Biographie Bodo Ramelow Lebenslauf

Geschichte geschrieben hat er schon einmal: Mit seiner Wahl zum Ministerpräsidenten von Thüringen im Dezember 2014 wurde Bodo Ramelow zum ersten Länderchef aus der Fraktion der Linken. Auch sonst sticht der 65-Jährige mit seinem eigenwilligen Lebensstil aus der politischen Masse heraus.

Vom benachteiligten Schulkind zum Landtagsabgeordneten
Bodo Ramelow ist kein gebürtiger Thüringer: Geboren wurde er im niedersächsischen Osterholz-Scharmbeck in ein streng lutherisches Elternhaus hinein. Trotz einer Lese- und Rechtschreibschwäche in der Kindheit erlangte er zuerst die Mittlere Reife und anschließend mit 21 Jahren die kaufmännische Fachhochschulreife.
Eine politische Karriere lag für ihn in den Achtzigern noch in weiter Ferne. Als Gewerkschaftssekretär und später als Thüringer Landesvorsitzender der Gewerkschaft HBV, der heutigen Gewerkschaft ver.di, setzte er sich jedoch schon früh für verbesserte Bedingungen am Arbeitsplatz ein.
Einer Partei trat Ramelow tatsächlich erst 1999 bei: Nachdem er bereits auf einem Parteitag 1994 als Redner für sie aufgetreten war, wurde er kurz vor der Jahrtausendwende Mitglied der PDS und schaffte es gleich im ersten Anlauf in den Thüringer Landtag.

Kampf um die Thüringer Staatskanzlei
Nachdem Bodo Ramelow von 2005 bis 2009 für die PDS im Bundestag gesessen hatte, besaß er 2014 genug Selbstvertrauen, um sich um das Amt des Ministerpräsidenten von Thüringen zu bewerben. Tatsächlich holte er im Landtag im zweiten Wahldurchgang die nötige Mehrheit für seine Berufung.
Obwohl die Linke diverse durchaus zu begrüßende Reformvorschläge hinsichtlich der Sozialpolitik in die Regierung brachte, sah sie ihr Image wiederkehrend gefährdet durch umstrittene Aussagen Ramelows, vor allem bezüglich der DDR-Vergangenheit.
Trotz der Kontroversen verzeichnete die Linke vier Jahre später ihr historisch bestes Ergebnis bei einer Landtagswahl in Deutschland.
Die Nachwirkungen der Wahl schlugen im Februar 2019 bundesweit hohe Wellen, als es Ramelow entgegen seines politischen Erfolgs auch in drei Durchgängen nicht gelang, die Mehrheit für seine Ernennung zum Ministerpräsidenten zu erlangen. Stattdessen wurde der FDP-Abgeordnete Thomas Kemmerich mit den Stimmen der AfD zum Regierungschef gewählt. Im Stil seines grundsätzlich schnell provozierenden Charakters twitterte der geprellte Ramelow in der Folge eine bildliche Analogie zwischen Björn Höckes Gratulation an Kemmerich und dem berühmten Händedruck von Reichspräsident Hindenburg und Reichskanzler Hitler.
Bekanntermaßen trat Kemmerich nach den anhaltenden Protesten bereits wenige Tage später zurück, blieb jedoch noch bis Anfang März geschäftsführend im Amt; Ramelow wurde schließlich am 4. März 2019 im dritten Wahlgang erneut zum Ministerpräsidenten gewählt.

Unkonventionell, aber umstritten
Das deutschlandweite Unbehagen war nicht gerade klein, als mit Bodo Ramelow zum ersten Mal ein Mitglied der Linken das Amt eines Länderchefs übernahm. Tatsächlich scheint bei Ramelow einiges anders zu sein: So ist er etwa inzwischen in dritter Ehe verheiratet; seine Frau Germana Alberti spielt eine wichtige Rolle für ihn. "Sie berät mich modisch. Ich verlasse das Haus nicht ohne ihre Stilberatung, ich werde ausgestattet", so zitierte ihn unter anderem die "Bunte".
Zugleich sorgt Bodo Ramelow aber auch immer wieder für Unmut. Zuletzt erntete er einiges an hämischem Spott, als publik wurde, dass er während eines Bund-Länder-Gipfels zu Lockdown-Bestimmungen Candy Crush gespielt hatte. Seine exzeptionelle, wenn auch nonchalante Eigenart trifft nicht immer überall auf gutmütige Resonanz.