Biografie William Shakespeare Lebenslauf
„Sein oder Nicht-Sein, das ist hier die Frage …“,
spricht Hamlet in Shakespeares
gleichnamigem Stück. Dieser Ausspruch ließe sich
auch auf Shakespeares eigenes Leben anwenden, über
das die Literaturforschung so wenig weiß, so dass
daher auch etliche Gerüchte kursierten, wer sich
hinter dem Pseudonym des großen und begabten
Dramatikers nun tatsächlich verbarg.
Einer der „Hauptverdächtigen“ war z. B. Francis
Bacon, der große Philosoph, dem man unterstellte, er
würde neben seiner ernsten Arbeit die Maske
Shakespeares dazu nutzen, um sich über die
Gesellschaft, in der er verkehrte, lustig zu machen.
Andere waren der siebzehnte Earl of Oxford, Edward
de Vere, oder Zeitgenossen gleichen Alters wie
Christopher Marlowe,
und Bernhard Shaw behauptete
gar, dass die Dramen nicht von Shakespeare stammen
würden, sondern von einem Unbekannten, der den
gleichen Namen trug.
Dem eigentlichen Dichter William Shakespeare, der ja
auch irgendwie gelebt hatte, obwohl seine Biografie
tatsächlich äußerst lückenhaft ist, stellte man das
eigene Werk häufig in Frage. Ein Mann seiner
Herkunft, obwohl seine Mutter einer wohlhabenden
Familie entstammte, traute man die Größe seiner
Dichtung ganz einfach nicht zu. Sein Vater war
Händler und Handschuhmacher, ermöglichte der Familie
zunächst zwar tatsächlich den Wohlstand, bis
unterschiedliche Investitionen dazu führten, dass
die Familie komplett verarmte.
Geboren wurde Shakespeare am
23. April 1564 in Stratford-upon-Avon, zumindest wurde der Tag der
Einfachheit halber auf dieses Datum festgelegt, da
das genaue Geburtsdatum nicht überliefert ist und
der Dichter an eben diesem Tag auch starb. Die Taufe
wiederum fand am 26. April gleichen Jahres statt.
Der junge Shakespeare besuchte eine Schule von gutem
Ruf, die keinerlei Gebühren nahm. Das deutete darauf
hin, dass er durchaus eine gute Erziehung und
Ausbildung genossen hatte. Er studierte Geschichte,
Latein und Dichtung, ohne später eine Universität zu
frequentieren.
Bereits mit achtzehn Jahren heiratete Shakespeare
die acht Jahre ältere Anne Hathaway, mit der er drei
Kinder bekam, darunter Zwillinge, ein weiteres
Mädchen und einen Jungen mit Namen Hamnet, der im
Alter von 11 Jahren verstarb, ohne dass die
Todesursache bekannt war.
Interessanterweise bedachte Shakespeare seine Frau
in seinem Testament erst in den letzten Zeilen und
gedachte ihr tatsächlich nur das „zweitbeste Bett“
zu. Diese Merkwürdigkeit des Erbes beschwor allerlei
Deutungen über das nicht bekannte Eheleben
Shakespeares herauf, ob es nun glücklich oder
unglücklich gewesen sein mochte, dagegen war die
Anschaffung eines Bettes zur damaligen Zeit
tatsächlich eine Wertanlage. Das Meiste erbte
tatsächlich der Sohn seiner älteren Tochter.
Ebenso ungenau war das Datum, als Shakespeare dann
seinen Wohnort wechselte. Angeblich 1587 reiste er
nach
London und schloss sich den dortig angesehenen,
verschiedenen Theatergruppen an, arbeitete als
Dramatiker und Schauspieler, teilweise auch als
Regisseur. Den Londoner Literaturfreunden jedenfalls
war er zu dieser Zeit bereits bekannt. Andere, lange
nach dem Ableben des Dichters auftauchende
Dokumente, berichteten von Problemen mit dem
Londoner Adel, sogar von Diebstählen und der Arbeit
als Schulmeister.
Sicher war jedenfalls, dass sich Shakespeare einen
Namen machte, sogar den Neid seiner Kollegen zuzog,
darunter den von Graham Greene, seinerseits ein
bekannter Dramatiker, der von Shakespeare auf seinem
Sterbebett als eine „Krähe, die sich mit fremden
Federn schmückt“ sprach. Andere lobten die Begabung
des Emporkömmlings.
Shakespeare war nicht nur ein guter Dramatiker,
sondern auch Geschäftsmann, wusste sich durchaus
wichtige Freundschaften zu sichern, darunter die des
dritten Earl von Southhampton, dem er einige seiner
späteren Gedichte widmete. Auch trat er wohl
häufiger vor den königlichen Augen von Elizabeth I.
auf.
All das ermöglichte ihm nach und nach den ersten
Wohlstand, sogar ein Familienwappen zu erhalten. Er
bezog ein Herrenhaus in Stratford, wurde Mitinhaber
des Londoner „Globe-Theatre“ und erwarb auch ein
eigenes.
Die Zeit in
London wurde in der literarischen
Forschung dennoch als „verlorene Jahre“ bezeichnet,
da es so gut wie keine Quellen gab, was darauf
hindeuten könnte, dass die anderen Jahre besser
belegt wären, was aber nicht der Fall ist. Im Grunde
bestand die Biografie Shakespeares aus einem
riesigen Chaos an Deutungen.
Neben den Diebstahlvorwürfen unterstellte man ihm in
seiner Londoner Zeit auch eine Verhaftung als
Wilderer und tatsächlich den Aufenthalt im
Gefängnis. In anderen Dokumenten soll der Dichter
und Dramatiker sogar als Söldner gearbeitet haben
oder als Diener in einem adligen Hause. Einige
Spuren führten auch nach Rom, wobei die Reisen wohl
aufgrund seiner angeblichen Mitgliedschaft im
katholischen Untergrund Londons stattfanden.
Belegt ist, dass Shakespeare als Stückeschreiber
gerne gesehen war und vor einem bald ausgewählten
und exklusiven Publikum spielte und spielen ließ,
darunter auf großen Freiluftbühnen. Er schrieb
ältere Stücke um, darunter auch „Hamlet“, oder
verarbeitete Märchen
und Sagen zu einem neuen Drama,
so z. B. sein Stück „König Lear“. Das war eine
damals durchaus übliche literarische Methode, also
keinesfalls ein Plagiat.
Als er 46 Jahre alt war, kehrte er schließlich als
reicher Mann in seine Heimatstadt zurück und
verlebte dort auch seine letzten Jahre. Er starb
1616 im Alter von 52 Jahren an einer unbekannten
Todesursache. Dennoch blieb er in der Forschung mehr
als lebendig.
Einige Jahre später wurde erstmals von den Bürgern
in Stratford eine Büste mit lateinischer Inschrift
errichtet. Etliche Jahrhunderte später sollen auf
seinem Grundstück gar Tabakspfeifen gefunden worden
sein, deren Untersuchung den Verdacht weckten,
Shakespeare hätte Drogen konsumiert, die damals im
16. Jahrhundert erstmals in Europa auftauchten, so
Kokain und Marihuana.
Das Bezweifeln der Urheberschaft, die etwa im
18.
Jahrhundert begann, angeführt von Rev. James Wilmot,
der 1780 erstmals bekannt gab, Shakespeare hätte
sein eigenes Werk aufgrund seiner Herkunft und
angeblich fehlenden Bildung nicht schreiben können
und der somit auf Francis Bacon tippte, kam mitunter
auch darum auf, weil Shakespeare seinen eigenen
Namen in den wenigen überlieferten Dokumenten
unterschiedlich schrieb. Er war ein Virtuose der
Sprache und gönnte sich demnach wohl nicht nur in
seinen Werken eine größere Freiheit.
Was bleibt, das ist der Klassiker „Shakespeare“,
geprägt durch die Flut der durch Schriftsteller wie
Christoph Martin Wieland, August Wilhelm Schlegel
oder Ludwig Tick übertragenen Werke ins Deutsche.
Das Schauspiel der Stücke und Dramen erfreut sich
auch nach all der Zeit immer noch großer
Beliebtheit, ebenso die immer wieder neuen
Übersetzungen, darunter die einiger Schauspiele
durch die beiden „Unruhestifter“ Thomas Brasch oder
Peter Handke. Das Gesamtwerk umfasst 38 Dramen,
Versdichtungen und 154 Sonette.