Biographie
Cem Özdemir Lebenslauf
Der Grünen-Politiker Cem Özdemir wurde 1994 als
erster MdB mit türkischen Wurzeln bundesweit
bekannt. 2008 wählte ihn die
Bundesdelegiertenversammlung von Bündnis 90/Die
Grünen neben Claudia Roth als Vorsitzender in die
Doppelspitze der größten deutschen Öko-Partei.
Der „anatolische Schwabe“ Cem Özdemir kam am
21.
Dezember 1965 unweit von Reutlingen in Urach am
Rande der Schwäbischen Alb zur Welt. Cems Vater
gehörte zur Minderheit der Tscherkessen. Seine
Eltern, Anfang der 1960er Jahre aus der Türkei
eingewandert, galten in der schwäbischen Kleinstadt
zunächst als exotische Außenseiter. Entsprechend
wurde auch der junge Cem in seiner Kindheit und
Jugend nicht selten mit gewachsenen Vorurteilen der
Alteingesessenen konfrontiert. Er erlebte aber auch
früh Solidarität auf seinem Bildungsweg von
unterstützenden Mitbürgern.
Cem wollte auf das Gymnasium, wurde aber mit dem
formalen Hinweis auf seine schlechten
Deutsch-Kenntnisse nach vier Jahren Grundschule auf
die Hauptschule geschickt. Diese als Demütigung
empfundene Deklassierung stachelte den Ehrgeiz des
10-jährigen an, der wenig später den Wechsel auf die
Realschule schaffte. Nach dem Realschulabschluss
machte Cem Özdemir eine Erzieherausbildung. In Folge
erwarb Özdemir, der 18-jährig die deutsche
Staatsbürgerschaft annahm, die Fachhochschulreife
und nahm ein Studium an der „Evangelischen
Fachhochschule für Sozialwesen“ in Reutlingen auf,
das er 1994 erfolgreich abschloss. Ab 1987 arbeitete
er als Erzieher und war journalistisch tätig.
Knapp 16-jährig wurde Özdemir Mitglied der Grünen
und zählte von 1989 bis 1994 zum
baden-württembergischen Landesvorstand der Partei.
Özdemirs bundespolitische Karriere begann mit seiner
Wahl in den Bundestag 1994. Bei den Bundestagswahlen
1998 konnte er seinen Parlamentssitz erfolgreich
verteidigen. Als innenpolitischer Sprecher (ab 1998)
gehörte er zu den Schwergewichtlern seiner Fraktion.
Hunzinger-Affäre und Bonusmeilen
Nachdem 2002 öffentlich wurde, dass er einen
umstrittenen Privatkredit von einem PR-Berater („Hunzinger-Affäre“)
angenommen sowie, wie viele andere MdBs auch, bei
der Abrechnung von als Abgeordneter erworbenen
Bonus-Flugmeilen Vorgaben des Bundestagspräsidenten
nicht
beachtet („Bonusmeilen-Affäre“) hat, nahm er
aus Rücksicht auf seine Partei das 2002 gewonnene
Bundestagsmandat nicht an.
Özdemir zog sich in die USA zurück, wo er als
Stipendiat („Fellow“) der transatlantischen
Denkfabrik German Marshall Fund Vorträge hielt.
2004 gab ihm seine Partei eine zweite Chance und
stellte ihn bei der Europa-Wahl auf. Von 2004 bis
2009 war Özdemir EU-Abgeordneter und profilierte
sich unter anderem als außenpolitischer Sprecher in
der Fraktion Die Grünen/Europäische Freie Allianz.
2008 bewarb sich Özdemir sowohl um die Nachfolge des
bisherigen Parteivorsitzenden Reinhard Bütikofer,
der ins Europa-Parlament wechseln wollte, und
gleichzeitig um ein erneutes Bundestagsmandat. Seine
Bewerbung um einen aussichtsreichen Listenplatz
wurde vom baden-württembergischen Landesparteitag
allerdings abgeschmettert. Nach dieser als
persönliche Kränkung empfundenen politischen
Niederlage gab der bei der Bundestagswahl 2009 als
Direktkandidat in Stuttgart mit fast 30 % der
Stimmen nur knapp dem CDU-Kandidaten unterliegende
Özdemir seine Vorsitz-Kandidatur nicht auf. Am 15.
November 2008 wurde er mit mehr als 79 % der Stimmen
zum Co-Vorsitzenden von
Claudia Roth gewählt. 2010
folgte die Bestätigung mit jetzt 88 % der
Delegiertenstimmen.
Ein Schwerpunkt von Özdemirs politischer Arbeit ist
neben ökologisch-ökonomischen und bildungs- sowie
integrationspolitischen Fragen die Einforderung der
Beachtung von Menschenrechten. Bei seiner Kritik
schloss er weder die USA noch
Russland und die
Türkei aus. Insbesondere seine Forderung nach
Aufarbeitung der Armenier-Massaker in der Endphase
des Osmanischen Reichs brachten ihm von türkischer
Seite Vorwürfe ein.
Der nach eigenen Angaben „säkulare Muslim“ lebt mit
Ehefrau Pia Castro, Tochter und Sohn in
Berlin-Kreuzberg. Zu Özdemirs Publikationen gehören
die frühe Autobiographie „Ich bin ein Inländer“
(1997) und „Currywurst und Döner - Integration in
Deutschland“ (1999).
Oezdemir wurde
im Jahr 2021 nach der
Bundestagswahl zum ersten
Minister
mit türkischem Hintergrund in Deutschland ernannt.
Cem Özdemir Seiten
Cem Özdemir
Steckbrief
Cem Özdemir Bücher
1997 - Ich bin ein Inländer
1999 - Currywurst und Döner - Integration in
Deutschland