Franz Liszt Leben
Im Herbst des Jahres 1819 hatte der Vater von Franz Liszt seinen
Buben nach
Eisenstadt mitgenommen. Fürst Esterházy gab eine große Gesellschaft
während der Jagdsaison. Liszt erhielt auf seine Fürbitte hin den
Bescheid,
dass der Sohn auf diesem Fest spielen dürfe. Endlich wurde es möglich,
den Jungen vor einem kunstverständigen Publikum zu präsentieren.
Die Damen und Herren aus guten Häusern und mit klangvollen Namen
waren im Wildschweinsaal des Schlosses versammelt und als Franzl
sich ungelenk ans Klavier setzte, lächelte der Fürst huldvoll und nickte
ihm zu. Nach kurzer Zeit war das fürstliche Lächeln einem deutlichen
Erstaunen gewichen. Esterházy applaudierte heftig und war höchst
angetan von dem Spiel des jungen Liszt. Und als dieser dann über
bekannte Themen improvisierte, kannte die Bewunderung des Fürsten
kein Ende. In seiner Begeisterung schenkte er ihm einen Gala-Anzug.
Adam Liszt verneigte sich für seinen Sohn und dachte daran, wie stolz er
einst auf seine Orchesteruniform gewesen war, die er in den Konzerten
trug. Der fürstliche Anzug, den Franzl bekommen hatte, war noch viel
edler. Vater Liszt war von einem Gefühl des Glücks und der Dankbarkeit
durchdrungen, als hätte er selbst dieses Geschenk bekommen.
Und Franzl? Der war gleichfalls außer sich vor Freude. Es war ja auch
wirklich eine feine Gesellschaft, vor der gespielt hatte. Er dachte an
die Kaffeenachmittage, zu denen der Vater ihn sonst mitgenommen
hatte. Die Verwandten und Bekannten hatten ihm, dem blassen
Knaben, artig applaudiert und es gab Kuchen. Der Beifall heute, oh,
der war etwas Besonderes. Die vornehmen Herrschaften hatten seine
musikalischen Fähigkeiten beklatscht und mit dem schmucken Gala-
Anzug würde er aussehen wie einer von ihnen. Dabei kannte Franzl
keine Standesunterschiede. Vor Gott waren alle Menschen gleich. So
lehrte es die Heilige Schrift und so hatte es ihm die Mutter
beigebracht.
Der Erfolg des Konzertes ermutigte den Vater, einen Brief an den Fürsten
zu schreiben. Er warf sich darin Seiner Durchlaucht zu Füßen, pries
Franzl
als sein Unternehmen und schilderte die Opfer, die er dieses Kindes
wegen bereits erbracht hatte. Das waren nicht wenige, und der Fürst, so
hoffte Liszt, würde nicht umhin können, ihm eine Anstellung in Wien zu
bewilligen. Als ausweichende Möglichkeit schlug Liszt einen bezahlten
Urlaub vor, damit er die Anfänge seines kostspieligen Unternehmens
leiten könne. Er hatte nicht vergessen, dem Fürsten zu schildern, was
Franzl in kaum zwei Jahren mit Leichtigkeit zu spielen vermochte,
erwähnte Beethoven, Mozart, Bach und andere Komponisten, die
bereits großes Ansehen genossen und betonte, dass die Fortschritte
seines Jungen noch großartiger wären, hätten nicht Krankheiten, der
Mangel an Ausbildung und Musikalien den Fleiß des Kindes gehemmt.
In Vertretung des Sohnes, der sich einem Mäzen empfiehlt, zählte
Liszt in gewohnter Detailtreue die Einnahmen von Verkäufen aus
seinen privaten Viehbeständen auf, die Ausgaben, die er bereits hatte
aufwenden müssen und in der Hoffnung, des Fürsten gnädigstes Gehör
zu finden, schickte er den Brief im April des Jahres 1820 nach
Eisenstadt.
Der Urlaub wurde abgelehnt.
Die
Enttäuschung, die Liszt der Absage wegen empfand, saß tief >>>
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