Gottfried Galle Lebenslauf
Der als Mitentdecker des Planeten
Neptun nicht nur in der Fachwelt bekannt
gewordene Astronom Johann Gottfried
Galle kam am
9. Juni 1812 in einem
„Pabst“ genannten Waldstück am Rande der
damals noch drei Jahre zum Königreich
Sachsen gehörigen Gemeinde Radis auf die
Welt. 1815 fiel der sächsische Kurkreis,
zu dem Radis gehörte, mit weiteren
sächsischen Gebieten an die preußische
Krone und der
kleine Johann Gottfried Galle wurde
Preuße. Sein Vater, der ebenfalls Johann
Gottfried (1790–1853) hieß, und seine
Mutter, Henriette (geb. Pannier,
1790–1839) zählten als Teerofenpächter
zur dörflichen Mittelschicht.
Johann Gottfried Galle wuchs als
ältestes von insgesamt sieben Kindern in
seinem Geburtshaus, dem „Pabsthaus“,
auf. Angeblich ging der Name des
Gebäudes, das früher als Schenke gedient
hatte, auf einen Ausspruch Martin
Luthers zurück. Er soll nach dem
Missgenuss vom saurem Bier dort empört
die Worte: „Ich wollte, dass der Pabst
es soff!" ausgestoßen haben.
Von 1818 bis 1825 besuchte Galle die
Dorfschule von Radis und wechselte
danach auf das Gymnasium im 20 km
entfernten Wittenberg. Von 1830 bis 1833
besuchte er die Berliner Universität und
hörte dort Mathematik und
Philosophie.
Die nächsten zwei Jahre verdiente sich
Galle als Mathematik und Physik
lehrender Oberlehrer am Gymnasium im
Oberlausitz-Städtchen Guben seinen
Lebensunterhalt.
1835 holte ihn der renommierte Astronom
Johann Franz Encke als Assistent an die
in diesem Jahr von der Dorotheenstadt
nach Kreuzberg verlegten Berliner
Sternwarte. Galle erwies sich während
seiner Tätigkeit in Berlin als überaus
rühriger und entdeckungsfreudiger
Astronom. Der 1845 zum Dr. phil.
graduierte Wissenschaftler entdeckte
1838 einen der inneren, dunklen Ringe
des Saturns und wies 1839/40 drei bis
dahin unbekannte Kometen nach.
1846 erreichte ihn ein Schreiben des
französischen Fachkollegen Urbain Jean
Joseph Le Verrier, der bei
Untersuchungen von Bahnstörungen des
Planeten Uranus Hinweise auf einen
achten Planeten im Sonnensystem, dessen
Existenz bereits seit dem 17.
Jahrhundert angenommen worden war,
erhalten hatte. Le Verrier bat Galle, im
vermuteten Himmelsquadranten nach dem
Planeten zu suchen. Nach
weniger als einer Stunde intensiver
Suche am nächtlichen Himmel konnten
Galle und sein Assistent Heinrich Louis
d’Arrest am 23. September 1846 den
gesuchten Planeten entdecken. Der
zunächst „Le Verriers Planet“ genannte
Himmelskörper wurde seit
1847 allgemein
als „Neptun“ bezeichnet.
Galle hat seinen Anteil an der
Neptun-Entdeckung bescheiden relativiert
und trotz der nationalstolzen
Aufmerksamkeit der deutschen
Öffentlichkeit stets Le Verrier als
eigentlichen Neptun-Entdecker
bezeichnet. Die öffentliche
Aufmerksamkeit hat aber sicher mit dazu
beigetragen, dass Galle 1847 zum
Direktor der Königsberger Sternwarte
avancieren sollte. Galle blieb jedoch in
Berlin und wechselte dann 1851 als
Direktor an die Breslauer
Universitäts-Sternwarte. 1856 erhielt er
als Astronomie-Professor den Ruf an die
Breslauer Universität. In Folge wirkte
er dort mehr als 40 Jahre als
Universitätslehrer. Der mehr als 200
Fachwerke veröffentlichende Gelehrte
forschte und lehrte neben der
eigentlichen Sternenkunde auch auf den
Gebieten der Klimatologie und des
Erdmagnetismus. Galles penibel
zusammengestelltes Kometenverzeichnis
wurde ein bis ins 21. Jahrhundert
verwendetes Standardwerk.
Am 10. Juli 1910 starb der 98-jährige
Astronom in Potsdam. Einer seiner beiden
Söhne, Andreas Wilhelm Gottfried Galle
(1858–1943), wurde ebenfalls ein in der
Fachwelt bekannter Astronom und machte
sich darüber hinaus einen Namen als
Geodät.
Gottfried Galle Seiten,
Steckbrief etc.
n.n.v.