Biografie
Alexis Tsipras Lebenslauf
Am 26. Januar 2015 wurde mit Alexis Tsipras der 14.
Ministerpräsident in der 41-jährigen Geschichte der
Dritten Republik Griechenlands auf sein Amt als
Regierungschef vereidigt. Als erster Regierungschef
in der neugriechischen Geschichte hat der Atheist
Tsipras seinen Amtseid nicht auf die Bibel abgelegt.
Keine andere Regierungsübernahme seit Ende der das
Land bis 1974 unterdrückenden Militärdiktatur hat
europaweit so viel Aufsehen erregt wie die des
40-jährigen Linken-Politikers Tsipras, der beim
seinem Wahlkampf dem griechischen Volk radikale
Versprechungen gemacht und das EU-Establishment
deutlich herausgefordert hatte.
Alexis Tsipras wurde am
28. Juli 1974 als Kind zur
bürgerlichen Mittelklasse zählender, politisch links
stehender Eltern in Athen geboren.
Als Schüler war er Aktivist in der Jugendbewegung
des aus der KP Griechenlands (KKE) und der Partei
Griechische Linke bestehenden Linksbündnisses
Synaspismos („Koalition der Linken, der Bewegungen
und der Ökologie“). Tsipras organisierte unter
anderem bei Schülerprotesten 1990 und 1991
Schulbesetzungen. Er wollte wie sein Vater
Bauingenieur werden und absolvierte an der
Nationalen TU von Athen erfolgreich ein Bauwesen-
und Raumwirtschafts-Studium, an das sich
Berufstätigkeiten im Baubereich anschlossen. Während
der Studentenzeit engagierte Tsipras sich bei den
Reformierten Linken und war Studentenfunktionär.
Von 1999 bis 2004 stand Tsipras als Sekretär an der
Spitze der Synaspismos-Jugendorganisation. 2005
gelang ihm der Sprung ins ZK der Partei. Drei Jahre
später wurde Tsipras, der
2006 auch in den Athener
Stadtrat eingezogen war, zum Parteivorsitzenden
gewählt. 2009 wurde Tsipras Parlamentsabgeordneter
und Fraktionsvorsitzender des Wahlbündnisses Syriza
(„Synaspismos Rizospastikis Aristeras“: „Koalition
der Radikal-Linken“), das 2004 aus einem
Zusammenschluss von Synaspismos und acht anderen
linken Gruppierungen entstanden war. 2012
organisierte sich Syriza aus wahltaktischen Gründen
formell in eine Partei um, in der Synaspismos
aufging. Tsipras übernahm den Parteivorsitz und
führte seine Partei im selben Jahr in einem
Wahlkampf, aus dem sie mit mehr als 25 % als
zweitstärkste Kraft in Griechenland hervorging.
Im Vorfeld der vorgezogenen Wahlen 2015 machte der
eingefleischte Krawatten-Ablehner Tsipras als
Spitzenkandidat seiner Partei durch sein Programm
über die Landesgrenzen auf sich aufmerksam. Er
forderte radikale Änderungen des im Zusammenhang mit
für das seit der Staatsschuldenkrise 2009
wirtschaftlich kränkelnde Griechenland geleistete
EU-Finanzhilfen eingeschlagenen Sparkurses. Tsipras
forderte von der EU einen Schuldenerlass für
Griechenland und eine Zurücknahme der von der
Troika, einem aus Vertretern von EU, IWF und EZB
gebildeten Gremium, bestimmten Sparmaßnahmen als
Voraussetzung für EU-Finanzhilfen. Ferner kündigte
Tsipras für den Fall seines Wahlsieges ein
Sofortprogramm im Umfang von mehr als elf Milliarden
Euro zur Bekämpfung der durch die Sparmaßnahmen
entstandenen sozialen Not an. Im Wahlkampf spielte
auch die Forderung an die deutsche Bundesregierung
eine Rolle, von der Bundesrepublik als
Rechtsnachfolgerin des Deutschen Reiches von
Nazi-Deutschland während des Zweiten Weltkrieges
erpresste Kredite an Griechenland zurückzuzahlen.
Als Summe wurden elf Milliarden Euro genannt. Neben
der Bekämpfung der humanitären Krise und der
Ankurbelung der Ökonomie wurden von Tsipras auch die
Herstellung von Steuergerechtigkeit und
Steuerdisziplin als zentrale Ziele betont. Auch
forderte Tsipras die Wiedereinführung eines
Mindestlohns von 750 Euro pro Monat.
Bei den Wahlen am 25. Januar 2015 gewann Syriza
36,34 % der Stimmen und verfehlte damit
die absolute Sitzmehrheit nur um zwei Sitze. Alexis
Tsiapras koalierte daraufhin mit der
rechtspopulistischen Partei Anel (Unabhängige
Griechen) und machte deren Vorsitzenden Panos
Kammenos zum Verteidigungsminister.
Der mit seiner Schulzeit-Liebe, der IT-Fachfrau
Peristera Batziana, zusammenlebende zweifache Vater
Tsipras machte sofort nach seiner Amtsübernahme
Ernst mit seinen Versprechungen. Er stoppte von der
Troika verlangte Privatisierungsmaßnahmen und
stellte tausende im Zuge der Sparmaßnahmen
entlassene Staatsangestellte wieder ein.
Trotz der ihm von EU-Parlamentspräsident Schulz und
anderen EU-Granden signalisierten realen Möglichkeit
einer griechischen Staatsinsolvenz für den Fall,
dass die bis Ende Februar 2015 laufenden
EU-Finanzhilfen nicht verlängert werden, beharrte
Tsipras auf eine Neuverhandlung der Rückzahlungs-
und Zinsmodalitäten. Er drohte recht unverhohlen mit
einer politischen Anlehnung Griechenlands an
russische Positionen und einer Boykottiering von
gegen
Russland im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise
verhängter Sanktionen, sollte den Wünschen Athens
nicht Rechnung getragen werden.
Am 30. Januar 2015 endeten Gespräche zwischen der
EU-Spitze und der Athener Regierung über eine
Neuausrichtung der sich ingesamt auf 316 Milliarden
Euro belaufenden Staatsschulden Griechenlands
ergebnislos. In Folge kündigte Tsipras an, die
Zusammenarbeit mit der Troika zu beenden.
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