Hedwig Courths-Mahler Lebenslauf
Wie kaum eine andere Schriftstellerin wurde
sie zu Lebzeiten ebenso diffamiert wie
begeistert gelesen – Hedwig Courths-Mahler.
Die Autorin von mehr als 200 Liebesromanen wurde
am
18. Februar 1867 in Nebra im Unstruttal
(Sachsen-Anhalt) geboren. Das uneheliche Kind,
deren Mutter die Marketenderin Henriette Mahler
und deren Vater der Saaleschiffer Ernst Schmidt
waren, wurde nach dem Tod des Vaters als
Halbwaise bei einem Schusterehepaar in
Weißenfels aufgenommen, wo sie aufwuchs.
Nachdem sie früh die Schule verlassen hatte, um
finanziell auf eigenen Füßen stehen zu können,
wurde sie in Leipzig bei einer alten Dame
Gesellschafterin. Ihr las sie vor und entdeckte
dabei ihre Liebe zum Schreiben. Hedwig Mahler
verfasste als 17-Jährige ihre erste Erzählung,
„Wo die Heide blüht“, die in einer Lokalzeitung
ihre ersten Leser fand. Die Zeitung ging
bankrott und aus der Konkursmasse wurden der
Autorin für ihre erste Geschichte 42 Pfennig
Honorar zuteil. Unverdrossen versuchte sie es
weiter und schickte eine Novelle bei einer
anderen Zeitung ein. Wieder wurde ihre
Geschichte gedruckt und das Honorar betrug
zehn
Mark, eine große Summe für die damalige Zeit.
Im
Jahr 1889 ging Hedwig Mahler in Leipzig mit
dem Dekorationsmaler Fritz Courths die Ehe ein.
Bald kam die Tochter Margarethe zur Welt und
zwei Jahre später deren Schwester Friederike.
Das Leben des Ehepaars war karg, doch Hedwig
Courths war eine starke Frau, die sogar für
ihren Mann fündig wurde und ihm durch das Lesen
vieler Anzeigen zu einer guten Stelle als
Dekorateur verhalf. Die Familie erlangte einen
annehmbaren Lebensstandard, zog in eine bessere
Wohnung und sogar Theaterbesuche waren möglich
geworden. Durch stetes Ausleihen von Romanen
wurde die junge Frau wieder zunehmend zum
Schreiben animiert.
Nachdem im „Chemnitzer Tageblatt“ ihr erster
Roman „Licht und Schatten“ in Fortsetzungen
erschienen war, nahm ihre Produktivität
sprunghaft zu. Auch der Doppelname war geboren
und unter dem brachte Hedwig Courths-Mahler
jährlich mehrere Romane auf den Markt.
Bevor sie nach Tegernsee in Bayern zog, um dort
mit ihrer Familie zu leben, hatte Courths-Mahler
die Jahre von 1905 bis 1935 in Berlin verbracht.
Noch vor dem Ersten Weltkrieg waren ihre Romane
in zahlreiche Sprachen übersetzt worden und
hatten reißenden Absatz gefunden.
Wie alle berufstätigen Schriftsteller war sie
während der nationalsozialistischen Diktatur
Mitglied der Reichsschrifttumskammer, jedoch ein
sehr unangepasstes Mitglied, weil sie sich
weigerte, in ihre Romane die NS-Vorgaben
einzuarbeiten. Es gab deshalb kaum Neuauflagen
ihrer Bücher. Ihre Bemühungen, aus der
Reichsschrifttumskammer entlassen zu werden,
scheiterten.
Ganz Deutschland las inzwischen ihre Romane, die
alle nach demselben Grundschema gestaltet
waren.
Dass die Autorin im Grunde mit der deutschen
Schriftsprache und mit der Rechtschreibung auf
Kriegsfuß stand, spielte keine Rolle, denn
Lektoren sorgten für das entsprechende Deutsch.
Den Romanen war jedoch in hohem Maße Herz und
Verstand eigen, das hatte bereits der Redakteur
des „Chemnitzer Tageblattes“ erkannt, der ihren
ersten Roman trotz der vielen Fehler angenommen
hatte. An diesen Äußerlichkeiten störte er sich
nicht. Letztendlich traf Hedwig Courths-Mahler
mit ihren Geschichten den Nerv der Zeit und die
Sehnsucht der einfachen Leute, die in den
Courths-Mahler-Geschichten so richtig mitfiebern
konnten. Sie war sich selbst sehr wohl dessen
bewusst, dass sie keine große Literatur schuf.
Doch sie schuf etwas, wofür ganz offensichtlich
großer Bedarf vorhanden war. Sie brachte
Geschichten zu Papier, die zwar vom Alltag weit
entfernt waren, die aber dennoch für eine
gewisse Zeit Träume wahr werden ließen. Wer ihre
Romane einmal zu lesen angefangen hatte, konnte
schwer wieder aufhören.
Da schon zu ihren Lebzeiten etliche ihrer Romane
erfolgreich verfilmt worden waren, kam
Courths-Mahler allmählich zu einem ansehnlichen
Vermögen.
Erst als die Romane bei den Nazis verpönt wurden
und der Absatz daraufhin zurückging, gab die
emsige Autorin das Schreiben auf. Auch familiär
wurde es immer schwerer. Nach einer 37 Jahre
währenden Ehe starb Fritz Courths. Die beiden
Schwiegersöhne starben, einer verübte
Selbstmord, der andere erlag seinem Krebsleiden.
1941 kamen Nazifamilien in das Haus am
Tegernsee, sie wurden dort einquartiert und
damit war der geliebte „Mutterhof“, wie sie ihr
Daheim benannt hatte, nicht mehr das, was er
einmal war. Nach der Einquartierung der
Nazifamilien hatte Hedwig Courths-Mahler nur
noch ihr kleines Zimmer und ein Bad.
Als der Zweite Weltkrieg beendet war, wurde der
Mutterhof von einem US-Oberst für „tabu“
erklärt. Damit bedankte sich der Oberst, dass
die Romane ihm geholfen hatten Deutsch zu
lernen.
Nun wurden auch die Romane der Hedwig
Courths-Mahler wieder gedruckt, allerdings nur
im Westen Deutschlands, in der DDR bestand ein
Verbot dafür, jedoch kannte man die „Dreigroschen“-Schriftstellerin
dennoch.
Die produktive, erfolgreiche und gleichsam
geschmähte Autorin starb am
26. November 1950 in
ihrem Haus am Tegernsee.