Franz Liszt Biographie
Franz Liszt dachte an England. So sehr ihn das Land
jenseits des Kanals
auch immer bedrückt hatte, so gern erinnerte er sich an die Konzerte in
Windsor, bei denen er König George IV. vorgestellt worden war. Zweimal
war er ihm begegnet. Er dachte an das Konzert im Königlichen Theater Drury Lane und wie sehr er selbst diese erste Reise nach England
genossen hatte. Nur an das melancholische Wetter erinnerte er sich
nicht gern und die ganz andere Art der Begeisterung der Engländer.
Sie waren längst nicht so euphorisch wie die Franzosen. Sie waren
vornehmer in ihrer Art, so, als verböte ihnen ein Gesetz, in
frenetischen
Jubel auszubrechen. Das war eben nicht britisch. Doch die Engländer
hatten ihn immerhin „Master Liszt“ genannt und nicht „Le petit Litz“,
wie
die Franzosen es taten und damit seinen Namen nicht nur völlig entstellt
aussprachen, sondern ihn zudem auch noch falsch zu schreiben
pflegten. Die „Gazette de France“ hatte sogar die Besprechung seiner
Oper despektierlich mit „Der junge Liltz“ begonnen. LILTZ, was für eine
abartige Schreibweise.
Auch hier, in diesem Badeort war er aufgetreten. Das war vor zwei Jahren
gewesen. Da hatte er mit dem Vater schon einmal vierzehn Tage in
Boulogne-sur-Mer aufgehalten. Das Strandcasino war voll, als bekannt
geworden war, dass er an diesem Sommerkonzert teilnehmen würde.
Franz seufzte leise und konnte seinen Blick nicht von dem Gesicht des
Vaters abwenden, das eine berührende Friedfertigkeit ausstrahlte.
Die vielen Konzerte in der französischen Provinz kamen ihm in den Sinn.
Er hatte das Gefühl, kaum noch Luft zu bekommen, wenn er nur daran
dachte, so sehr wirkte die Hetzerei in seiner Erinnerung nach. Ein
halbes
Jahr lang waren sie unterwegs gewesen und egal, wo sie hinkamen,
Franz’ Konzerte hatten überall großen Erfolg. Ja, der Vater hatte es gut
gemeint. Jede Möglichkeit, die sich bot, hatte er in einen Konzertabend
verwandelte. Wohl waren die Verdienste auf diesen Reisen sehr gut,
doch das war für den um finanzielle Sicherheit bemühten Adam Liszt
wohl dennoch nicht die Hauptsache gewesen.
Franz hatte gespürt, dass der Vater seinen eigenen Träumen nachgejagt
war und sich trotzdem dabei ganz zurück genommen hatte, um in des
Sohnes Schatten glücklich zu sein.
Mein lieber, lieber Vater. Du bist fünfzig Jahre alt geworden und
hattest
bestimmt noch viele Träume. Franz rannen die Tränen über das Gesicht.
Was hast du nicht alles getan, um mir die Welt der Musik zu Füßen
zu legen, damit ich andere auf meine Art damit beschenken kann?
Na ja, manchmal haben wir auch Differenzen gehabt, erinnerte sich
Franz. Da waren die religiösen Bücher, die ich nicht mehr lesen durfte.
Meine Nachdenklichkeit hat dich irritiert. Meine alberne Lebhaftigkeit
gefiel dir erheblich besser. Ach, Vater, du hättest mir die Bücher nicht
verbieten sollen. Ich habe heimlich darin gelesen. Und du hast dich in
musikalischen Dingen trotzdem auf mich verlassen können. Die Musik
ist ja schließlich auch mein Leben. Aber die Religion kann ich deshalb
nicht daraus verbannen.
Ich
denke, ich bin für die Musik auserwählt >>>
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