Franz Liszt Leben
Überglücklich dankte Adam Liszt dem Kapellmeister
und als er zuhause
war, dankte er Gott für diese Begegnung. Er war nun umso mehr davon
überzeugt, dass seinem Sohn eine glänzende Zukunft bevorstand.
Franzl ging gern, stets begleitet vom Vater, nach Wien zu seinen
Lehrern,
wenngleich er nach den langen Fußmärschen völlig erschöpft zu Hause
ankam. Seit Mitte Juli war er dreimal in der Woche am Vormittag bei
Salieri. Er musste pünktlich um elf Uhr bei ihm sein. Und außerdem
ging er fast jeden Tag am frühen Abend zu Czerny. Nie kam der langen
Märsche wegen eine Klage über seine Lippen. Die Mutter machte sich
indes große Sorgen um die schwache Gesundheit des Sohnes und auch
Salieri war es nicht verborgen geblieben, dass der Junge diese Wege
nur mühsam schaffte. Im Sommer verwandte er sich in einem Schreiben
bei Fürst Esterházy für seinen Schützling. Er bat, der Familie Liszt in
einem ihrer Herrenhäuser, die im Zentrum Wiens standen, Unterkunft
zu bewilligen. Auch Adam Liszt hatte nicht versäumt, den Fürsten um
eine derartige Gunst zu bitten. Vielleicht war aber die Fürsprache des
Grafen Palffy, der einem alten ungarischen Adelsgeschlecht angehörte,
das Zünglein an der Waage. Dieser hatte den kleinen Künstler bei einem
Fest erlebt, das an Glanz kaum zu übertreffen war. János Bihary und
seine Zigeunerkapelle traten auf, Rossini, der die ganze Stadt mit
seinen
Opern in Begeisterung versetzte, war da und am Ende spielte Franzl und
gab dem festlichen Abend einen krönenden Abschluss. Er bekam zehn
Dukaten geschenkt und war überglücklich, jedoch nicht, weil ihm seine
Fähigkeiten einen Lohn eingebracht hatten, vielmehr darüber, dass er
den Zigeunergeiger erleben durfte. Oh, wie hatte dessen Spiel ihn an
zuhause erinnert! Franzl war es vorgekommen, als läge das schon viele
Jahre zurück, so sehr war er schon von dem rasanten Wiener Leben
gefangen genommen. Doch als Bihary seine Geige erklingen ließ, war es
Franzl, als befände er sich im Szegszarder Wald hinter den Hügeln. Die
Freude, die er empfunden hatte, wenn die Zigeuner im Dorf aufspielten,
der Zauber von damals, der nichts an Inspiration und beseligendem
Glücksgefühl verloren hatte, all das wurde in ihm lebendig. Diese
Musik! Es war, als hörte er Heimatklänge, die ihm für Augenblicke die
Kindheit zurückbrachten, die er in seinem Dorf zurückgelassen hatte.
Die Melancholie, die dem Spiel innewohnte, fühlte er wie seine eigene.
Er ließ sich von der Geige des Bihary verzaubern, um anschließend
wieder in die Welt der musikalischen Kunst mit ihren Regeln und Noten
zurückzukehren, ohne die magischen Töne jemals zu vergessen.
Graf Palffy schien großen Einfluss auf Esterházy zu haben, denn der
Fürst stimmte den Bittgesuchen einer neuen Wohnung wegen zu.
Schon im Oktober desselben Jahres zog die Familie nach Wien hinein,
richtete in der Krugerstraße ihr neues Zuhause ein und wohnte nun in
unmittelbarer Nähe von Carl Czerny. Auch der Weg, den Franzl zu Salieri
ging, war nicht mehr weit. Dieser hatte den Unterricht erweitert und
unterwies den Jungen von da an täglich. Franzl lief die kurzen Strecken
mit großem Vergnügen und mit viel mehr Aufmerksamkeit, da sie ihn
nicht mehr derart erschöpften. Er erfreute sich an allem, was er sah.
Die
Stadt beeindruckte ihn zunehmend. Raiding schien vergessen. Seine
Ausbildung, die ganz selbstverständlich das Komponieren mit einbezog,
machte ausgezeichnete Fortschritte.
Bei der Fülle von neuen
Eindrücken >>>
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