Franz Liszt Leben

Die Enttäuschung, die Liszt der Absage wegen empfand, saß tief. Man hatte ihm zum Trost zweihundert Gulden bewilligt, die jedoch keinesfalls für die Ausbildung genügten und die Adam Liszt nicht annahm. So wollte er sich nicht abspeisen lassen. So nicht! Ein wenig verbittert dachte er an Hummel. Der einstige Freund hatte sich in einem Brief sofort bereit erklärt, Franzl zu unterrichten, nannte allerdings ein derart hohes Honorar, dass der Vater den flüchtigen Gedanken an Weimar sofort aus seinem Kopf verbannt hatte. Die Erinnerung daran verstimmte ihn. Doch sein Ziel, aus dem Knaben einen großen Musiker zu machen, behielt er beharrlich im Auge. Daran konnte auch die Absage des Fürsten in Eisenstadt nichts ändern. Es musste eine neue Gelegenheit gefunden werden! Diese fand sich tatsächlich. Franzl sollte in Ödenburg bei Baron Sigismund von Braun auftreten. Dieser war selbst praktizierender Musiker. Es war ihm hinterbracht worden, dass der neunjährige Knabe des Schäfermeisters Adam Liszt aus Raiding überdurchschnittlich gut Klavier spielte. Der Baron ließ ein Konzert arrangieren und den Jungen mit seinen Eltern bei sich erscheinen. Das war im Oktober 1820. Franzl, der von leichtem Fieber recht angegriffen war und fröstelte, nahm seinen Platz am Klavier vor dem Orchester ein. Zum Erstaunen des Dirigenten und des ganzen Publikums spielte er das Es-Dur-Konzert von Ries makellos und mit grandioser Fertigkeit. Ries’ Musik war ihm längst vertraut geworden. Sein Vortrag gelang ihm so vorzüglich, dass sich sein Ruf als Wunderknabe schnell in den aristokratischen Kreisen verbreitete. Adam Liszt fühlte sich in seiner Rolle als Impresario bestätigt und war eifrig bemüht, schnellstens einen nächsten Auftritt zu arrangieren, was ihm zunächst nicht gelang, da die Gesundheit des Knaben sehr unbeständig war. Die Esterházys waren die bedeutendste Adelsfamilie im Kaisertum Österreich-Ungarn. Ihre Grafen und Fürsten hatten in mehreren Städten prächtige Villen und Schlösser, nicht nur in Eisenstadt, wo der ehemalige Arbeitgeber von Adam Liszt, Nikolaus Esterházy, residierte. Auch in Pressburg gab es fürstliche Residenzen. Eine davon, das Pauli-Palais, bewohnte Graf Mihály Esterházy. Es war Liszt nach hartnäckigem Bitten gelungen, seinen Sohn in diesem Palast dem Grafen vorstellen zu dürfen. Am 26. November 1820 war es soweit. An jenem Tag bekam Franzl für seinen Auftritt die erste öffentliche Kritik. Sie wurde zwei Tage nach dem Konzert in der Pressburger Zeitung abgedruckt.

„Verflossenen Sonntag, am 26. dieses Monats, dieses in der Mittagsstunde, hatte der neunjährige Virtuose Franz Liszt, die Ehre, sich vor einer zahlreichen Versammlung des hiesigen hohen Adels und mehrerer Kunstfreunde, in der Wohnung des hochgeborenen Herrn Grafen Michael Esterházy, auf dem Clavier zu produciren. Die außerordentliche Fertigkeit dieses Künstlers, so wie auch dessen schneller Überblick im Lösen der schwersten Stücke, indem er alles, was man ihm vorlegte, vom Blatt wegspielte, erregte allgemeine Bewunderung, und berechtigt zu den herrlichsten Erwartungen.“

Das Pressburger Konzert hatte den Hochadel und die kunstverständige Zuhörerschaft nachhaltig beeindruckt. Die Kunde von den erstaunlichen Fähigkeiten des kleinen Franz Liszt sprach sich herum und kam auch Fürst Esterházy in Eisenstadt zu Ohren. Er erklärte sich daraufhin bereit, das Gesuch Adam Liszts um einen bezahlten Jahresurlaub nun doch zu bewilligen. Auch einige der wohlhabenden Besucher des Konzerts unterstützen die Pläne des Vaters, halfen mit guten Worten und versprachen, eine bestimmte Summe zur Verfügung zu stellen, damit der Knabe eine ordentliche Ausbildung erhalte.  

Nun konnte Liszt seinen Entschluss wahr machen >>>

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