 30 türkische Kommunisten zu Haftstrafen zwischen einem Monat und vier Monaten verurteilt. Die unerwartet milden Urteile wurden vom Publikum im Gericht mit Beifall bedacht.
25. Januar
Die Uraufführung des Films „Alraune“ von Henrik Galeen fand in Berlin statt. Der Film handelte von einem Mädchen, das durch künstliche Befruchtung einer Prostituierten mit dem Samen eines Mörders gezeugt wurde. Die Hauptrolle spielte Brigitte Helm.
26. Januar
Per Gerichtsentscheid wurde dem Malik-Verlag untersagte, das Bild des Kronprinzen Sohnes Wilhelm auf dem Umschlag des Buches „Harry Domela, der falsche Prinz“ abzudrucken.
27. Januar
In einer Mitteilung gab Reichspräsident Paul von Hindenburg der Reichsregierung bekannt, dass er „unter keinen Umständen sich bereit finden werde, den zehnten Jahrestag der Novemberrevolution (9. November 1928) irgendwie zu beachten“.
27. Januar
Laut einem Artikel der sowjetischen Tageszeitung „Prawda“ widerriefen Gigori J. Sinowjew und Lew B. Kamenew ihre Anschauungen. Sie waren im November 1927 aus der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) ausgeschlossen worden.
28. Januar
In mehreren Städten Schleswig-Holsteins demonstrierten 140 000 Bauern gegen die Reichsregierung. Sie warfen dieser vor, der Verschuldung der deutschen Landwirtschaft tatenlos zuzusehen. In Heide wurde ein Katalog mit Forderungen verabschiedet.
28. Januar
Friedrich Wilhelm Freiher von Prittwitz und Gaffron, der neue deutsche Botschafter in den USA, überreichte in Washington sein Beglaubigungsschreiben. Sein Vorgänger, Ago Freiherr von Maltzan, war am 23. September 1927 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.
29. Januar
In Mecklenburg-Strelitz fanden Landtagswahlen statt. Die SPD erhielt 13 der 35 Sitze (bisher 12) und blieb damit stärkste Partei. Die rechtsgerichtete Deutschnationale Volkspartei (DNVP) verlor zwei Mandate und verfüge künftig über acht Abgeordnetensitze im Landtag.
29. Januar
Bei einem Besuch des litauischen Ministerpräsidenten Augustin Voldemaras in Berlin wurde ein deutsch-litauischer Schiedsvertrag unterzeichnet.
30. Januar
Reichsaußenminister Gustav Stresemann sprach sich in einer Rede vor dem Reichstag dafür aus, die Verständigungspolitik gegenüber Frankreich fortzusetzen.
30. Januar
Um gegen eine neue Besteuerung zu protestieren, traten in der spanischen Stadt Barcelona 45 000 Arbeiter in den Streik. Bisher waren sie als Tagelöhner von allen direkten Steuern befreit.
31. Januar
Der preußische Kultusminister Carl Heinrich Becker weihte die Erweiterungsbauten der Königsberger Universität feierlich ein.

 

Februar 1928





 

März 1928





 

April 1928


1. April
In Argentinien gewann der Kandidat des Mittelstandes, Hipolito Irigoyen, die Präsidentschaftswahlen und wurde Nachfolger von Marcelo Torcuato de Alvear.
1. April
In Deutschen Reich gab es 2,23 Millionen Rundfunkteilnehmer. Im internationalen Vergleich lag das Deutsche Reich hinter den USA und Großbritannien auf Platz drei.
2. April
Das Schloss „Achilleion“ auf der Insel Korfu, das im Jahre 1890 für Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sissi) erbaut worden war, wurde von der griechischen Regierung gekauft.
2. April
In Berlin fand die deutsche Erstaufführung des neuen Films des sowjetischen Meisterregisseurs Sergei M. Eisenstein, „Oktober“ unter dem Titel „Zehn Tage, die die Welt erschütterten“ statt.
3. April
Die Tarifverhandlungen im Ruhrbergbau begannen. Die Gewerkschaften forderten eine Lohnerhöhung um 1,50 Reichsmark pro Schicht.
5. April
In Hamburg wählte die Bürgerschaft den neuen Senat, dem Abgeordnete der SPD, der DDP und der DVP angehörten. DDP-Politiker Carl Petersen blieb Regierender Bürgermeister.
5. April
Seit dem 4. April fand in Kiel der erste deutsch-dänische Friedenstag statt. Auf deutscher Seite wurde er von Friedensnobelpreisträger Ludwig Quidde geleitet. Die Teilnehmer der Tagung bekräftigten ihre Absicht, zur Verständigung zwischen den Nachbarvölkern beizutragen.
6. April
In Berlin führten Reichsaußenminister Gustav Stresemann und der stellvertretende sowjetische Volkskommissar des Äußeren, Maxim M. Litwinow, Gespräche über die Beziehungen zwischen den beiden Staaten.
6. April
In Nürnberg wurde der 400. Todestag des deutschen Malers Albrecht Dürer festlich begangen.
7. April
In Caracas, der Hauptstadt von Venezuela, wurde eine von Studenten angeführte Revolte von regierungstreuen Truppen blutig niedergeschlagen.
8. April
Das türkische Parlament verabschiedete eine Verfassungsänderung, mit der alle Hinweise auf den Islam aus der Verfassung gestrichen wurden.
8. April
Die „Vossische Zeitung“ veröffentlichte Antworten auf eine Umfrage: „Was die deutsche Wirtschaft von Amerika lernen kann“.
9. April
In Berlin wurde der Lenin Bund gegründet, dem Kommunisten angehörten, die 1926 wegen „Linksabweichung“ aus der KPD ausgeschlossen worden waren, darunter Ruth Fischer und Arkadij Maslow.
9. April
Helene Langes 80. Geburtstag war Anlass für die Presse, des Lebenswerks der Pädagogin und Frauenrechtlerin in Artikeln zu gedenken.
10. April
Das Stück „Konjunktur“ von Leo Lania/Kurt Weill hatte seine Uraufführung im Lessingtheater in Berlin, das der Regisseur und Intendant Erwin Piscator am 1. März übernommen hatten.
10. April
In einem Hamburger Zirkus stellte der deutsche Dauerschwimmer Otto Kemmerich einen Weltrekord auf. Er blieb 46 Stunden im Wasser. Kemmerich war während des Schwimmens wiederholt eingeschlafen und hatte die Orientierung verloren. Die Ärzte bezeichneten seinen Zustand nach Beendigung des Unternehmens als gut.
11. April
In Syrien, das als Völkerbundsmandat unter französischer Verwaltung stand, fanden Wahlen zur verfassungsgebenden Versammlung statt. Nach ruhigem Verlauf der Wahlen gingen die gemäßigten Nationalisten daraus als Sieger hervor.
11. April
Die musikalische Komödie „200 000“, die vom jüdisch-akademischen Theater aus Moskau aufgeführt wurde, hatte Premiere im Berliner Theater des Westens. Damit startete eine mehrwöchige Europatournee.
13. April
Die US-Regierung informierte die Großmächte Großbritannien, Japan, Italien und das Deutsche Reich offiziell über den Plan, einen Kriegsächtungspakt zu schließe.
13. April
Den deutschen Piloten Hermann Köhl und Günther Ehrenfried Freiherr von Hünefeld sowie dem irischen Flieger James C. Fitzmaurice gelang die erste Überfliegung des Atlantiks in Ost-West-Richtung.
14. April
Reichsaußenminister Gustav Stresemann gab für den britischen Minister für Indien, Frederick Edwin Smith Earl of Birkenhead, der sich seit dem 12. April zu einem privaten Besuch in Berlin aufhielt, ein Frühstück Der konservative Birkenhead galt als profilierter Befürworter der deutsch-britischen Verständigung.
14. April
Das Stück „Der letzte Kaiser“ von Jean Richard Bloch hatte seine Uraufführung am Theater am Nollendorferplatz in Berlin.
15. April
In Leipzig wurde die Oper „Frühlings Erwachen“ von Max Ettinger nach dem gleichnamigen Stück von Franz Wedekind erstmals aufgeführt.
15. April
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gewann ein Länderspiel gegen die Schweiz in Bern mit 3:2.
16. April
Reichsinnenminister Walter von Keudell (DNVP) ersuchte die Regierungen der Länder um ein Verbot des Roten Frontkämpferbundes, einer der KPD nahestehenden Organisation.
16. April
Vier Nationalsozialisten, die am 20. März 1927 an einem Überfall auf Kommunisten im Bahnhof von Berlin-Lichterfelde teilgenommen hatten, wurden in Berlin zu Haftstrafen zwischen zwei Monaten und zweieinhalb Jahren verurteilt. Zwei Angeklagte wurden freigesprochen.
17. April
Mit 192 gegen 119 Stimmen lehnte das britische Unterhaus den Antrag, die Todesstrafe bei Fahnenflucht aufzuheben, ebenso ab wie ein Verbot des Einsatzes von Truppen gegen die Zivilbevölkerung im Falle eines Aufstandes.
17. April
In einer Berufungsverhandlung in Berlin wurde der Publizist Carl von Ossietzky zu einer Geldstrafe von 600 Reichsmark und der Journalist Berthold Jacob (eigentlich Berthold Salomon) zu einer Strafe von 1000 Reichsmark verurteilt. Den Angeklagten wurde Beleidigung der Reichswehr zur Last gelegt.
18. April
In Berlin sprach sich Präsidiumsmitglied und Ex-Reichswirtschaftsminister Eduard Hamm auf der Jahrestagung des Industrie- und Handelstages für eine Verwaltungsreform zur Senkung der Steuerbelastung aus.
18. April
Das ehemals regierende Herrscherhaus der Wittelsbacher forderte vom bayerischen Staat weitere 40 Millionen Reichsmark an Abfindung und 20 Millionen Reichsmark für die Überlassung von Mobiliar im Rahmen der Entschädigung für die Fürstenenteignung nach Ausrufung der Republik 1918.
19. April
Die Interalliierte Rheinlandkommission billigte, dass die Stadt Höchst, die zum besetzten Gebiet gehört, Frankfurt am Mein eingemeindet wird.
19. April
Im Deutschen Reich fiel die Entscheidung über die Einführung eines einheitlichen Autokennzeichens.
20. April
Die französische Regierung unterbreitete in Tokio, Rom, London und Berlin ihre Vorstellungen über den geplanten Kriegsächtungspakt.
20. April
Der Christliche Volksdienst wurde gegründet. Die Partei wollte in den süddeutschen Ländern die Interessen der evangelischen Minderheit vertreten.
21. April
Gegen den Antrag von Reichsinnenminister Walter Keudell, den Roten Frontkämpferbund zu verbieten, legten alle Länder mit Ausnahme von Bayern und Württemberg beim Staatsgerichtshof zum Schutz der Republik Beschwerde ein.
21. April
81 Jahre nach der Uraufführung in Florenz wurde die Oper „Macbeth“ von Guiseppe Verdi in Dresden in deutscher Erstaufführung gezeigt.
23. April
Reichsarbeitsminister Heinrich Brauns (Zentrum) erklärte den Schiedsspruch im Ruhrbergbau, der Lohnerhöhungen um acht Prozent vorsah, für verbindlich.
23. April
Die Reederei Norddeutscher Lloyd teilte mit, dass die Einwanderungsquote der USA bestehen blieb. Demnach konnten vom 1. Juli 1928 bis zum 30. Juni 1929 höchstens 51 227 Deutsche in die USA einwandern.
24. April
Heinrich Himmler wurde stellvertretender Reichsführer der SS bei der NSDAP.
24. April
Die deutsche Abteilung des Weltkirchenbundes richtete von Heidelberg aus einen Appell zur allseitigen Abrüstung an die Großmächte.
25. April
Im Bürgerbräukeller in München wurde eine Wahlversammlung von Reichsaußenminister Gustav Stresemann, der für die DVP in Bayern zu den Reichstagswahlen am 20. Mai kandidiert, von Nationalsozialisten gestört.
25. April
Die I.G. Farben gab auf ihrer Generalversammlung bekannt, dass sie im Geschäftsjahr 1927 einen Nettogewinn vom 100 Millionen Reichsmark erzielt hatte und eine Dividende von 12 Prozent an ihre Aktionäre zahlen würde.
26. April
In Wien wurde der ehemalige ungarische Volkskommissar Bela Kun, der 1920 wegen politischer Agitation aus Österreich ausgewiesen worden war, verhaftet.
26. April
Die ersten Pullmanwagen für die Reichsbahn, die auf der Strecke Niederlande-Schweiz eingesetzt werden sollten, absolvierten eine Probefahrt.
27. April
Die Reichsregierung begrüßte die Initiative zum Abschluss eines Kriegsächtungspakts.
27. April
Bei der Umbildung des Kabinetts in Portugal wurde Antonio de Oliveira Salazar zum Finanzminister ernannt.
28. April
Joseph Goebbels, „Gauleiter“ der NSDAP für Berlin-Brandenburg, wurde in Berlin wegen Beleidigung zu zwei Wochen Haft verurteilt.
28. April
Die Berliner Staatsoper „Unter den Linden“ wurde nach zweijährigem Umbau wiedereröffnet.
29. April
Bei den Landtagswahlen in Schaumburg-Lippe erreichten die Sozialdemokraten die absolute Mehrheit.
29. April
In Paris fand der zweite Wahlgang der Wahlen zur Deputiertenkammer, der ersten Kammer der französischen Nationalversammlung, statt. Die Parteien der Mitte erhielten eine Mehrheit.
30. April
Der „Gauleiter“ der NSDAP in Berlin-Brandenburg, Joseph Goebbels, erläuterte in einem Artikel der von ihm herausgegebenen Zeitschrift „Angriff“, wie die Nationalsozialisten auf legalem Wege (über das Parlament) die Macht im Deutschen Reich zu übernehmen beabsichtigten.
30. April
Vier britische Kriegsschiffe liefen von Malta in Richtung Ägypten aus, um das Ultimatum der Regierung vom 29. April zu unterstreichen.


 

Mai 1928


1. Mai
Die ägyptische Regierung akzeptierte ein britisches Ultimatum und nahm einen Gesetzentwurf zur Ausweitung des Demonstrations- und Versammlungsrechts zurück.
1. Mai
In Berlin beteiligten sich rund 500 000 Menschen an den Aufmärschen der Gewerkschaften zum Maifeiertag. Der preußische Ministerpräsident Otto Braun (SPD) hielt eine Rundfunkrede zum Thema „Die Ideenwelt der 1. Mai“.
2. Mai
Der Antrag von Reichsinnenminister Walter von Keudell (DNVP), den Roten Frontkämpferbund, eine der KPD nahestehende Organisation, zu verbieten, wurde vom Reichsgericht in Berlin abgelehnt.
2. Mai
Die französische Regierung unter Ministerpräsident Raymond Poincaré erklärte, sie sehe im Ergebnis der Parlamentswahlen eine Bestätigung ihrer Politik und beabsichtige, weiter im Amt zu bleiben.
3. Mai
Ein Zug von etwa 200 Personen, überwiegend Arbeitslose, startete von Wien aus zu einem Fußmarsch nach Äthiopien. Der Führer der Sekte, Peter Waller, wollte dort das Reich Mora gründen. Das Unternehmen scheiterte Anfang Juni, da der Zug wegen Passproblemen nicht die italienische Grenze überschreiten durfte.
3. Mai
Der ehemalige ungarische Volkskommissar für Unterricht, Georg Lukacs, wurde in Wien verhaftet, nachdem er sich freiwillig der Polizei gestellt hatte. Lukacs unterhielt Verbindungen zu dem in Österreich gesuchten ungarischen Kommunisten Bela Kun.
4. Mai
Die Sowjetunion reagierte scharf auf ein missglücktes Attentat auf einen sowjetischen Diplomaten in Warschau.
4. Mai
König Aman Ullah von Afghanistan traf zu einem Besuch der Sowjetunion in Moskau ein. „Wir begrüßen den Vertreter und das Oberhaupt eines Staates, mit welchen der Sowjetstaat durch die Bande enge Freundschaft verbunden ist“, hieß es in der parteiamtlichen „Prawda“.
5. Mai
Reichsaußenminister Gustav Stresemann und der US-Botschafter in Berlin, Jacob Gould Schurman, wurden mit der Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg ausgezeichnet.
5. Mai
Zwischen dem Deutschen Reich und den USA wurde ein Schiedsvertrag geschlossen, mit dem ein Verfahren zur friedlichen Beilegung von bilateralen Konflikten vereinbart wurde.
6. Mai
Die Fußball-Nationalmannschaft der Schweiz besiegte die Niederlande in einem Länderspiel in Basel mit 2:1.
6. Mai
Der deutsche Kugelstoßer Emil Hirschfeld stellte bei einem Trainingskurs in Ettlingen mit 15,79 m einen Weltrekord auf.
7. Mai
Die Landsgemeinde des schweizerischen Kantons Uri beschloss, Abstimmungen über Gesetze und die Wahl der Behörden nicht länger, wie seit etwa 500 Jahren üblich, unter freiem Himmel, sondern per Urnenabstimmung durchzuführen.
7. Mai
Die britischen Frauen erhielten das aktive und passive Wahlrecht nach Vollendung des 21. Lebensjahres und wurden damit den Männern gleichgestellt.
8. Mai
Die brasilianische Regierung lehnte ein Angebot des Völkerbundes auf Wiedereintritt ab. Brasilien hatte den Völkerbund 1926, ebenso wie Spanien, verlassen, weil es infolge des Beitritts des Deutschen Reichs keine Aussicht auf einen ständigen Sitz im Völkerbundsrat hatte.
8. Mai
In Italien wurden die katholischen Pfadfinderverbände von der faschistischen Regierung aufgelöst.
9. Mai
Jose Particio Guggiari, der Kandidat der Liberalen, wurde zum Staatspräsidenten von Paraguay gewählt. Er trat sein Amt am 15. August an.
10. Mai
Die Uraufführung des Stücks „Heroische Leidenschaften“ von Erwin Guido Kolbenheyer, ein Beispiel völkischen Theaters, fand in Düsseldorf statt.
10. Mai
Der Kapitän der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft, Harry Denis, wurde zum Sprecher des Eids bei den Olympischen Spielen in Amsterdam gewählt.
11. Mai
In New York wurde das erste Fernsehprogramm mit einem regulären Zeitplan ausgestrahlt. Es wurde an Dienstagen, Donnerstagen und Freitagen jeweils eine halbe Stunde lang gesendet.
11. Mai
Richard Strebinger, der am 26. November 1927 ein missglücktes Attentat auf den Wiener Bürgermeister Karl Seitz unternommen hatte, wurde in Wien zu zwei Jahren Kerker verurteilt.
12. Mai
In Italien wurde ein neues Wahlgesetz verabschiedet. Die 400 Abgeordneten des Parlaments wurden künftig nach Vorschlägen der korporativen Kammern vom Faschistischen Großrat ausgewählt und auf eine Einheitsliste gesetzt, die vom Wähler nur insgesamt bestätigt oder abgelehnt werden konnte.
12. Mai
Die internationale Presseausstellung „Pressa“, die größte Schau ihrer Art, wurde in Köln eröffnet.
13. Mai
Ulrich Carl Christian Graf von Brockdorff-Rantzau, stattete den im Zusammenhang mit dem Schachty-Prozess inhaftierten deutschen Ingenieuren einen Besuch ab.
14. Mai
Ein ärztliches Bulletin berichtete über eine Erkrankung von Reichsaußenminister Gustav Stresemann.
14. Mai
In Genf wurde der Schweizer Völkerrechtslehrer Max Huber zum neuen Präsidenten des Roten Kreuzes ernannt. Er wurde somit Nachfolger des kürzlich verstorbenen Gustave Ador.
15. Mai
Im Rahmen der „Pressa“ wurde der drahtlose Fernsprechverkehr zwischen dem Deutschen Reich und Argentinien aufgenommen. Das erste Gespräch führte der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer.
15. Mai
Der totgeglaubte deutsche Innerasien-Forscher Wilhelm Filchner, der 1926 zu einer Expedition aufgebrochen war, meldete aus Tibet, dass er sein umfangreiches Arbeitsprogramm zur Erforschung unbekannter Gebiete Tibets erfolgreich abgeschlossen habe.
16. Mai
General Tschang Tso-li verließ vorübergehend Peking, das u. a. von den anrückenden Truppen des Kuomintang-Militärführers Chiang Kai-shek bedroht wurde.
16. Mai
Die Dachorganisation aller Filmschaffenden Künstler des Deutschen Reiches wurde in Berlin gegründet, die u.a. die Interessen der in der Filmindustrie Beschäftigten gegenüber den Filmkonzernen vertreten wollte.
18. Mai
Zur Besprechung von Fragen der internationalen Beziehungen traf der tschechische Außenminister Eduard Bene in Berlin ein. Wegen der schweren Erkrankung von Reichsaußenminister Gustav Stresemann beriet Bene mit Staatssekretär Carl von Schubert.
18. Mai
In Moskau wurde der Schachty-Prozess eröffnet. Den sowjetischen und deutschen Angeklagten wurde Sabotage vorgeworfen.
21. Mai
Der ehemalige griechische Ministerpräsident Eleftherios Weniselos, der sich 1924 aus der aktiven Politik zurückgezogen hatte, erklärte in der Nacht zum 21. Mai in Athen, er sehe sich angesichts der innenpolitischen Situation in Griechenland gezwungen, wieder in die Politik zurückzukehren und die Leitung der liberalen Partei zu übernehmen.
21. Mai
In London wurde bekannt, dass Mahatma Gandhi, der sich seit einiger Zeit ins Privatleben zurückgezogen hatte, wieder aktiv politisch tätig zu werden beabsichtigte. Gandhi wollte sich für die Versöhnung zwischen Hindus und Moslems in Indien einsetzen.
22. Mai
Der Reichsverband der Automobilindustrie forderte die Bevölkerung auf, deutsche Fabrikate zu kaufen. 19,8 Prozent der Personenkraftwagen im Deutschen Reich lieferten ausländische Unternehmen.
25. Mai
In Litauen wurde eine autoritäre Verfassung verabschiedet, die dem diktatorisch regierenden Staatpräsidenten Antanas Smetona die Macht sicherte.
25. Mai
Das Luftschiff „Italia“ mit dem italienischen General Umberto Nobile an Bord stürzte bei einer Nordpolfahrt ab.
26. Mai
In Ankara wurde der türkisch-afghanische Freundschaftsvertrag unterzeichnet. Die beiden Staaten sicherten sich gegenseitige Unterstützung im Falle eines Verteidigungskrieges zu.
26. Mai
Die japanische Regierung erklärte ihre Bereitschaft, sich an einen internationalen Pakt zur Ächtung des Krieges zu beteiligen.
27. Mai
In ihrer Pfingstausgabe veröffentlichte die „Vossische Zeitung“ eine Umfrage: „Die moderne Frau im Urteil des Mannes“. Die Mehrheit sprach sich für eine Berufstätigkeit der Frau aus.
28. Mai
Joseph Goebbels, Mitglied der NSDAP-Fraktion im Reichstag, erklärte in einem Artikel in der Zeitschrift „Angriff“, er sehe sich durch seine Rolle als Abgeordneter nicht an die parlamentarischen Spielregeln gebunden.
28. Mai
Seit dem 26. Mai fand in Berlin ein Reichstreffen des Roten Frontkämpferbundes, eines der KPD nahestehenden Verbandes, mit 50 000 auswärtigen Teilnehmern statt. Im Verlauf des Treffens kam es vereinzelt zu Zusammenstößen mit der Polizei.
29. Mai
Bei der „Pressa“ in Köln wurde ein erstes telefonisches Funkgespräch mit Niederländisch-Indien geführt.
30. Mai
Der italienische Ministerpräsident und Duce Benito Mussolini und der türkische Botschafter in Rom, Suad Bei, unterzeichneten im Palaazo Chigi einen Neutralitäts-, Vergleichs- und Schiedsvertrag. Sie verpflichteten sich, keinem politischen und wirtschaftlichen Bündnis beizutreten, das gegen den jeweils anderen Vertragspartner gerichtet war.
30. Mai
Louis Mayer aus den USA auf Miller gewann das Automobil-Langstreckenrennen in Indianapolis in den USA mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 160,1 km/h.
31. Mai
Die neue südafrikanische Flagge, die den Union Jack nur als kleines Emblem neben anderen enthält, wurde in Großbritannien am Union Day erstmals auf öffentlichen Gebäuden gehisst.
31. Mai
Reichspräsident Paul von Hindenburg empfing den Reichstagspräsidenten Paul Löbe, um erste Gespräche über eine mögliche Regierungsbildung nach den Reichstagswahlen vom 20. Mai zu führen.


 

Juni 1928


1. Juni
In Südtirol wurde von der italienischen Regierung die stufenweise Einführung des Religionsunterrichts in italienischer Sprache angeordnet. Bisher war für dieses Fach noch die deutsche Sprache geduldet worden, während in allen anderen Fächern von der 5. Klasse an italienische gesprochen wurde.
1. Juni
Im Deutschen Reich sollte die Zusammenlegung von 887 Arbeitsnachweisstellen zu 363 Arbeitsämtern die Voraussetzung für eine bessere Vermittlung Arbeitsloser dienen.
2. Juni
In München wurde der nationalsozialistische Politiker Julius Streicher seines Dienstes als Lehrer enthoben. Streicher war, als er im Zusammenhang mit dem Hitler-Putsch 1923 dem Unterricht fernblieb, suspendiert worden. Die nun vollzogene Amtsenthebung erfolgte unter Zubilligung einer Pension.
2. Juni
Die italienischen Piloten Arturo Ferrarin und Majar del Prete stellten mit 58:30 Stunden einen Dauerflug Weltrekord auf. Sie waren am 31. Mai vom römischen Flugfeld Monte Celio gestartet.
3. Juni
Der rechtsgerichtete paramilitärische Verband Stahlhelm hielt in Hamburg einen Frontsoldatentag ab. Von dem Bundesführer der Organisation, Franz Seldte, wurde in der Innenstadt eine Parade abgenommen.
3. Juni
Erstmals seit 15 Jahren fand in Deutschen Reich in Berlin wieder ein Bergmannstag statt. Reichspräsident Paul von Hindenburg schickte ein Grußtelegramm.
5. Juni
Der Antrag der Reichsbahn auf Erhöhung der Beförderungstarife wurde von der Reichsregierung zunächst einstimmig zurückgewiesen.
5. Juni
Der hessische Landtag beschloss, das ehemals bis zur Novemberrevolution 1918 regierende Fürstenhaus mit neun Millionen Reichsmark für das dem Staat übereignete Gebiet zu entschädigen.
6. Juni
Die Lufthansa eröffnete die Fluglinie Berlin-Danzig-Königsberg-Tallin-Leningrad. Die Flugzeit betrug 14 Stunden.
6. Juni
Gegen den Widerstand der SPD Linken fasste der sozialdemokratische Parteiausschuss den Beschluss, sich nach dem Wahlerfolg vom 20. Mai an der Reichsregierung in führender Position zu beteiligen und die Regierungsbildung in die Hand zu nehmen.
7. Juni
Parker Gilbert, der als Reparationsagent für die Überwachung der Reparationszahlungen des Deutschen Reichs an die Siegermächte des Weltkriegs zuständig war, legte einen positiven Zwischenbericht vor. Das Deutsche Reich war seinen Verpflichtungen nachgekommen.
7. Juni
General Tschang Tso-lin, der Führer der chinesischen Nordarmee, starb an den Verletzungen infolge eines Anschlags, der am 4. Juni von japanischer Seite auf ihn verübt worden war.
8. Juni
Die nationalrevolutionären, von Tschiang Kai-schek geführten Kuomintang-Truppen eroberten Peking.
8. Juni
Bei der Eröffnung des neu gewählten preußischen Landtags kam es nach Ablehnung eines kommunistischen Antrags in Berlin zu einer Prügelei unter den Abgeordneten.
9. Juni
Die Spitzenvertreter der Parteien wurden von Reichspräsident Paul von Hindenburg zu Gesprächen über die Regierungsbildung empfangen.
9. Juni
In Breslau fand die Uraufführung der Operette „Die singende Venus“ des deutschen Komponisten Eduard Künneke statt.
10. Juni
Bei einem Eisenbahnunglück in Nürnberg starben 24 Menschen und 20 wurden verletzt.
10. Juni
Nachdem Max Schmeling wegen einer USA-Reise auf die Verteidigung seines Titels verzichtet hatte, schlug Ludwig Haymann Franz Diener durch Aufgabe in der siebten Runde in Dortmund und wurde Deutscher Meister im Schwergewichtsboxen.
11. Juni
Die Reichstagsfraktion der SPD erteilte Hermann Müller den Auftrag, das Angebot des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zur Regierungsbildung anzunehmen.
13. Juni
Der am 20. Mai neu gewählte Reichstag kam in Berlin zur ersten Sitzung zusammen.
13. Juni
Der Verein Deutscher Stahlindustrieller stellte einen Forderungskatalog an die Reichsregierung auf, der u. a. eine Senkung der Sozialversicherungsbeiträge und eine Ausschaltung staatlicher Organe bei Tarifverhandlungen enthielt.
15. Juni
Reichsaußenminister Gustav Stresemann fuhr wegen seiner Erkrankung zu einem Kuraufenthalt nach Bühlerhöhe im Schwarzwald.
15. Juni
Der Sejm nahm den Staatshaushalt mit 219 gegen 53 Stimmen an. Ministerpräsident Josef Klemens Pilsudski konnte sich, obwohl seine Partei nicht über die Majorität der Mandate verfügte, auf wechselnde Mehrheiten im polnischen Parlament stützen.
16. Juni
Der schwedische König Gustav V. Wurde 70 Jahre alt. Die Bevölkerung hatte für ihn ein Geldgeschenk von 4,7 Millionen Kronen (5,27 Millionen Reichsmark) gesammelt, das dieser einem Krebsfonds zur Verfügung stellte.
16. Juni
In Hannover wurde das erste Deutsche Arbeiter-Sängerbundfest, das bis zum 18. Juni dauerte, eröffnet. 40 000 Chorsänger, eine Vielzahl von Gesangssolisten und drei Orchester nahmen an 57 Veranstaltungen aktiv teil.
17. Juni
Der Deutsche Ostbund tagte in Duisburg. Er lehnte die Konstruktion des Freistaats Preußen und die gesamte Grenzziehung im Osten des Deutschen Reiches entschieden ab.
17. Juni
Die Automobilsportler Woolf Barnato aus Großbritannien und Bernard Rubin aus Australien auf Bentley gewannen das 24-Stunden-Rennen von Le Mans mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 111,219 km/h.
18. Juni
Amelia Earhart überflog als erste Frau den Atlantik.
18. Juni
Der norwegische Polarforscher Roadl Asmundsen kam bei einem Rettungsflug für den abgestürzten Umberto Nobile ums Leben.
19. Juni
Der Redakteur Bruno Wolf wurde in Wien im Gerichtssaal von seinem Kollegen und Widersacher Oskar Pöffel mit drei Revolverschüssen getötet.
21. Juni
Auf Anfrage der SPD-Fraktion erklärte die thüringische Landesregierung, dass sie an der Todesstrafe festhalte. In Eisenach war kürzlich ein 1924 wegen Mordes zum Tode Verurteilter freigesprochen und rehabilitiert worden.
21. Juni
Der bayerische Landtag trat in München zur ersten Sitzung nach den Landtagswahlen am 20. Mai zusammen. Die Deutschnationalen, die mit vier Abgeordneten keine Fraktion mehr bilden, schlossen sich in einer losen Arbeitsgemeinschaft dem Bayerischen Bauernbund an.
22. Juni
Der SPD-Politiker Hermann Müller wurde von Reichspräsident Paul von Hindenburg mit weiteren Verhandlungen über die Regierungsbildung beauftragt.
22. Juni
Die Ozeanflieger Hermann Köhl, James C. Fitzmaurice und Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld wurden von der Reichsregierung feierlich empfangen.
23. Juni
Jacob Gould Schurman, der US-Botschafter in Berlin, überreichte der Reichsregierung einen revidierten Entwurf für den Kriegsächtungsvertrag. Die US-Regierung legte den Vertragsentwurf zugleich 13 weiteren Staaten vor.
23. Juni
Bei einer Explosionskatastrophe in der belgischen Stadt Brügge kamen acht Menschen ums Leben und 30 wurden zum Teil schwer verletzt.
24. Juni
Am sechsten Todestag des deutschen Politikers und Industriellen Walther Rathenau, der einem Attentat zum Opfer fiel, wurde in Berlin die Walther-Rathenau-Gesellschaft gegründet.
24. Juni
Der totgeglaubte Asienforscher Wilhelm Filchner kehrte von einer zweieinhalbjährigen Expeditionsreise nach Tibet, China und Nordindien ins Deutsche Reich zurück.
25. Juni
Der 26. internationale Friedenskongress der pazifistischen Internationale, der bis zum 29. Juni dauerte, wurde in Warschau eröffnet. Die Friedensnobelpreisträger von 1927, Ludwig Quidde, Deutsches Reich, und Ferdinand Buisson, Frankreich, waren auf der Tagung anwesend.
25. Juni
Anlässlich der Stabilisierungsdebatte des französischen Senats demonstrierten vor dem Parlamentsgebäude in Paris mehrere hundert Frauenrechtlerinnen für die Einführung des Frauenwahlrechts. Der Senat hatte kürzlich selbst einen Antrag, über das Stimmrecht für Frauen zu debattieren, abgelehnt.
26. Juni
Franz Dinghofer (großdeutsch), der österreichische Justizminister, trat nach Auseinandersetzungen über die Auslieferung des ungarischen Revolutionärs Bela Kun an Ungarn zurück.
26. Juni
Der sozialdemokratisch orientierte Arbeiter-Turn- und Sportbund beschloss auf der Bundestagung in Leipzig mit 168 gegen 66 Stimmen, künftig keine Beziehungen mehr zur KPD und ihr nahestehenden Organisationen zu unterhalten.
27. Juni
Muhammad Mahmud Pascha wurde neuer Ministerpräsident von Ägypten und wurde somit Nachfolger von Mustafa Nahhas Pascha, der am 25. Juni wegen eines Bestechungsskandals zurückgetreten war.
27. Juni
Wegen Angriffen auf das herrschende politische System in Ungarn wurde Baron Ludwig Hatvany in Budapest in letzter Instanz zu eineinhalb Jahren Gefängnis und 150 000 Pengö (109 000 Reichsmark) Geldstrafe verurteilt. Gegenüber den Urteilen vorheriger Instanzen bedeutete das eine erhebliche Strafminderung.
28. Juni
Die neue Reichsregierung, eine große Koalition unter dem Sozialdemokraten Hermann Müller als Reichskanzler, wurde vereidigt. Gustav Stresemann (DVP) blieb Außenminister.
28. Juni
Die griechische Regierung unter Ministerpräsident Alexander Zaimis erklärte nach heftigen Angriffen des Vorsitzenden der Liberalen Partei, Eleftherios Weniselos, ihren Rücktritt. Sie blieb bis zum 4. Juli geschäftsführend im Amt.
29. Juni
In La Sarraz in der Schweiz endete eine Tagung international anerkannter Architekten, in deren Verlauf die Gründung der Architektenvereinigung CIAM stattfand.
30. Juni
Die Tagung der Saardeutschen, die in Heidelberg eröffnet wurde und bis zum 1. Juli dauerte, stand unter dem Motto „Vaterland, Saardeutschland ruft Dich!“ Das Saargebiet stand seit 1920 unter treuhänderischer Verwaltung des Völkerbunds.
30. Juni
Bis zum 7. Juli fand im Haag der zwölfte Kongress des Weltverbands der Völkerbundsgesellschaften statt. Im Mittelpunkt der Beratungen stand das Problem nationaler Minderheiten.


 

Juli 1928


1. Juli
Der Gauleiter der NSDAP in Berlin-Brandenburg, Joseph Goebbels, ernannte Reinhold Muchow zum Organisationsleiter der Partei im Gau Groß-Berlin. Muchow entwickelte einen neuen Organisationsplan, der von der Zelle über die Straßenzelle und Sektion zum Gau reicht.
1. Juli
Der am 29. Juni eröffnete erste öffentliche Kongress der sozialistischen Partei seit Errichtung der Rechtsdiktatur unter Miguel Prime de Rivera y Orbaneja endete in Madrid. Die Delegierten sprachen sich dafür aus, dass der Sozialist Francisco Largo Caballero im Staatsrat verblieb. Er hatte die Position trotz heftigen Widerstandes in der eigenen Partei übernommen.
3. Juli
Reichskanzler Hermann Müller (SPD) nannte in seiner Regierungserklärung folgende Ziele: Fortsetzung der Politik der friedlichen Verständigung mit den anderen Staaten, Bemühungen um eine vorzeitige Räumung des Rheinlands und eine Lösung der Reparationsfrage, Förderung der Wirtschaft und eine Strafrechtsreform.
3. Juli
Die britische Zeitung „Manchester Guardian“ kritisierte, dass die Positionen im Sekretariat des Völkerbundes zunehmend mit Berufsdiplomaten besetzt wurden. Berufsdiplomaten verstanden sich, so die Befürchtung, nicht in erster Linie als Beamte des Völkerbundes, sondern als Vertreter ihrer Länder.
4. Juli
Ein orkanartiger Sturm richtete in Berlin und Oberschlesien schwere Verwüstungen an.
4. Juli
Die Regierung des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen trat zurück. Die parteipolitische Krise hatte sich seit dem Attentat im Parlament verschärft.
5. Juli
Seit dem 1. Juli fand in Kopenhagen der zweite internationale Kongress für Sexualreform statt. Der Kongress, zu dessen Präsidenten der deutsche Sexualforscher Magnus Hirschfeld gehörte, setzte sich für eine Reform des Sexualstrafrechts ein. Die Sexualreformer wendeten sich insbesondere gegen die strafrechtliche Verfolgung der Homosexualität.
7. Juli
Im Rechtsstreit zwischen der Hansestadt Lübeck und dem Land Mecklenburg um die Hoheits- und Fischereirechte im südöstlichen Teil der Lübecker Bucht entschied der Staatsgerichtshof zugunsten Lübecks.
7. Juli
In Griechenland wurde das Wahlrecht geändert. Das Mehrheitswahlrecht trat an die Stelle des bislang geltenden Verhältniswahlrechts. Die Änderung ging auf den Wunsch des neuen Ministerpräsidenten Eleftherios Weniselos zurück.
9. Juli
Die preußische Flaggennotverordnung von 1927 wurde von Staatsgerichtshof für unvereinbar mit der preußischen Verfassung erklärt. Der Landtag hatte anlässlich des Verfassungstags angeordnet, dass in allen Gemeinden alle öffentlichen Gebäude stets mit der in rechten Kreisen unbeliebten, Reichsflagge zu beflaggen seien. Das Gericht ging davon aus, dass eine Sonderverfügung für den Verfassungstag ausgereicht hätte.
10. Juli
Fünf der elf Todesurteile, die im Moskauer Schachty-Prozess gefällt worden waren, wurden vollstreckt. Die anderen sechs Verurteilten wurden zu jeweils zehn Jahren Gefängnis begnadigt.
11. Juli
Die sowjetischen Oppositionspolitiker Nikolai I. Bucharin und Lew B. Kamenew erkundeten in einer geheimen Unterredung die Möglichkeit zur Stärkung der Opposition.
11. Juli
Die spanische Polizei deckte eine Verschwörung auf, die ein Attentat auf König Alfons XIII. Plante.
12. Juli
In Berlin beschloss der Reichstag mit 210 gegen 188 Stimmen, die Lohnsteuer bis zu drei Reichsmark monatlich bei einem jährlichen Einkommen bis zu 15 000 Reichsmark zu senken.
12. Juli
In Anwesenheit des italienischen Königs Viktor Emanuel III. wurde in Bozen in Südtirol ein Siegesdenkmal eingeweiht. Deutschsprachige Südtiroler protestierten auf einer Gegenkundgebung auf dem Berg Isel gegen das italienische Denkmal.
13. Juli
Ein Amnestiegesetz für politische Straftaten wurde vom Reichstag in dritter Lesung angenommen. Auch der Reichsrat erteilte seine Zustimmung.
13. Juli
In Baden-Baden wurde das Musikfest der Deutschen Kammermusik, das bis zum 15. Juli dauerte, eröffnet. Auf dem Programm stand u. a. Eine Experimentalvorführung zum Thema Film und Musik.
14. Juli
Aus London wurde berichtet, dass islamische Fundamentalisten in Afghanistan daran Anstoß genommen hatten, dass die Königin und ihre Hofdamen auf öffentlichen Veranstaltungen unverschleiert erschienen waren.
14. Juli
Anlässlich des französischen Nationalfeiertags (Sturm auf die Bastille 1789) erließ die französische Regierung eine Amnestie für politische Straftaten. Der Straf-Erlass galt nicht für Kommunisten und rief deshalb heftige Kritik hervor.
15. Juli
Bei einem schweren Zugunglück auf dem Münchener Hauptbahnhof starben zehn Menschen.
15. Juli
Rudolf Caracciola und Christian Werner gewannen auf Mercedes-Benz den Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring.
16. Juli
Bei einem Besuch des belgischen Kronprinzen Leopold und seiner Frau, Kronprinzessin Astrid, in Brügge fanden Kundgebungen der Flamen zugunsten einer Amnestie für alle von belgischen Kriegsgerichten verurteilten alt-flämischen Aktivisten statt.
18. Juli
Aufgrund des Amnestiegesetzes kam der Kommunist Max Hölz aus dem Zuchthaus Sonnenburg frei. Er war wegen seiner Beteiligung an Revolten in Mitteldeutschland und wegen Totschlags, der ihm jedoch nicht nachgewiesen werden konnte, zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden.
18. Juli
Die Eisenbahnverbindung zwischen Pau in Frankreich und Saragossa in Spanien wurde eingeweiht. Es handelte sich um die erste direkte Verbindung von Spanien nach Frankreich durch die Pyrenäen.
19. Juli
Der ägyptische König Fuad I. löste das Parlament für die Dauer von drei Jahren auf. Die Mehrheit der Wafd-Partei in der Kammer, die sich gegen die immer noch bestehenden Hoheitsrechte Großbritannien in Ägypten, das seit 1922 formal unabhängige Monarchie war, und gegen den pro-britischen König wendete, bildete den Hintergrund für den Staatsstreich.
19. Juli
Bis zum 19. August fanden die diesjährigen Bayreuther Festspiele statt. Sie wurden mit einer Aufführung der Oper „Tristan“ von Richard Wagner eröffnet.
20. Juli
In London fand bis zum 1. August eine Weltkonferenz für Geisteswissenschaftler statt. Sie beschäftigte sich mit der von Rudolf Steiner begründeten Anthroposophie.
20. Juli
Die „Vossische Zeitung“ berichtete, dass „Hitch hiking“, Reisen per Anhalter, in den USA immer beliebter wurde.
21. Juli
Gegen das diktatorische Regime von Präsident Antonio Oscar Fragoso Carmona brach in Lissabon eine Militärrevolte aus. Der Aufstand wurde innerhalb weniger Tage niedergeschlagen.
22. Juli
Ein Denkmal für „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn wurde auf der Jahnwiese in Köln eingeweiht.
23. Juli
Der britische Ministerpräsident Stanley Baldwin lehnte die Einführung eines Schutzzolls für Eisen und Stahl ab, die von konservativen Parlamentsabgeordneten gefordert worden war.
23. Juli
Mithilfe einer Auslandsanleihe wollte das rumänische Parlament die Währung des Landes stabilisieren.
24. Juli
Der Reichstagsabgeordnete Walther Lambach wurde von der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) wegen parteischädigendem Verhalten aus der Partei ausgeschlossen. Lambach hatte öffentlich gefordert, die DNVP, die sich zu monarchischen Grundsätzen bekannte, sollte angesichts des Schwindens monarchischer Einstellungen ihr Programm überdenken.
24. Juli
Die litauische Regierung beschwerte sich in einer Note an den Völkerbund über die für August geplanten Manöver der polnischen Armee im Wilna Gebiet an der Demarkationslinie.
25. Juli
In Paris unterzeichneten Frankreich, Spanien, Großbritannien und Italien ein neues Statut über die unter internationaler Verwaltung stehende Tanger-Zone in Nordafrika.
25. Juli
Die USA schlossen mit der Nakingregierung einen Vertrag ab, der China ab dem 1. Januar 1929 die Zollautonomie gewährte. Damit wurde der Prozess der Anerkennung der Nankingregierung als Zentralgewalt in China eingeleitet.
26. Juli
Die 18-jährige Lili Cappellini, die Tochter des österreichischen Schriftstellers Arthur Schnitzler und Frau eines italienischen Offiziers in der faschistischen Miliz, nahm sich in Venedig das Leben.
26. Juli
In einem Titelkampf in New York besiegte der Boxschwergewichtsweltmeister Gene Tunney aus den USA Tom Heeney aus Neuseeland in der elften Runde durch technisches K.o.
27. Juli
Alexander II, der König der Serben, Kroaten und Slowenen, billigte die Bildung eines neuen Kabinetts unter Ministerpräsident Anton Korosec (Slowakische Volkspartei). Das alte Kabinett war nach dem Revolverattentat im Parlament am 4. Juli zurückgetreten. Die innenpolitische Krise hielt an.
27. Juli
Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion rief dazu auf, gegen das Anwachsen religiöser Strömungen aufzutreten.
28. Juli
Das deutsche und das österreichische Verkehrsrecht wurde in entscheidenden Punkten aneinander angeglichen.
28. Juli
Im Olympiastadion in Amsterdam wurden die IX. Olympischen Sommerspiele eröffnet. Sie dauerten bis zum 12. August. Erstmals seit 1912 nahmen wieder deutsche Sportler teil.
29. Juli
Der Hamburger SV besiegte Hertha BSC Berlin im Altonaer Stadion mit 5:2 und wurde Deutscher Fußballmeister.
29. Juli
Der französische Automobilrennfahrer Louis Chiron auf Bugatti gewann den Großen Preis von Spanien mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 127,735 km/h.
30. Juli
Reichsaußenminister Gustav Stresemann traf bei einem Ferienaufenthalt in Karlsbad den tschechoslowakischen Präsidenten Toma Garrigue Masaryk zu einer längeren Unterredung.
30. Juli
Der Film „Tanzstudent“ mit Willy Fritsch in der Hauptrolle wurde im Ufa-Theater am Kurfürstendamm in Berlin uraufgeführt. Regie führte Johannes Guter.
31. Juli
Bei einem schweren Zugunglück in Dinkelsscherben bei Augsburg starben 16 Menschen.
31. Juli
Am Haus Spiegelgasse 14, in dem der sowjetrussische Revolutionär Wladimir I. Lenin während seines Exils in der Schweiz wohnte, wurde von der Stadt Zürich eine Gedenktafel an Lenins Aufenthalt angebracht.


 

August 1928


2. August
Bei einem Besuch des französischen Kultusministers Edouard Herriot in Köln sprachen sich Herriot und der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer für die deutsch-französische Verständigung aus.
3. August
Im Nehru-Bericht forderten maßgebliche indische Politiker eine neue Verfassung, die der britischen Kolonie den Dominion-Status gewähren sollte.
3. August
Die neu gegründete Near East Development Company, die Konzessionen für das Mosul-Öl bearbeitete, übernahm 23,75 Prozent der Aktien der türkischen Petroleum-Kompanie, der die Ausbeutung der Konzessionen übertragen worden war.
4. August
Die Freie Stadt Danzig und Polen unterzeichneten drei Abkommen über seit Jahren strittige Fragen. Polen überließ das Munitionsbecken in der Westerplatte dem Hafenausschuss zur wirtschaftlichen Nutzung, polnische Kriegsschiffe dürften den Danziger Hafen benutzen.
4. August
Auf der Insel Paleowek in Niederländisch-Indien brach ein Vulkan aus, begleitet von einem Erdbeben. Es starben mehr als 100 Menschen und sechs Dörfer wurden zerstört.
5. August
In Brüssel fand bis zum 12. August der Kongress der Sozialistischen Arbeiter Internationale (SAI) statt. Die Delegierten setzten sich für die Abrüstung und das Selbstbestimmungsrecht der Völker ein. In Ihrem Schlussmanifest wendeten sie sich gegen „die Diktatur des Kapitals und der politischen Despotie“.
5. August
Trotz eines Verbots führten Kommunisten in Paris eine Antikriegsdemonstration durch. Zahlreiche Teilnehmer wurden von der Polizei verhaftet. Bereits am Vorabend, an dem die kommunistische Partei eine Protestversammlung gegen das Verbot abhielt, hatte die Polizei mehr als 1000 Verhaftungen vorgenommen.
6. August
Reichsaußenminister Gustav Stresemann erlitt einen leichten Schlaganfall. Sein schon seit Jahren schlechter Gesundheitszustand (Schilddrüsenüberfunktion, häufige Nierenentzündungen, Arterienverkalkung) überschatteten seine politische Tätigkeit.
6. August
Der französische Lehrerverband verabschiedete eine Resolution, die es als die Hauptaufgabe der Lehrer bezeichnete, die Jugend zum Pazifismus zu erziehen.
7. August
Der französische Außenminister Aristide Briand lud die Signaturstaaten des Briand-Kellogg-Pakts für den 27. August zur Unterzeichnung des Kriegsächtungspakts nach Paris ein.
7. August
Reichspräsident Paul von Hindenburg traf in Kiel ein, um den Beginn der Marinemanöver zu beobachten. Im Verlauf der Übungen wurde erstmals das mit einer modernen Fernsteuerung ausgerüstete Schiff „Zahringen“ eingesetzt.
8. August
Die japanische Regierung erklärte, dass sie die von der Nankingregierung vorgenommene einseitige Aufhebung der chinesisch-japanischen Verträge von 1896 nicht akzeptiert. China antwortete am 16. August, es sei bereit, die Kündigung zurückzuziehen, und schlug vor, neue Verträge auf gleichberechtigter Basis auszuhandeln.
8. August
In Konstantinopel (heute Istanbul) wurde ein Denkmal für Staatspräsident Mustafa Kemal Pascha (später Atatürk) eingeweiht.
9. August
Der italienische Ministerpräsident und Duce Benito Mussolini empfing General Umberto Nobile.
9. August
Der britische Ministerpräsident Stanley Baldwin appellierte an 10 000 Unternehmer, den Arbeitslosen aus dem Bergbau und der Stahlindustrie Stellen in ihren Betrieben zu verschaffen.
10. August
Das Reichskabinett beschloss, die Mittel für den Bau des umstrittenen Panzerkreuzers A freizugeben. Die SPD-Minister stimmten ebenfalls dafür, obwohl die Sozialdemokraten den Wahlkampf mit Parolen gegen den Panzerkreuzer geführt hatten.
10. August
Der neue britische Botschafter in Berlin, Sir Horace Rumbold, überreichte Reichspräsident Paul von Hindenburg sein Beglaubigungsschreiben.
11. August
In Berlin und anderen Städten des Deutschen Reiches fanden Feiern zum Jahrestag der Unterzeichnung der Weimarer Verfassung statt.
11. August
Die Republikanische Partei der USA bestätigte die Nominierung von Handelsminister Herbert Clark Hoover zu ihrem Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im November.
13. August
Das Parlament des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen stimmte der Ratifizierung der 1925 mit Italien geschlossenen Nettuno-Verträge zu, die den Schifffahrts- und Eisenbahnverkehr im ehemaligen Freistaat Fiume regelten.
13. August
In Berlin wurde die Tobis (Tonbildsyndikat AG) gegründet, die eine entscheidende Rolle bei der Einführung des Tonfilms spielte.
14. August
Die Sportlerinnen aus Großbritannien gewannen den in London ausgetragenen ersten Dreiländerkampf zwischen deutschen, britischen und französischen Leichtathletinnen.
15. August
Der Passagierdampfer „Europa“ lief in Hamburg vom Stapel. Er war eines der Schiffs-bautechnisch modernsten deutschen Schiffe. Am 16. August taufte Reichspräsident Paul von Hindenburg in Bremen das Schwesterschiff, die „Bremen“.
15. August
Der Schwede Erik Lundqvist stellte in Stockholm mit 71,01 m einen Weltrekord im Speerwurf auf.
16. August
Zwischen den USA, Österreich, Polen und der Tschechoslowakei wurden in Washington Schiedsverträge zur friedlichen Beilegung von Konflikten unterzeichnet.
16. August
Die Kommunistische Partei Deutschlands beschloss, ein Volksbegehren gegen den Bau des umstrittenen Panzerkreuzers A einzuleiten.
17. August
Das Deutsche Reich und die chinesische Nankingregierung unterzeichneten einen Vertrag, der beide Regierungen dazu verpflichtete, dem Vertragspartner in Zollfragen Meistbegünstigung einzuräumen.
17. August
In Ommen in den Niederlanden fand bis zum 26. August der Weltkongress der Jugend für den Frieden statt. Die Delegierten aus 31 Nationen forderten eine vollständige Abrüstung und bezeichneten den Imperialismus als größte Gefahr für den Weltfrieden.
18. August
Die Reichstagsfraktion und der Parteiausschuss der Sozialdemokraten bedauerten die Zustimmung der SPD-Minister zum Bau des Panzerkreuzers A, die innerhalb der Partei auf heftige Kritik gestoßen war, lehnten aber den von der sächsischen Parteiorganisation geforderten Austritt der SPD aus der Regierung ab.
18. August
In Berlin fand drei Tage lang ein Kongress des Weltverbandes für religiös-liberales Judentum statt. In den Reden wurde die Völker-versöhnende Rolle des jüdischen Liberalismus gewürdigt.
19. August
Die Anhänger von Eleftherios Weniselos gewannen bei den Kammerwahlen in Griechenland 140 der 250 Parlamentsmandate. Weniselos hatte erst am 4. Juli ein neues Kabinett gebildet.
19. August
In Warschau löste die Polizei eine Sitzung des Jugendverbandes der verbotenen Kommunistischen Partei auf und verhaftete zehn Personen.
20. August
Der Postüberweisungsverkehr wurde zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich aufgenommen.
20. August
Der schwedische Reiter Ernst Hallberg auf Loko gewann den Großen Preis von Aachen.
21. August
Der französische Haushalt für 1929 wurde öffentliche bekannt gegeben. Ministerpräsident und Finanzminister Raymond Poincaré hob hervor, dass die angespannte Finanzlage Frankreichs bis zum Ende der Legislaturperiode ausgeglichen sein würde.
21. August
Die saarländische Stadt St. Ingbert stand vor dem Bankrott, weil die Sparkasse Millionenkredite an nicht zahlungsfähige Betriebe vergeben hatte.
22. August
In Thüringen trat die Landesregierung zurück, nachdem die Mitglieder der Deutschen Demokratischen Partei bereits demissioniert waren. Die Demokraten hatten sich auf ihrem letzten Parteikongress gegen den zunehmenden Rechtskurs der Regierung ausgesprochen. Der von Sozialdemokraten und Kommunisten eingebrachte Antrag, den Landtag aufzulösen, wurde am 23. August abgelehnt.
22. August
Die Demokratische Partei der USA bestätigte die Nominierung von Alfred E. Smith, Gouverneur von New York, zum Präsidentschaftskandidaten für die Wahl im November.
23. August
In Berlin fand bis zum 28. August die XXV. Konferenz der Interparlamentarischen Union statt. Die Politiker befassten sich mit dem Schutz und den Rechten von Minderheiten und beklagten den schleppenden Gang der Genfer Abrüstungsverhandlungen.
23. August
In Helsingfors schlossen Italien und Finnland einen Freundschafts- und Schiedsvertrag.
24. August
In der Nähe des Bahnhofs Times Square in New York entgleiste ein Zug der U-Bahn. Vier Wagen prallten gegen die Tunnelwände und Pfeiler. Bei dem Unglück starben 17 Menschen und über 100 wurden verletzt. Die Fahrgäste gerieten in Panik. Die Unfallursache war eine falsche Weichenstellung.
24. August
Bis zum 30. August fand in Prag der Kongress des Weltbundes für internationale Freundschaftsarbeit der Kirchen statt. Die Delegierten aus 31 Nationen forderten alle Mitglieder des Völkerbundes auf, ihre Armeen abzurüsten und ein internationales Schiedsgericht anzuerkennen.
25. August
Das Verfahren gegen den Schriftsteller Johannes R. Becher, dem wegen seines revolutionären Antikriegsromans „Levisite“ Hochverrat vorgeworfen worden war, wurde vom Reichsgericht aufgrund des im Juli verabschiedeten Amnestiegesetzes eingestellt.
26. August
In Leipzig fand bis zu 1. September die Herbstmesse mit 8000 Ausstellern statt. Im Mittelpunkt des Interesses standen Plexiglas, PVC und Wäscheschleudern.
26. August
Martha Norelius aus den USA schwamm in Wien die 400 m Freistil in 5:39,2 min und stellte damit einen Weltrekord auf. Sie war nunmehr Weltrekordhalterin über 200, 400, 800 und 1500 m Freistil.
28. August
Der Goethepreis für 1928 der Stadt Frankfurt wurde an den elsässischen Urwaldarzt, Theologen, Organisten und Schriftsteller Albert Schweitzer verliehen.
28. August
Die Schweiz und der Iran unterzeichneten ein vorläufiges Abkommen, das die Meistbegünstigung im gegenseitigen Handel vorsah.
29. August
Das Deutsche Reich und die Schweiz unterzeichneten ein Schiedsprotokoll, laut dem Konflikte zwischen beiden Ländern vor den Ständigen Internationalen Gerichtshof gebracht werden sollten, wenn keine Einigung über ein Schiedsgericht zustande kam.
29. August
Der US-Außenminister Frank Billings Kellogg verzichtete darauf, auf seiner Rückreise von Paris in die USA Großbritannien zu besuchen. Die US-amerikanischen-britischen Beziehungen waren seit dem Flottenkompromiss zwischen Großbritannien und Frankreich, dessen Inhalt noch nicht genau bekannt war, angespannt. Die britisch-französische Flottenvereinbarung wurde nie vertraglich abgesichert.


 

September 1928


1. September
In Moskau fand seit dem 17. Juli der VI. Kongress der Kommunistischen Internationale statt. Er erklärte die Sozialdemokratie zum Hauptgegner in der internationalen politischen Auseinandersetzung.
1. September
Der bisherige albanische Staats- und Ministerpräsident Achmed Bey Zogu ließ sich zum König von Albanien ausrufen. Neuer Ministerpräsident wurde Kosta Kotta.
2. September
Der rechtsgerichtete Soldatenbund Stahlhelm verkündete auf dem Brandenburger Gautag eine „Hasstirade“ auf die Republik.
3. September
Vom 3. bis 7. September fand in Hamburg der 13. Kongress des Allgemeinen Deutsche Gewerkschaftsbundes statt. Er setzte sich für das Konzept der Wirtschaftsdemokratie ein.
4. September
Die Regierung Bulgariens trat wegen internen Spannungen im Kabinett zurück. Diese waren bezüglich des Vorgehens gegenüber der Inneren Makedonischen Revolutionären Organisation, die für Makedonien die Autonomie forderte, aufgetreten. In dem Konflikt mischten auch Frankreich, Großbritannien und Italien mit, die unterschiedliche Minister unterstützten. Am 13. September rekonstituierte sich das Kabinett in alter Zusammensetzung.
4. September
In München wurde der Grundstein für den Bibliotheks- und Studienbau des Deutschen Museums gelegt.
5. September
In Magdeburg fand bis zum 9. September der 67. Deutsche Katholikentag statt. Die Delegierten forderten die Katholiken zur Mitarbeit am Staat auf.
5. September
Der Stummfilm „Prinzessin Olala“ nach der gleichnamigen Operette von Jean Gilbert wurde im Ufa-Theater am Kurfürstendamm in Berlin uraufgeführt. Robert Land führte die Regie und Carmen Boni und Marlene Dietrich spielten die Hauptrollen.
6. September
Die sowjetische Regierung überreichte der französischen Botschaft in Moskau ihre Beitrittserklärung zum Briand-Kellogg-Pakt. Die Sowjetunion war zur Erstunterzeichnung des Kriegsächtungspaktes am 27. August nicht eingeladen worden.
6. September
In Heidelberg tagte am 6. und 7. September der Reichsstädtebund, der Zusammenschluss der deutschen Klein- und Mittelstädte. Er protestierte gegen die Gefährdung der kleineren und mittleren Städte, die aus Eingemeindungsbestrebungen der Großstädte und der Schaffung von Großkreisen folgte.
7. September
Vom 3. bis 26. September tagte in Genf die IX. Völkerbundesversammlung. Reichskanzler Hermann Müller hielt eine viel beachtete Rede zum Problem der Abrüstung.
7. September
In Berlin wurde die 6. Internationale Büroausstellung eröffnet, die bis zum 16. September dauerte. Eine Fernschreibmaschine erregte großes Aufsehen.
8. September
Reichspräsident Paul von Hindenburg besuchte Gut Neudeck in Ostpreußen, das ihm deutsche Wirtschaftskreise geschenkt hatten. Hindenburg hatte es seinem Sohn Oskar überschrieben.
8. September
Die tschechoslowakische Regierung legte eine Gesetzesnovelle vor, die den zweiten Feiertag an Weihnachten, Ostern und Pfingsten, der 1925 zum Arbeitstag erklärt wurde, wieder einführen sollte.
9. September
Vom 9. bis 11. September fand in Köln der deutsche Bankierstag statt. Dabei wurde der Kapitalmangel der deutschen Wirtschaft beklagt.
9. September
Das Berliner Theater zeigte zum Gedenken an den 100. Geburtstag des russischen Dichters Leo N. Tolstoi (*9. September 1828) sein Drama „Der lebende Leichnam“.
10. September
Die Völkerbundesversammlung in Genf wählte während ihre IX. Versammlung Spanien, den Iran und Venezuela als neue nicht-ständige Mitglieder in den Völkerbundsrat.
10. September
Der Stummfilm „Alt-Heidelberg“ von Ernst Lubitsch wurde in Ufa-Palast am Nollendorfplatz in Berlin uraufgeführt.
11. September
In Salzburg fand bis zum 15. September der Deutsche Juristentag statt. Die Juristen sprachen sich für Reformen aus, kritisierten, dass zu viele Gesetze erlassen wurden und beklagten ein vermeintliches Abstumpfen des Rechtsgefühls.
11. September
In Halle-Süd erkrankten zahlreiche Kinder aufgrund der schwefelhaltigen Gase, die aus einer Braunkohle-Schwefelanlage in Bruckdorf entwichen.
12. September
Wegen des Vorwurfs, die Diktatur von Miguel Primo de Rivera Y Obaneja in Spanien, die am 13. September fünf Jahre bestand, stürzen zu wollen, wurde mehr als 3000 Oppositionelle aus liberalen, republikanischen und kommunistischen Kreisen verhaftet. Darunter waren frühere Abgeordnete und Senatoren.
12. September
In den Terra-Lichtspielen am Berliner Nollendorfplatz wurde der erste deutsche Tonfilm der Tri-Ergon Musik Ag, der Kurzfilm „Ein Tag Film“ uraufgeführt.
14. September
Die österreichischen Sozialdemokraten befassten sich auf ihrem Parteitag in Wien vor allem mit Fragen des Mieterschutzes.
14. September
Eduard, Prinz von Wales, besichtigte während seines Jagdaufenthaltes in Afrika die Cheopspyramide bei Gizeh in Ägypten.
15. September
Zwischen Italien und dem Deutschen Reich entfiel der Visumzwang. Zur Einreise genügte künftig ein gültiger Pass. Deutsche brauchten bei Reisen innerhalb Europas noch für Belgien, Frankreich, Spanien, Polen, Litauen, Estland, Ungarn, Rumänien, die Sowjetunion, Griechenland und Bulgarien ein Visum.
15. September
Ein künstlicher Mensch, der sprechen und sich bewegen konnte, „eröffnete“ in London eine Modellausstellung für Maschinenbau.
17. September
Das Reichsinnenministerium ließ das von den Kommunisten geforderte Volksbegehren zu, das den Bau von Panzerschiffen und -kreuzern verbieten sollte.
17. September
Eine italienische Spionageorganisation, die in der Schweiz lebende Italiener und Schweizer Bürger überwachte und den italienischen Behörden regelmäßig Bericht erstattet hatte, wurde von der Schweizer Polizei im Tessin aufgedeckt. Auch aus Frankreich war bekannt, dass dort im Exil lebende Italiener von der italienischen faschistischen Regierung beobachtet wurden.
18. September
Mit einem Großverneblungsversuch auf dem Flughafen Böblingen bei Stuttgart wurde die Möglichkeit getestet, Gebäude durch künstlichen Nebel vor Fliegerangriffen zu schützen.
18. September
Der spanische Flieger Juan de la Cierva überflog mit einem von ihm selbst konstruierten Drehflügelflugzeug den Ärmelkanal.
19. September
Es wurde bekannt, dass der Chef der Marine, Admiral Hans Zenker, Ende des Monats aus dem Amt schied. Sein Nachfolger wurde Vizeadmiral Erich Raeder. Der Wechsel war eine Folge des Phoebus-Skandals.
19. September
Die Deutsche Demokratische Partei forderte auf ihrem Beamtentag in Regensburg die Reichstagsfraktion auf, sich dafür einzusetzen, dass die Bestimmung aufgehoben wurde, laut der weibliche Beamte, die heirateten, entlassen wurden.
20. September
Der Fürstbischof von Brixen in Südtirol forderte die Gläubigen dazu auf, ihre Kinder zum pfarramtlichen Religionsunterricht, der in deutscher Sprache erteilt wurde, zu schicken. Die Kirche reagierte damit auf die Anordnung der Schulbehörde, an allen Volksschulen auch Religion in italienischer Sprache zu unterrichten.
20. September
An der seit Wochen in Griechenland grassierenden und langsam abflauenden Dengue-Fieber-Epidemie waren 1040 Personen gestorben.
21. September
Gegen eine Kaution von einer Million Reichsmark wurde Hugo Stinnes jr., gegen den der Verdacht bestand, betrügerische Geschäfte mit Kriegsanleihen gemacht zu haben, aus der Haft entlassen.
21. September
In Dänemark erzielten die Sozialdemokraten bei den Ergänzungswahlen für die Erste Kammer zwar Stimmengewinne und erhielten 27 Sitze (vorher 25), aber die Koalition von Konservativen und Bauernpartei konnte mit 40 Sitzen (vorher 43) ihre Mehrheit behaupten.
22. September
In Königsberg fand bis zum 25. September der Kongress für Innere Mission statt. Die Teilnehmer debattierten über Erziehungsfragen, Sozialhygiene und Ehereform.
22. September
Es wurde bekannt, dass im Berliner Zoo ein Elefantenbaby zur Welt gekommen war. Es geschah sehr selten, dass indische Elefanten im Zoo Nachwuchs bekamen.
23. September
Der rechtsgerichtete Soldatenbund Stahlhelm beschloss auf einer Tagung in Magdeburg, ein Volksbegehren einzuleiten, das die Macht des Reichspräsidenten erweitern sollte.
23. September
Italien und Griechenland unterzeichneten in Rom einen Freundschaftsvertrag. Beide Staaten sicherten sich bei Konflikten mit Dritten Neutralität und diplomatische Hilfe zu.
24. September
Die Gewerkschaften in der nordwestdeutschen Eisenindustrie forderten eine Lohnerhöhung von 15 Pfennig pro Stunde. Die Arbeitgeber boten die unveränderte Verlängerung des am 30. Oktober auslaufenden Tarifvertrages um ein Jahr an.
24. September
Die katholische Kirche Polens veränderte die seit 1614 gültige Eheschließung-formel. Die Braut brauchte künftig ihrem Mann nicht mehr wie bisher ehelichen Gehorsam zu geloben.
25. September
Bis zum 28. September fand in München die Tagung des Internationalen Bundes der Christlichen Gewerkschaften statt. Es war die erste Tagung des Bundes, die im Deutschen Reich stattfand. Die deutsche christliche Gewerkschaft hatte 720 000 Mitglieder.
25. September
Der Stummfilm „Der erste Kuss“ mit Anny Ondra hatte seine Uraufführung im Alhambra-Lichspielhaus in Berlin. Regie führte Karl Larnac.
26. September
Wegen des Vorwurfs, die Veruntreuung eines Funktionärs nicht der zuständigen Parteistelle gemeldet zu haben, enthob des Zentralkomitees der KPD den Parteivorsitzenden Ernst Thälmann bis auf Weiteres seiner Funktionen.
26. September
In Yarmouth fand bis zum 28. September der Parteitag der britischen Konservativen statt. Das zentrale Thema war die Frage der Schutzzölle. Im Gegensatz zur Mehrheit der Teilnehmer sprach sich Premierminister Stanley Baldwin gegen die Einführung von Schutzzöllen aus.
27. September
In Australien kam es während des Streiks der Dockarbeiter zu Zwischenfällen, als die Streikenden Streikbrecher angriffen.
27. September
Nach dem Erfolg der ersten Sexual- und Eheberatungsstelle in Neukölln richteten die Berliner Krankenkassen zwei weitere Beratungsstellen für Frauen ein.
28. September
Preußen hob das seit 1924 bestehende Redeverbot für den Führer der NSDAP, Adolf Hitler, auf.
28. September
Der Thronfolger und Bruder des japanischen Kaisers Hirohito, Prinz Chichihu, heiratete nach altjapanischem Hochzeitsritus die Diplomatentochter Satsuko Matsudaira.
29. September
In Müncheberg wurde das von der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft errichtete Institut für Züchtungsforschung eröffnet.
29. September
Das „Hamburger Fremdenblatt“ feierte sein 100-jähriges Bestehen. Seit dem erstmaligen Erscheinen der „Fremdenliste“ am 22. Juli 1828 hatte sich das Blatt zur verbreitetsten Tageszeitung in Nordwestdeutschland entwickelt.
30. September
Die NSDAP führte eine Massenkundgebung im Sportpalast in Berlin durch. Vor Beginn der Parteiveranstaltung kam es zu Zusammenstößen zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten.
30. September
Hjalmar Schacht wurde für weiter vier Jahre zum Reichsbankpräsident gewählt.


 

Oktober 1928


1. Oktober
In der Sowjetunion trat der erste Fünfjahresplan in Kraft, der das Wirtschaftswachstum fördern sollte.
1. Oktober
In Frankfurt fand bis zum 5. Oktober die Herbstmesse statt. Die Abschlüsse übertrafen die allerdings gegenüber den Vorjahren reduzierten Erwartungen der Aussteller.
3. Oktober
Die Einschreibung für das Volksbegehren gegen den Bau von Panzerkreuzern begann. Der Versuch, ein Volksbegehren durchzuführen, scheiterte, da sich statt der erforderlichen 10 Prozent der Stimmberechtigten nur 2,94 Prozent in die Listen eintrugen.
3. Oktober
Der österreichische sozialdemokratische Abgeordnete Karl Renner forderte im Nationalrat, dass die Parteien über eine Entwaffnung der Wehrverbände verhandeln sollten. Anlass für den Antrag waren die Auseinandersetzungen um den für den 7. Oktober geplanten Aufmarsch der Heimwehren.
4. Oktober
In Südtirol führte ein Dekret des italienischen Königs Viktor Emanuel III. die italienischen Gesetzbücher ein. Südtirol gehörte seit dem Ende des Weltkrieges zu Italien.
4. Oktober
Der Auswärtige Ausschuss des Reichstags sprach der Arbeit der deutschen Delegation bei der Genfer Völkerbundesversammlung seine Anerkennung aus, bedauerte es aber, dass in den Fragen Rheinlandräumung und Abrüstung noch keine endgültigen Regelungen getroffen worden waren.
5. Oktober
In Nürnberg fand bis zum 7. Oktober die Generalversammlung der Deutschen Friedensgesellschaft statt. Nach einer kontroversen Diskussion nahmen die Delegierten den Antrag des Vorsitzenden Ludwig Quidde an, sich in die Listen für das Volksbegehren gegen den Bau von Panzerschiffen einzutragen.
5. Oktober
Ernst Thälmann, dessen Funktion als Vorsitzender der KPD seit dem 26. September geruht hatte, blieb in seinem Amt. Ihm war vorgeworfen worden, eine Unterschlagung von Parteigeldern vertuscht zu haben.
6. Oktober
Ein kommunistischer Redner bemächtigte sich des Mikrofons des Berliner Rundfunks und rief dazu auf, das Volksbegehren gegen den Panzerschiffbau zu unterstützen.
6. Oktober
Chiang Kai-shek, Oberbefehlshaber der Nanking-Armee und Vorsitzender des Zentralen Exekutivkomitees der Kuomintang-Regierung, wurde Präsident der chinesischen Nationalregierung.
8. Oktober
In der Tschechoslowakei wurde die Freiheitsglocke wiedergefunden. Sie war eine Nachbildung der amerikanischen Freiheitsglocke und wurde im Weltkrieg den unterdrückten slawischen Völkern von den USA geschenkt. In den Wirren der Nachkriegszeit kam die Glocke nach Karpatorussland.
8. Oktober
Siemens AG und Telefunken gründeten die deutsche Klangfilm-Gesellschaft, die zur Entwicklung des deutschen Tonfilms beitragen sollte.
9. Oktober
Der Schriftsteller Hermann Kasack äußerte sich in der Zeitschrift „Die Weltbühne“ zur Faszination durch den Sport, der für viele ein neues Lebensgefühl symbolisiert.
9. Oktober
Der französische Chansonnier Maurice Chevalier verließ Paris, um in Hollywood einen Film zu drehen.
10. Oktober
Vom 10. bis 13. Oktober fand in Yarmouth der Parteitag der britischen Liberalen statt. Sie beschlossen ein Wahlprogramm, in dem sie die Aufhebung der Sicherheitszölle und eine Industriereform forderten.
11. Oktober
Der polnische Ministerpräsident Kazimierz Bartel stellte bezüglich der geplanten Änderung der Staatsverfassung fest, dass er dem Parlament das Recht der Regierungsbildung und -beeinflussung nicht zubillige.
11. Oktober
Der Leiter der Zeppelin-Werke, Hugo Eckener, startet in Friedrichshafen mit dem Luftschiff „Graf Zeppelin“ zu einem Transatlantikflug nach Lakehurst in den USA, wo er am 15. Oktober nach einem Zwischenfall, bei dem eine Sturmbö den Zeppelin beschädigte, landete.
12. Oktober
In der Bostoner Kinderklinik wurde erstmals eine eiserne Lunge verwendet.
12. Oktober
Das Lustspiel „Ehen werden im Himmel geschlossen“ von Walter Hasenclever wurde in den Berliner Kammerspielen uraufgeführt. Da in einer Szene im Himmel Gott in Knickerbocker und die heilige Magdalena im modernen Abendkleid auftraten, entwickelte sich die Komödie zum Skandalstück der Saison.
13. Oktober
In Dresden wurde die tragische Oper „Sly oder die Legende vom wiedererweckten Schläfer“ des deutsch-italienischen Komponisten Ermanno Wolf-Ferrari erstmals in Deutschland aufgeführt. Die Oper hatte ihre Uraufführung am 27. Dezember 1927 in Mailand.
13. Oktober
Weil der lungenkranke russisch-sowjetische Schriftsteller Maxim Gorki, der am 28. Mai in die Sowjetunion gefahren war, vor Einbruch des Winters wieder in ein milderes Klima zurückkehren wollte, hatte er seine Rückreise nach Sorrent in Italien angetreten.
14. Oktober
Reichspräsident Paul von Hindenburg empfing die deutschen Olympiasieger im Präsidentenpalais in Berlin.
14. Oktober
In einer feierlichen Zeremonie wurde die Büste von „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn in der Walhalla bei Regensburg enthüllt.
15. Oktober
Zwischen dem Deutschen Reich und Spanien entfiel der Visumzwang. Für Reisen genügte ein gültiger Pass.
15. Oktober
In der polnischen Industriestadt Lodz begann ein Generalstreik, mit dem die Arbeiter eine Lohnerhöhung von 20 Prozent durchsetzen wollten, während die Arbeitgeber nur fünf Prozent boten. Die Schlichtungsverhandlungen scheiterten am 18. Oktober. Der Streik wurde wegen der schlechten Finanzlage der Gewerkschaften am 20. Oktober abgebrochen.
16. Oktober
Das Volksbegehren gegen den Bau des Panzerschiffs A scheitere im Deutschen Reich.
16. Oktober
Das Drama „U-Boot S 4“ von Günther Weisenborn wurde in der Volksbühne am Berliner Bülow Platz uraufgeführt. Das Zeitstück, das sich auf den Untergang eines US-amerikanischen U-Boots im Dezember 1927 und den Tod der Mannschaft bezog, protestierte gegen die Aufrüstung.
17. Oktober
Reichspräsident Paul von Hindenburg sandte eine Grußbotschaft zur Einweihung eines Erweiterungsbaus der Kavallerieschule in Hannover. Er sprach die Hoffnung aus, die Schule möge „die Pflanzstätte aller militärischen Tugenden sein und in ihr der Geist eines Seydlitz und Zieten, eines Blüchers und Schlieffen walten“.
17. Oktober
Nach einer Restaurierung von drei Jahren und zwischenzeitlicher Schließung wurde der Mainzer Dom neu geweiht.
18. Oktober
In Italien fand die erste Hinrichtung seit Kriegsende statt. Der Kommunist Michele della Maggiore, der zwei Faschisten ermordet hatte, wurde einen Tag nach Verkündung des Todesurteils in Ponte Buggianese erschossen.
18. Oktober
Der irische Schriftsteller George Bernard Shaw verspottete in einem Artikel im „Daily Express“ die Langweiligkeit der Reden beim Völkerbund in Genf, hielt den Völkerbund jedoch für eine Schulungsstätte für eine neue international denkende Diplomatie.
19. Oktober
Der Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller (BPRS) wurde in Berlin gegründet. Er wollte die Arbeiterschriftsteller und die proletarische Literatur fördern.
19. Oktober
Der symphonische Satz „Le Rugby“ von dem französisch-schweizerischen Komponisten Arthur Honegger, einem Wegbereiter der Moderne, wurde in Paris uraufgeführt.
20. Oktober
Alfred Hugenberg, ein Vertreter des extrem rechten Flügels der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) wurde zum Vorsitzenden der Partie gewählt.
21. Oktober
Die bäuerlich-demokratischen Oppositionsparteien des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen forderten auf einem Parteitag einen föderativen Staat, der allen südslawischen Völkern gleiche Rechte zubilligt.
22. Oktober
Die technische Hochschule in Budapest wurde geschlossen, nachdem völkische Studenten wiederholt Zwischenfälle provoziert hatten und gegen Juden und Liberale aufgetreten waren.
22. Oktober
Die Komödie „Bibi, Jugend 1928“ von Heinrich Mann wurde zur Eröffnung des Berliner Theaters am Palmenhaus uraufgeführt. Die Hauptrollen spielten Trude Hesterberg und Kurt Bois.
23. Oktober
Für die geplante Reichsreform stellte die Reichsregierung folgende Grundsätze auf: Stärkung der Reichsgewalt, Bildung leistungsfähiger Länder, Aufhebung des Dualismus zwischen dem Reich und Preußen.
23. Oktober
Die Sektion für Dichtung an der Preußischen Akademie der Künste wählte Walter von Molo zu ihrem Vorsitzenden.
24. Oktober
Die belgische Regierung teilte dem US-amerikanischen Reparationsagenten Parker Gilbert mit, dass sie auf die im Dawesplan vorgesehenen Zahlungen des Deutschen Reiches infolge der eigenen Zahlungsverpflichtungen nicht verzichten konnte. Gilbert sprach ebenfalls mit den Regierungen in London, Paris und Rom über eine Neuregelung der im Dawesplan festgelegten Reparationszahlungen.
25. Oktober
Die chinesische Nankingregierung und Japan unterzeichneten ein Präliminarabkommen, mit dem die Zwischenfälle von 1927 und vom 3. Mai 1928 beigelegt wurden und Japan sich verpflichtete, seine Truppen aus Schantung abzuziehen.
25. Oktober
In der Nähe von Slatina in Rumänien stießen der Luxuszug Simplon-Express und ein Schnellzug zusammen. Bei dem Unglück, dessen Ursache eine falsche Weichenstellung war, forderte 31 Todesopfer.
26. Oktober
Die Reichsregierung stimmte der Durchführung des ersten Rüstungsprogramms der Reichswehr mit einem Etat von 350 Millionen Reichsmark zu.
26. Oktober
Die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei der Tschechoslowakei forderte auf einem Kongress in Teplitz-Schönau kulturelle Autonomie.
27. Oktober
Das Hultschiner Ländchen, das nach dem Weltkrieg an die Tschechoslowakei fiel (vorher Deutsches Reich), wurde neu aufgeteilt. Einige Gemeinden fielen an den Bezirk Troppau, andere Gemeinden, die bislang dem Bezirk Wagstatt angehörten, wurden Hultschin zugeteilt.
28. Oktober
Die Freisinnig-Demokratische Partei wurde bei den Nationalratswahlen in der Schweiz trotz Stimmenverlusten stärkste Fraktion.
28. Oktober
Der bayerische Ministerpräsident Heinrich Held wandte sich auf einer Tagung des Zentrums und der Bayerischen Volkspartei in Augsburg gegen die Reichsreformpläne der Reichsregierung, die ins einen Augen auf die Einführung des Zentralismus abzielten.
29. Oktober
Das Luftschiff „Graf Zeppelin“ startete in Lakehurst in den USA zu seinem Rückflug nach Friedrichshafen. Während des Fluges wurde ein blinder Passagier entdeckt, der 19-jährige Botenjunge Clarance Terhune.
29. Oktober
bei einem Fußball-Länderspiel in Wien siegte Österreich mit 2:0 über die Schweiz.
30. Oktober
Die Botschafter des Deutschen Reichs in London, Paris, Brüssel und Rom unternahmen eine Demarche, um, wie am 16. September verabredet, eine Sachverständigenkommission zur Neuregelung der Reparationsfrage einzusetzen.
30. Oktober
Zwei Artikel des französischen Haushalts für 1929 lösten eine Kabinettskrise aus. Die Artikel forderten die Rücknahme der beschlagnahmten Kirchengüter und die Wiederzulassung religiöser Orden. Kultusminister Edouard Herriot forderte entgegen Außenminister Aristide Briand die Streichung der Artikel.
31. Oktober
Der Reichstagsausschuss für Strafrechtsreform erzielte in der Debatte über den Antrag, Gewohnheitsverbrecher zu sterilisieren, keine Einigung. Die Forderung, die Todesstrafe abzuschaffen, wurde bei Stimmengleichheit abgelehnt.
31. Oktober
In Berlin-Zehlendorf ging die am 1. September eröffnete Ausstellung „Bauen und Wohnen“ zu Ende.


 

November 1928


2. November
Adolf Hitler, der NSDAP-Vorsitzende, erklärte in einem Schreiben an Parteifunktionäre, dass die Partei über 19 Zeitungen verfügte. Zwölf weiter Blätter sympathisierten mit den Nationalsozialisten.
2. November
Der rumänische Ministerpräsident Vintila Bratianu trat nach Bestechungsvorwürfen mit seinem Kabinett zurück.
3. November
Reichsaußenminister Gustav Stresemann kehrte von einem Kur- und Erholungsurlaub nach Berlin zurück und nahm die Amtsgeschäfte wieder auf.
3. November
Die Bayerischen Motorenwerke (BMW) übernahmen für einen Kaufpreis von zehn Millionen Reichsmark die angeschlagene Automobilfirma Dixi-Werke in Eisenach. BMW, bisher Hersteller von Motorrädern, stieg danach in die Produktion eigener Automobile ein.
4. November
Mit einer Werbeveranstaltung wurde der neue Sportpalast in Frankfurt am Main offiziell seiner Bestimmung übergeben.
4. November
Der liberale Politiker General Jose Moncada wurde mit großer Mehrheit zum neuen Präsidenten von Nicaragua gewählt. Er trat sein Amt erst 1929 an. Die Wahlen fanden unter US-amerikanischer Kontrolle statt. 20 US-Marineflugzeuge überflogen am Wahltag das gesamte Staatsgebiet.
5. November
In einem Abkommen, das in Berlin unterzeichnet wurde, verpachtete der Hamburger Senat Gebäude im Hamburger Binnenhafen als zollfreie Zone an den tschechoslowakischen Staat. Die Tschechoslowakei wickelte einen Großteil ihres Außenhandels über die Elbe ab.
5. November
Die Berliner Bevölkerung bereitete dem Luftschiffspiloten Hugo Eckner bei seiner Ankunft in der Reichshauptstadt einen begeisterten Empfang.
6. November
Der Kandidat der Republikanischen Partei der USA, Herbert C. Hoover wurde mit großer Mehrheit zum 31. Präsidenten der USA gewählt.
6. November
Die Koalitionskrise in Thüringen, die seit dem Rücktritt von Ministerpräsident Richard Leutheußer (DVP) am 22. August schwelte, wurde beigelegt. Der Landtag wählte mit 28:27 Stimmen Paulssen (DVP) zum neuen Ministerpräsidenten einer von DDP, DVP, Wirtschaftspartei und Landbund erarbeiteten Landeskabinettsliste.
7. November
In Königsberg fand seit dem 3. November eine polnisch-litauische Konferenz statt, die ohne Ergebnis zu Ende ging. Die Bemühungen, die wegen Grenzstreitigkeiten gespannten beiderseitigen Beziehungen zu normalisieren, sind vorerst gescheitert.
7. November
In München wurde das größte deutsche Studentenhaus eröffnet.
8. November
Der britische Schatzkanzler Winston Churchill leugnete in einer außenpolitischen Aussprache vor dem Unterhaus in London eine Verknüpfung zwischen der Lösung des Reparationsproblems und der Räumung des besetzten Rheinlands.
8. November
In Berlin fand die Internationale Automobil- und Motorradausstellung statt.
9. November
Im Deutschen Reich wurde der zehnte Jahrestag der Ausrufung der Republik gefeiert. Reichsinnenminister Carl Severing (SPD) wendete sich aus diesem Anlass mit einer Rundfunkansprache an die Bevölkerung. Seine Rede wurde als „Politisierung des Rundfunks“ von der Rechten, die in der Abschaffung der Monarchie keinen Grund zum Feiern sah, attackiert.
11. November
Nach seinem Rücktritt aufgrund eines koalitionsinternen Streites über zwei Kirchengesetze am 6. November präsentierte der französische Ministerpräsident Raymond Poincaré sein neues Kabinett, dem die Radikalsozialisten nicht mehr angehörten.
11. November
Das Ende des Weltkriegs jährte sich zum zehntem Mal. Im In- und Ausland fanden zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt.
12. November
Das Arbeitsgericht Duisburg stimmte der Auffassung der Arbeitgeber im Ruhreisenstreit zu und erklärte den Schiedsspruch vom 26. Oktober für rechtswidrig.
12. November
Bei einem großen Aufmarsch der rechtsgerichteten paramilitärischen Heimwehr in Innsbruck kam es zu Zusammenstößen mit sozialdemokratische Arbeitern. Mehrere Personen wurden bei Tätlichkeiten verletzt.
13. November
Reichspräsident Paul von Hindenburg teilte Reichskanzler Hermann Müller mit, dass für den Fall des Baustopps für das Panzerschiff A mit dem Rücktritt von Reichswehrminister Wilhelm Groener zu rechnen sei.
13. November
Im Beisein des österreichischen Bundespräsidenten Michael Hainisch wurde der Grundstein des neuen Stadionbaus in Wien gelegt, der die Inschrift trägt: „Der Jugend widmet dieses Stadion die Gemeinde Wien zur Erinnerung an den zehnten Jahrestag der Republik" (12. November).
14. November
Die Reichsregierung beschloss die Aufstockung ihres Aktienanteils an der Emelka-Filmgesellschaft, um eine Monopolstellung des Ufa-Konzerns zu verhindern.
14. November
In der argentinischen Stadt Villa Maria starben bei einem Wirbelsturm 41 Menschen. 150 Personen wurden verletzt. Zahlreiche Gebäude wurden zerstört.
15. November
Das Gesetz über die Erhebung des Großen Faschistenrats zum verfassungsmäßigen Organ wurde vom italienischen Senat in Rom genehmigt.
15. November
Walter von Molo, der neue Vorsitzende der Sektion Dichtkunst bei der Preußischen Akademie der Künste, warnte davor, der Literatur gleichgültig gegenüberzustehen.
16. November
Die Parlamentsmehrheit der bürgerlichen Parteien lehnte den Antrag der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion auf Baustopp für das Panzerschiff A ab.
16. November
Adolf Hitler, der NSDAP-Vorsitzende, sprach erstmals nach Aufhebung des Redeverbots in Berlin. Seine Rede vor 16 000 Zuschauern im Sportpalast in Berlin wurde von seinen Anhängern vielfach mit großer Enttäuschung aufgenommen.
17. November
Im Streit zwischen Preußen und den süddeutschen Staaten in der Frage der Biersteuer sprach der Staatsgerichtshof in Leipzig ein Urteil zugunsten der preußischen Staatsregierung.
17. November
Damit die preußische Staatsregierung Wohlfahrtsunterstützung an die von der Aussperrung betroffenen Stahlarbeiter im Ruhrgebiet zahlen konnte, stellte der Reichstag in Berlin dieser Mittel zur Verfügung.
19. November
Zum 100. Todestag des frühromantischen österreichischen Komponisten Franz Schubert fanden in Wien zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt.
19. November
In einer Rede vor dem Reichstag bekannte sich Reichsaußenminister Gustav Stresemann zur Politik der Aussöhnung mit den westlichen Nachbarn.
20. November
Mit etwa zwei Drittel der Abgeordnetenstimmen lehnte der Reichstag einen Misstrauensantrag der Nationalsozialisten gegen Reichsaußenminister Gustav Stresemann ab.
20. November
(Erzherzog) Otto wurde 16 Jahre alt und damit nach dem Hausgesetz der Habsburger großjährig. Der Geburtstag wurde in monarchistischen Kreisen Ungarns festlich begangen.
21. November
In einem Fußball-Freundschaftsspiel unterlag die Berliner Städtemannschaft einer Wiener Städteauswahl vor heimischem Publikum mit 1:4.
22. November
In einem Leitartikel der faschistischen Zeitung „Popolo d‘Italiana“ kündige der italienische Ministerpräsident und Duce Benito Mussolini die Aufhebung des Mieterschutzes bis 1930 an. Der Zuzug der Landbevölkerung in die Stadt müsse vermindert werden.
22. November
Im Petersdom in Rom wurde ein Denkmal für die Opfer des Weltkriegs, geschaffen von dem italienischen Bildhauer Pietro Canonica, enthüllt.
23. November
Ein ärztliches Bulletin stellte eine ernsthafte Erkrankung des britischen Königs Georg V. Fest.
23. November
Der Zentralvorstand der Deutschen Volkspartei (DVP) bestätigte Reichsaußenminister Gustav Stresemann einstimmig als ihren Vorsitzenden. Stresemann rechtfertigte in einer Rede vor dem Zentralvorstand das Zusammengehen mit der SPD in der Reichsregierung als „Vernunftehe“.
24. November
Im Ruhreisenstreit stimmte die Berufsinstanz der Auffassung der Gewerkschaften zu.
24. November
Parteichef Josef W. Stalin sprach sich in einer Rede vor dem Zentralkomitee der KPdSU für eine forcierte Industrialisierung der Sowjetunion aus.
25. November
Der österreichische Bundeskanzler Ignaz Seipel eröffnete die katholische Universität in Salzburg wieder. Er war selbst von 1909 bis 1917 dort tätig.
25. November
Der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADA) ernannte auf seiner Haupttagung in Leipzig Carl Benz zum Ehrenmitglied. Nach einer Debatte von zwei Stunden verständigte sich die Konferenz auf die Beibehaltung des Wimpels in den Farben des Kaiserreichs, schwarz-weiß-rot.
26. November
Die Verhandlungen über die Freigabe des Rundfunks für Wahlpropaganda scheiterten in London, da sich die Parteien nicht über die Auslegung des Begriffs „Gleichheit der Agitationsmöglichkeiten“ verständigen konnten
26. November
Die nordfriesische Insel Sylt wurde am schwersten von einer Sturmkatastrophe an der Nordseeküste betroffen.
27. November
Das Reichskabinett verständigte sich darauf, Reichsinnenminister Carl Severing (SPD) mit der Sonderschlichtung im Ruhreisenstreit zu beauftragen.
27. November
US-Präsident Herbert Hoover, dessen erste Auslandsreise nach der Wahl zum US-Präsidenten nach Lateinamerika führte, traf in Honduras ein. Hoover trat sein Präsidentenamt allerdings erst Anfang 1929 an.
28. November
Der Schweriner Landtag lehnte mit 26 zu 24 Stimmen einen Antrag der Deutschnationalen auf Auflösung ab.
29. November
Der Reichsrat, die Vertretung der Länder, nahm den Handels- und Schifffahrtsvertrag mit der Südafrikanischen Union an. Dies war der erste Vertrag, den das Deutsche Reich mit einem britischen Dominion schloss.
30. November
Als Nachfolger des verstorbenen Ulrich Carl Christian Graf von Brockdoff-Rantzau wurde Herbert von Dirksen Botschafter des Deutschen Reichs in Moskau.
30. November
Die Regierung von Ministerpräsident Stanley Melbourne Bruce verfügte nach den Wahlen zum australischen Repräsentantenhaus nur noch über eine Mehrheit von neun Mandaten (bisher 29).

Wer hat im Januar 1928 Geburtstag >>


Januar 1928 in den Nachrichten

25 Jahre Buena Vista Social Club
Deutsche Welle
Er hat sich in den 1940ern und 1950ern in Kuba einen Namen als Sänger gemacht, sich aber vor ein paar Jahren zur Ruhe gesetzt. An einem Nachmittag im März 1996 ... ... >>>
Werbung

<< Das geschah 1927 | Das geschah 1929 >>